Selbstständig leben im ländlichen Raum

Freitag. 19. Dezember 2014 (Iris Kroon-Lottes)
Vortragende: Markus Biedermann, Helga Strube, Gabriele Langer, Prof. Holger Hassel, Eugen Eger, und Ulrike Wahl (v.l.)
Die Ernährung im Alter stand im Mittelpunkt des Gesprächs von Markus Biedermann, Helga Strube, Gabriele Langer, Prof. Holger Hassel, Eugen Eger, und Ulrike Wahl (v.l.)
Im Dialog:  Dr. Helmut Strobl, Gabriele Lippmann, Prof. Holger Hassel, Dr. Gerhard Beyer, und Martina Roos(v.li.)
Zum Thema „Bewegung“ tauschten sich aus: Dr. Helmut Strobl, Gabriele Lippmann, Prof. Holger Hassel, Dr. Gerhard Beyer, und Martina Roos(v.li.) tauschten sich zum Thema „Bewegung“ aus.
Annegret Schefold, Johanna Thomack, und Prof. Holger Hassel (v.li.) im Gespräch
Annegret Schefold, Johanna Thomack, und Prof. Holger Hassel (v.li.) widmeten sich dem Thema Wohnen im Alter.

Wie sieht das Leben im Alltag in ländlichen Regionen in Zukunft aus? Antworten auf diese Frage fanden Vertreter aus Seniorenberatung, Altenhilfe, Ernährung, Wohnen, Freizeit und Sport bei der Fachtagung „Wohnen - Essen - Bewegen im Alter. Selbstständig leben im ländlichen Raum“ an der Hochschule Coburg.

Die Tagung wurde vom Institut für angewandte Gesundheitswissenschaften (IaG) der Hochschule Coburg in Kooperation mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) veranstaltet und vom Landkreis Coburg und dem Mehr Generationen Haus der AWO-Treff am Bürglaßschlösschen unterstützt.

Viele Menschen möchten auch im Alter in ihrer eigenen Wohnung leben und aktiv am sozialen Leben teilnehmen. Johanna Thomack, Leiterin der AWO Fachstelle für pflegende Angehörige im Treff am Bürglaßschlösschen Coburg, stellte das Projekt einer Coburger Wohnungsgemeinschaft vor, die insgesamt 16 Wohnungen hat. Zusätzlich gibt es eine Gemeinschaftswohnung, die für Spielenachmittage, gesellige Treffen, aber auch als Übernachtungsmöglichkeit für Angehörige oder Pflegepersonal zur Verfügung steht. Eine externe Moderatorin regelt jede Woche auftretende Probleme und vermittelt, wenn nötig. „Das ist ein tolles Projekt, auch wenn wir keine heile Welt haben. Aber Konflikte sind normal, die kommen ja auch in Familien vor“, erklärt Johanna Thomack, die die Gemeinschaft seit dem Einzug im Jahr 2009 begleitet.

Neben dem richtigen Wohnkonzept im Alter spielt auch der Genuss beim Essen eine große Rolle. Gesund und lecker - kann „Essen auf Rädern“ zum Genuss verführen? fragte der diplomierte Küchenchef Markus Biedermann, der aus der Schweiz angereist war und sich als Heimkoch und Autor bereits seit Jahren einen Namen gemacht hat. Als Heimleiter und Diplom-Gerontologe, kennt er die Gastronomie und die Alterspflege aus langjähriger Praxis. Es war nicht zuletzt die Erfahrung liebloser Essenszubereitung in Heimen und Krankenhäusern, die ihn zu neuen Ideen für die Speisepläne älterer Menschen anspornten. „Kochen ist die Sprache, die alle verstehen“ weiß er aus Erfahrung. Biedermann setzt bei seiner Mission auf Biografiearbeit. „Gerüche und Rezepte können in alten Menschen viel auslösen. Warum sollen Heimbewohner Basilikum essen, wenn sie eher Rosmarin oder andere Gewürze aus ihrer Jugendzeit kennen?“. Deshalb lernt Biedermann gerne die Menschen kennen, die er bekocht und setzt sich für flexible Essenszeiten in Heimen ein. Fürsorge steht bei ihm im Vordergrund: „Ich mache mir sogar Gedanken darüber, wie früher die rote Beete geschnitten wurde – einfach um die Leute zum Essen zu verführen“, verrät der Heimkoch.

Wie Bewegung bis ins hohe Alter funktionieren kann, erklärte Dr. Helmut Strobl vom Studiengang Integrative Gesundheitsförderung der Hochschule Coburg. „Sportliche Betätigung kann den altersbedingten kognitiven Abbau eines Menschen verzögern und das Gefühl vermitteln, etwas Sinnvolles zu tun“, erklärte er. Deshalb sei es wichtig die Motorik und Sensorik möglichst lange zu fördern. Zudem sei Sport eine gute Möglichkeit, im Alter Kontakte zu anderen aufzubauen, um Isolation zu vermeiden.  Wichtig sei es, zielgruppengerechte Angebote zu finden und Spaß an der Bewegung zu haben. Abschließend fasste Prof. Dr. Holger Hassel, Leiter des Instituts für angewandte Gesundheitswissenschaften (IaG), die vielen Ergebnisse zusammen: „In den drei Bereichen Wohnen, Essen und Bewegen geht es nicht ohne die Beteiligung von Experten, Institutionen und Kommunen. Im Mittelpunkt dabei stehen die Werte Toleranz und Selbstbestimmung. Wichtig für eine Leben in Balance im Alter sind geistige und körperliche Aktivitäten“.