Bedürfnisse pflegender Angehöriger nicht erfüllt

Donnerstag. 14. Juli 2016 (Mareike de Raaf)

Eine Studie der Hochschule Coburg ergibt: Viele pflegende Angehörige meinen, dass ihre Bedürfnisse zu kurz kommen. Der Wunsch nach Austausch und Beratung ist groß. Die Angehörigen fühlen sich über Hilfsangebote nicht ausreichend informiert, und häufig fehlen passende Angebote in der Nähe.

Viele Pflegebedürftige werden in Deutschland von ihren Angehörigen betreut. Daten über die pflegenden Angehörigen gibt es nur wenige. Anne Weber aus dem Studiengang Integrative Gesundheitsförderung der Hochschule Coburg führte unter Leitung von Prof. Dr. Niko Kohls eine Studie zu den Bedürfnissen pflegender Angehöriger durch. 158 Fragebögen wurden von pflegenden Privatpersonen in ganz Deutschland ausgefüllt und konnten nun ausgewertet werden. Die Studie entstand in Kooperation mit der Wir-Stiftung, einer ehrenamtlichen Interessenvertretung pflegender Angehöriger und in Zusammenarbeit mit Dr. med. Martin Offenbächer von der LMU München. Die Befragung konzentriert sich auf die Bedürfnisse und Erfahrungen pflegender Angehöriger im Stadt-Land-Vergleich.

Die Studie zeigt: Die Angehörigen nehmen ihre Pflegearbeit als Selbstverständlichkeit wahr, die sie aus Zuneigung leisten. Eine professionelle Pflegeinrichtung lehnen sie daher ab. Unterstützung wünschen sich viele jedoch in Form einer Beratung und praktischen Hilfe durch Fachkräfte. Durch die Pflege fühlen sich viele Angehörige isoliert und ausgelaugt. Sie haben ein großes Gesprächsbedürfnis und fühlen sich über Hilfsangebote zu wenig informiert.

Die Unterschiede zwischen Stadt und Land sind groß. In größeren Städten können Pflegende auf eine gut ausgebaute Infrastruktur und eine Vielzahl an Beratungsstellen zurückgreifen. Hier finden sich Selbsthilfe-Gruppen, in denen sich die Angehörigen miteinander vernetzen können. Auf dem Land ist das nicht der Fall. Die wenigen Beratungsstellen sind mit weiten Wegen für die Betroffenen verbunden. Die Studie zeigt hier Handlungsbedarf auf.

Die Ergebnisse der Studie wurden den Referatsleitern für Familienpflegezeit und pflegende Angehörige des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben übergeben. Sie fließen zudem in einen Projektantrag der Hochschule Coburg beim Bundesministerium für Gesundheit ein, das sich mit den ethischen Aspekten des demographischen Wandels im Gesundheitswesen befassen wird.