Von der Floristik zur Innenarchitektur

Donnerstag. 06. April 2017 (Pressestelle)

Nicole Gambichler hat nach ihrem Hauptschulabschluss eine dreijährige Ausbildung zur Floristin absolviert. Heute arbeitet sie als Beraterin bei einem Bauunternehmen. Denn vor kurzem hat sie an der Hochschule Coburg ihr Masterstudium abgeschlossen und zeigt damit: Viele Wege führen ins Studium.

Frau Gambichler, nach Ihrem Hauptschulabschluss haben Sie eine Ausbildung zur Floristin gemacht. Wie kam es zu diesem Berufswunsch?

Meine Familie hatte mir empfohlen, noch die Mittlere Reife zu machen. Ich wollte aber möglichst bald einen handwerklichen Beruf ergreifen. Ich hatte schon immer lieber meinen Eltern im Garten geholfen als drinnen am Schreibtisch zu sitzen. In einer Gärtnerei im Nachbarort konnte ich dann meine Ausbildung absolvieren.

Wie hat Ihnen die Ausbildung gefallen?

Die war vom ersten Tag an das Richtige für mich. Mir gefiel der Kundenkontakt und ich hatte schnell eigene Bereiche und konnte Verantwortung übernehmen. In der Gärtnerei habe ich anschließend auch als Gesellin gearbeitet. Insgesamt war ich zehn Jahre dort und habe in der Zeit nebenberuflich die Meisterschule besucht.

Später haben Sie Innenarchitektur studiert. Wie verläuft denn der Weg von der Floristin zur Architektin?

Die Floristik hat ja auch etwas mit Materialien, Räumen und Farben zu tun, insofern gibt es da schon einen Zusammenhang. Direkten Kontakt zur Innenarchitektur bekam ich aber erst über die Meisterschule. Ich war auch regelmäßig auf Messen wie der Internationalen Pflanzenmesse. Dort habe ich in einem Trendagenten-Team mitgewirkt. In der Gruppe waren einige Innenarchitekten und Floristen, die beim Messebau versucht haben, beide Bereiche zu verbinden. Das hat mein Interesse weiter verstärkt.

Wann ist Ihr Entschluss zu studieren gereift?

Durch den Kontakt zu Innenarchitekten und mein Interesse an dem Bereich. Ich habe mich auch privat intensiv mit dem Thema beschäftigt und regelmäßig Fachbücher und -zeitschriften gelesen. Für die Hochschule Coburg entschied ich mich, weil das Innenarchitektur-Studium dort sehr praxisbezogen angelegt ist. Außer auf der Internetseite konnte ich mich beim Tag der offenen Tür und bei den Coburger Designtagen informieren, an denen die Hochschule teilnimmt.

Was haben Ihre Familie und Ihr Arbeitgeber zu der Entscheidung gesagt?

Meine Schwester und mein Freund waren begeistert und haben mich in dem Entschluss bestärkt. Meine Eltern waren etwas zögerlicher, weil ich ja schon Floristmeisterin war und eine gute Anstellung hatte. Mein Arbeitgeber war vor allem froh, dass ich keinen eigenen Blumenladen in der Nähe eröffnen wollte. (lacht)

Wie haben Sie den Start ins Studium empfunden?

In den Vorlesungen zu sitzen, war schon eine Umstellung. Aber dadurch, dass der Studiengang sehr praxisbezogen war und das Lernen an der Meisterschule auch noch nicht so lange her war, war die Freude über das Neue größer. Was mit Farbenlehre oder Materialien zu tun hatte, kannte ich bereits aus der Floristik. Fächer wie Baukonstruktion und der gesamte technische Hintergrund waren dagegen ganz neu für mich. Damit kam ich aber gut zurecht. Die Dozenten legten auch viel Wert auf Teamarbeit. Der Austausch in den Gruppen half ebenfalls.

An den Bachelor haben Sie ein Master-Studium in Design angeschlossen. Warum wollten Sie mit dem Master weitermachen?

Im Master-Studium wurden die Inhalte aus dem Bachelor-Studium noch einmal vertieft. Dazu kamen Einblicke in die Bereiche Produktdesign und Architektur. Deshalb war für mich das Studium mit dem Master erst richtig abgeschlossen. Zum Studium gehörte auch ein Praktikum in Meran mit den Schwerpunkten Hoteldesign und Design privater Wohnräume. Da ich das Bachelor-Studium in der Regelstudienzeit geschafft hatte, konnte ich unmittelbar anschließend mit dem Master-Studium beginnen.

Welche beruflichen Pläne haben Sie?

Ich arbeite jetzt im Bereich Projektentwicklung Wohn- und Gewerbebau bei einem Bauunternehmen. Dort berate ich zum Beispiel Kunden, die beim Bau von Mehrfamilienhäusern besondere Wünsche für ihre Wohnungen haben. Später möchte ich vielleicht ein eigenes Planungsbüro führen. Und die Floristik ist weiterhin meine Leidenschaft, die bleibt auf jeden Fall dabei.

Das Interview führte Heinz Peter Krieger.

Nicole Gambichler wurde während Ihres Studiums durch das Aufstiegsstipendium der Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung gefördert. Das Aufstiegsstipendium unterstützt Fachkräfte mit Berufsausbildung und Praxiserfahrung beim Hochschulstudium. Aktuell läuft wieder die Bewerbungsphase. Mehr Informationen unter: https://www.sbb-stipendien.de/aufstiegsstipendium.html