Zeitzeugin des Holocaust erinnert sich

Freitag. 05. Dezember 2008 (Dr. Margareta Bögelein)
Dr. Trude Levi, Überlebende des KZ Buchenwald, sprach vor Studierenden der Hochschule Coburg.
Dr. Trude Levi, Überlebende des KZ Buchenwald, sprach vor Studierenden der Hochschule Coburg.

„ Der Holocaust war anders als andere Völkermorde.“ Diese Aussage belegte Dr. Trude Levi, Überlebende des Holocaust, bei ihrem Vortrag an der Hochschule Coburg anhand einer Rentabilitätsberechnung für Zwangsarbeiter. In diesem Dokument wird betriebwirtschaftlich exakt ermittelt, wie viel Reichsmark der deutsche Staat an einem Zwangsarbeiter „ verdient“. Besonders makaber erscheint dabei, dass das NS-Regime mit einer Einsatzdauer von insgesamt 270 Tagen rechnet und auch noch die Verwertung der Kleidung, der Knochen und des Zahngoldes mit ins Kalkül zieht.

Dr. Trude Levi war auf Einladung von Frau Prof. Dr. Gaby Franger-Huhle an die Hochschule gekommen. Ihr Referat war Teil der Vorlesung „ Menschenrechtspolitische Perspektiven der Sozialen Arbeit“. Zudem jährt sich in diesem Jahr die Reichspogromnacht zum 70. Mal. Dr. Levi schilderte den Studierenden in der vollbesetzten Aula ihre schrecklichen Erlebnisse. Tief berührt lauschten die Zuhörer den erschütternden Erlebnissen der 84jährigen, die heute in England lebt. Sie wurde im Alter von 20 Jahren als österreichisch-ungarische Jüdin zunächst in das KZ Auschwitz-Birkenau und dann in das KZ Weimar-Buchenwald verschleppt. Von dort ging es dann nach Hessisch Lichtenau, wo Frau Levi als Zwangsarbeiterin in der Munitionsfabrik Dynamit Nobel eingesetzt war. Die Befreiung durch die Amerikaner kam im April 1945 nach einem zehntägigen Todesmarsch. Aber auch danach war das Leben der Jüdin nicht leicht. Zwölf Jahre lang reiste sie als Staatenlose durch Europa, versteckt sich, arbeitete ohne Erlaubnis, hungerte und hielt sich nur notdürftig über Wasser. Dr. Trude Levi will sich mit ihren persönlichen Schilderungen gegen das Vergessen stemmen. In diesem Jahr wurde sie für ihr Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.