Geschlechtergerechtigkeit im MINT-Studium

Potenzial entfalten ohne Klischees

Die Hochschule Coburg hat sich zum Ziel gesetzt, ein Studien- und Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem alle Mitglieder der Hochschule gute Arbeitsbedingungen vorfinden, nicht benachteiligt werden und frei von Geschlechterbildern ihr Potenzial entwickeln können. Das Projekt „Förderung von Genderkompetenzen an der Hochschule Coburg “ unterstützt die Hochschule in ihrem Engagement, Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit im täglichen Miteinander mit Leben zu füllen.

Warum über Geschlecht nachdenken, wenn man später einen Motor bauen oder Software entwickeln will?

An wen denkt man, wenn man sich eine erfolgreiche Person in den Technikwissenschaften vorstellt? Werden Autos anders entwickelt, je nachdem, ob die Zielgruppe männlich oder weiblich ist? Wie werden Sicherheitsgurte geprüft und seit wann gibt es Crashtest-Dummys für schwangere Frauen und Kinder? Wie werden Algorithmen programmiert und können sie Stereotype lernen und damit beachteiligen? Sei es beim Computer oder beim Bauen von Autos – Geschlechterzuschreibungen wirken sich auf Technik und deren Entwicklung, Gestaltung und Anwendung aus. Unreflektiert können diese Vorstellungen in die Technikwissenschaften einfließen und Rollenbilder und Geschlechterklischees festschreiben.

Was ist das Problem an Rollenbildern?

Rollenbilder sind Denkschablonen, die in jeder Gesellschaft vorhanden sind und im Alltag Orientierung bieten können. Das Problem daran ist, dass sie die Welt in zwei Bereiche einteilen, die männlich oder weiblich zugeordnet werden. So kann bspw. die Entscheidung für einen MINT-Studiengang oder einen sozialen Beruf, je nach Rollenbild, als normal oder als erklärungsbedürftig erscheinen, als einer vermeintlich „natürlichen“ oder sozialisationsbedingten Begabung entsprechend oder ihr zuwiderlaufend. Ob man will oder nicht – diese Bilder prägen Normalitätsvorstellungen und führen dazu, dass alle sich zu ihnen positionieren müssen. Nicht zuletzt tragen sie dazu bei, dass Menschen benachteiligt oder bevorzugt werden können, wenn sich die Bilder in den Köpfen zu Stereotypen oder Vorurteilen verfestigen.

Klischeefrei studieren! ­

Fachliche Fragestellungen und Studieninhalte auch in einen gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Kontext stellen zu können ist eine Schlüsselqualifikation, um die Chancengleichheit in der Gesellschaft von Morgen mitzugestalten. Im Rahmen des Projektes sollen die Studierenden der Hochschule Coburg darin unterstützt werden, Fragen aus der Geschlechterperspektive zu stellen und Genderkompetenzen zu entwickeln. Dies ermöglicht unter anderem, sich selbstbestimmt Ziele zu setzen, die unabhängig von Rollenvorstellungen sind und die eigenen Potenziale frei von Klischees zu entwickeln. Zudem wird die Fähigkeit gestärkt, Muster oder Hindernisse zu erkennen, die Menschen bspw. durch das Verhalten anderer oder durch das ihr eigenes Denken, in ihrer individuellen Persönlichkeitsentfaltung beeinflussen.

Gemeinsam Zukunft gestalten!

Im Zuge der zunehmenden rechtlichen Gleichstellung stellt sich die Frage, warum es sich heute noch lohnen sollte, über Chancengleichheit im Hochschulbereich nachzudenken. Über Jahrhunderte waren Frauen rechtlich eingeschränkt, durften nicht studieren oder ohne Erlaubnis des Ehemannes arbeiten – das ist zum Glück heute nicht mehr so. Trotzdem ist Chancengleichheit keine Selbstverständlichkeit. Deshalb arbeite ich mit verschiedenen Hochschulangehörigen zusammen und entwickle mit Ihnen Ideen und Strategien zur nachhaltigen Förderung einer genderfairen und gendersensiblen Kultur und Vielfalt in der Hochschule. Denn wenn im Hochschulalltag dafür Aufmerksamkeit geschaffen wird, wie Geschlechterzuschreibungen unseren Alltag prägen, können wir einiges dazu beitragen, Ungleichheiten zu erkennen und sie abzubauen. Ein Gewinn für alle!