CREAPOLIS-Award: Auszeichnung für Problemlöser

Mittwoch. 07. April 2021 (Natalie Schalk)
iTV Coburg hat dem Thema einen Film gewidmet.
Preisverleihung in Corona-Zeiten: Prof. Dr. Christiane Fritze und die Gewinner feiern den CREAPOLIS-Award in einer Videokonferenz. Foto: Hochschule Coburg

Wenn das Rohr aber nun ein Loch hat: Ein Problem, das in Getreide-Förderanlagen häufig auftritt, lösten das ISAT der Hochschule Coburg und das mittelständische Unternehmen Schmelzer gemeinsam. Für das HighTech-Projekt gibt‘s jetzt den CREAPOLIS-Award.

„Wir sind nicht Siemens oder irgendein Großkonzern“, sagt Helmut Keck, Geschäftsführer der Firma Ambros Schmelzer aus dem oberpfälzischen Waldershof und lacht kurz auf: „Aber wir haben diesen Preis bekommen.“ Den CREAPOLIS-Award verleiht die Hochschule Coburg einmal im Jahr an herausragende Projekte. Die Zusammenarbeit zwischen ISAT, dem Institut für Sensor- und Aktortechnik der Hochschule, und dem mittelständischen Unternehmen Schmelzer hat die Jury diesmal als Best-Practice-Beispiel gewertet.

Schmelzer wurde vor über 100 Jahren als Spenglerbetrieb in Waldershof (Kreis Tirschenreuth) gegründet und hat sich unter anderem auf Anlagenbau und Landtechnik spezialisiert. Getreide wird heute meist mit Korngebläseanlagen oder Elevatoren über Rohre in die Silos gefüllt – und das mit einer Geschwindigkeit von bis zu 18 Stundenkilometern. „Das ist wie Sandpapier“, erklärt Keck. Irgendwann ist das Metall durchgeschmirgelt. Damit es nicht während der hektischen Erntezeit zu Ausfällen kommt, werden die Rohre regelmäßig inspiziert und vorsorglich ausgetauscht. Ein enormer Aufwand. Schmelzer suchte einen neuen, innovativen Ansatz. Helmut Keck, der in den 1980er Jahren selbst in Coburg studiert hat, wandte sich mit dem Problem an seine alte Hochschule, und das ISAT-Leitungsteam aus Prof. Dr. Klaus Stefan Drese und Prof. Dr. Thorsten Uphues nahm es gerne an.

Entscheidend war die Frage, wie sich Veränderungen in so einem Rohr wahrnehmen lassen. „Immer dann, wenn Standardtechniken nicht mehr ausreichend sind, kommen geführte Schallwellen zum Einsatz“, erklärt Drese. Schallwellen bringen die Oberfläche des Rohres zum Schwingen. Verändert sich die Dicke des Materials, verändert sich auch die Schwingung – das erfasst ein Sensor lange bevor ein Loch entsteht. So lässt sich das Rohrsystem kontinuierlich und automatisch überwachen. Nötige Wartungsarbeiten werden für einen passenden Zeitpunkt eingeplant und nur das ausgetauscht, was wirklich verschlissen ist.

Das Unternehmen ist angetan von der praxisorientierten Zusammenarbeit – erst im Sommer 2020 war die Kooperation gestartet, nach verschiedenen Experimenten im ISAT und der Auswertung der Daten werden nun noch Details entwickelt. Aber die Grundlagen für ein konkretes Produkt stehen.

Forschen für die Gesellschaft

Prof. Dr. Christiane Fritze, Präsidentin der Hochschule Coburg, würdigt die Arbeit der Beteiligten: „Das Projekt zeigt hervorragend die Transferstärke an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften und die Bedeutung der angewandten Forschung für die regionale Wirtschaft“, sagt sie und übergibt zumindest symbolisch in einer Videokonferenz den Preis an Schmelzer und das ISAT. An Hochschulen entstünden oft Innovationen, die auf solchen Forschungsleistungen basieren und dem Wohl der Gesellschaft dienen. „Aber nur selten werden sie so sichtbar wie durch den CREAPOLIS-Award.“ Genau darum geht es der Innovations- und Vernetzungsplattform der Hochschule bei dem Preis: CREAPOLIS möchte solch gelungene Kooperationen würdigen.

Auch Siegmar Schnabel, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Coburg, lobt den „unmittelbaren Wirtschaftsbezug und die direkte Verwertbarkeit der Ergebnisse“. Für direkten Technologietransfer in den Mittelstand hat die Jury sogar drei Zusatzpunkte vergeben.