Eine Glühbirne als Heizung

Freitag. 18. Januar 2019 (Madelaine Ruska)
Video: Eine Glühbirne als Heizung

Draußen kalt und nass, drinnen gemütlich warm – so sollte ein Haus im Winter funktionieren. Wie man das möglichst energieeffizient baut, testen Studierende gerade am Coburger Schlachthof.

Harvey Bustamante prüft noch kurz die Maße, dann schneidet er mit der Säge durch die Pressspanplatte. Stück für Stück kommen so die Teile zusammen, die sein Team zum Bauen braucht. Das Grundgerüst des kleinen Modellhauses steht schon. Architekturstudentin Lea Hartmann ist gerade hineingeklettert und schraubt einen Teil der Platten fest. Ein paar Meter weiter gießt Christoph Klamert Betonplatten. Die sollen dem Haus später die nötige Masse geben.

Fragt man die anderen Studierenden, sind Harvey, Lea und Christoph Teil des Teams mit dem größten Potential. Zwei von ihnen sind Zimmerer, einer Mauerer und einer Zimmerermeister. Das heißt jede Menge Praxiserfahrung. „Wir wollen so praxisnah wie möglich bauen“, erklärt dann auch Sven Bergmann, der Meister im Team. "Deshalb haben wir uns für Ständerbauweise entschieden und setzen vor allem auf Dämmung." "Dämmung spielt eine große Rolle. Aber die Studierenden müssen auch Masse in das Gebäude bekommen“, erklärt Bauingenieurprofessor Friedemann Zeitler. Wenn die Sonne das Haus aufwärmt, sorge die richtige Masse nämlich dafür, dass es nicht so schnell wieder abkühlt.

Der Solar Decathlon – ein internationaler Wettbewerb – war Vorbild für das Projekt, das Zeitler mit Studierenden umsetzt. Dort werden ganze Häuser gebaut, die energieautark sind. Aber auch im deutlich kleineren Maßstab ist die Aufgabe schon eine Herausforderung. Die Modelle müssen einen Kubikmeter Raum umfassen, werden nur mit einer Glühbirne geheizt und sollen möglichst energieeffizient sein. Vier Teams aus angehenden Bauingenieur*innen und Architekt*innen sind angetreten. Auch ein Student der Elektro- und Informationstechnik hat sich angeschlossen.

Seit ein paar Wochen stehen die fertigen Häuser jetzt am Coburger Schlachthof bei CREAPOLIS. Vom Pressspann ist nichts mehr zu sehen. Schwarze Kisten sind es jetzt. Eine schmal und hoch, eine rautenförmig, zwei eher kompakt und quadratisch. Im Inneren leuchten in unregelmäßigen Abständen die Glühbirnen auf. Die schalten sich immer dann ein, wenn die Temperatur zu niedrig wird. Sensoren überwachen die Modelle und senden die Daten ins Internet. In einer Grafik kann man verfolgen, welchen Energieverbrauch die Häuser haben und wie stark die Temperatur im Inneren schwankt. Im Moment hat der schmale, hohe Turm die besten Werte. Wenig Energieverbrauch, gleichbleibende Temperatur. Das Haus des Teams um Meister Sven Bergmann schneidet da schlechter ab. Das heißt aber nicht, dass es nicht gewinnen kann. „Am Schluss gewinnt das Haus, das den geringsten Energiebedarf pro Innenvolumen hat“, erläutert Zeitler. „Der schmale, hohe Turm hat im Moment zwar den geringsten Stromverbrauch, aber auch das kleinste Innenvolumen. Das heißt, am Ende könnte es ein Null-Null-Spiel werden.“

Weil die Idee des Wettbewerbs auch bei CREAPOLIS gut ankam, gab es von dort Unterstützung. Im Makerspace haben studentische Hilfskräfte die Elektronik der Häuser gebaut. Die Firma Lamilux aus Rehau steuerte vier Oberlichter bei, die für möglichst reale Bedingungen sorgen sollen. Mindestens bis März stehen die Modelle jetzt am Schlachthof bei CREAPOLIS. Dann wird ausgewertet und der Sieger ermittelt.  

Der Energieeffizienz Wettbewerb wird gefördert vom Innovationsfonds der Hochschule Coburg.