17. Juni '25
(Cindy Dötschel-Langbein)
Architektur-Studierende haben auf dem ehemaligen Schlacht- und Güterbahnhofareal das Mock-Up einer Gridshell-Halle aufgestellt.
„Die Woche war das Highlight in diesem Semester – alles hat funktioniert und wir hatten Spaß und haben richtig gut gearbeitet“, sagt Helen Henke während sie zwei Holzlatten zusammenschraubt, die noch auf dem CREATRIUM befestigt werden. Das CREATRIUM ist eine Gitterschalenkonstruktion aus Holzbauteilen im „Mock-Up“-Format und steht auf dem ehemaligen Schlachthof- und Güterbahnhofareal, wo auf lange Sicht ein dritter Campus der Hochschule Coburg entstehen soll. Die Konstruktion kann als „Dach“ für Aktivitäten der Fakultät Design + Bauen und dem CREAPOLIS Makerspace, der offenen Werkstatt der Hochschule Coburg, die nebenan in der Alten Kühlhalle untergebracht ist, genutzt werden.
Ein Projekt mit großem Praxisanteil
Helena Henke studiert im 6. Semester Architektur. Wie ihr Kommilitone, Julian Scherm, hat sie sich für das Projekt entschieden, um praktische Erfahrung zu sammeln. „Wir haben dieses Projekt gewählt, weil wir etwas bauen wollten“, sagt er. Vor der Umsetzung Ende Mai haben sich die Studierenden mit der Formfindung befasst – dafür haben sie viel mit Gips und Tüchern experimentiert. Letztendlich hat sich der Kurs für einen bereits fertigen Entwurf von Tarek Hansen, ebenfalls Architekturstudent, entschieden. „Es gab bereits Bauberechnung und ein Statiker hatte sich den Entwurf bereits angesehen. Wir haben uns dann darauf geeinigt, die Größe etwas einzudampfen und die Lattenzahl zu reduzieren, um Material zu sparen.“
Nur wenige Tage später steht das CREATRIUM. Damit die Studierenden die Konstruktion innerhalb weniger Tage aufstellen konnten, war viel Vorarbeit notwendig. „Wir haben den Bauablauf genau geplant und im Vorfeld unter anderem Schablonen gebaut, damit alles funktioniert“, sagt Julian Scherm. Am Montag nach der Lieferung wurden die einzelnen Latten bereits vorbereitet. „Am Dienstag haben wir das Gitter zusammengelegt und die Schrauben in die vorgebohrten Löcher gesteckt – nach dem Hochziehen mussten wir es dann noch von unten mit Muttern sichern.“ Um das Konstrukt hochzuziehen, wurde ein Dreibein in die Mitte des Grids positioniert. Das CREATRIUM wurde mit Hilfe von Spanngurten hoch und in Form gezogen. Die Abstände zwischen den Latten sollen perspektivisch noch verkleinert werden. Was auf das Dach kommt, ist noch unklar – der Entwurfsprozess läuft.
Ein überdachtes Reallabor
Prof. Benedikt Buchmüller hat das Seminar gemeinsam mit Prof. Markus Schlempp betreut. „Aufgabe der Studierenden war es, im ersten Schritt eine Reallaborfläche zu entwerfen und architektonische Ideen sowie Ideen zur Bespielung einzubringen. Im zweiten Schritt ging es dann an die praktische Planung und den Bau der Gitterschalenkonstruktion“, erzählt Buchmüller über das Projekt. Der Kurs wurde anhand der Lehrmethode „DesignBuild“ konzipiert. Die Studierenden lernen hier, ein Projekt von der Skizze bis zum fertigen Gebäude unter realen Bedingungen umzusetzen. In den Augen des Professors hat das Projekt einen großen gesellschaftlichen Mehrwert: „Ich sehe in der Realisierung des Reallabors die Chance, wissenschaftliche Fragestellungen praxisnah zu erforschen und diskutierbar zu machen – damit wird ein niederschwelliger Zugang zu einem Diskurs zwischen der Hochschule und der Stadtgesellschaft geschaffen.“