27. Mai '25
von Natalie Schalk
Angesichts der alarmierenden Klimadaten stellt die Hochschule Coburg einen wegweisenden Plan vor: Bis 2040 will sie klimaneutral werden – und setzt damit ein starkes Zeichen.
Kein Kontinent erwärmt sich schneller: Der Klimawandel trifft Europa besonders stark, wie der aktuelle Bericht des Erdbeobachtungsprogramms Copernicus und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) zeigt. Forschende betonen, dass unser heutiges Handeln das Klima für Tausende von Jahren bestimmen wird. „Jeder zusätzliche Bruchteil eines Grades beim Temperaturanstieg ist von Bedeutung, da sich dadurch die Risiken für unser Leben, unsere Wirtschaft und unseren Planeten erhöht“, warnt Celeste Saulo, Generalsekretärin der WMO. Die Hochschule Coburg zieht Konsequenzen: Mit dem Projekt „KSI: KlimaCo+ – Integriertes Klimaschutzkonzept und Klimaschutzmanagement“ entsteht derzeit ein umfassender Maßnahmenkatalog, mit dem die Hochschule bis spätestens 2040 klimaneutral werden will. Prof. Mario Tvrtkovic, Experte für Städtebau und Nachhaltigkeit an der Hochschule Coburg, leitet das Projekt. „Die wissenschaftlichen Fakten sind eindeutig“, sagt er. „Angesichts der drängenden Herausforderungen des Klimawandels müssen Hochschulen als öffentliche Einrichtungen und Orte der Wissensvermittlung aktiv Verantwortung übernehmen und Nachhaltigkeitsprozesse mitgestalten. Aus Wissen entsteht Verantwortung.“ Rafael Vogt, Klimaschutzmanager der Hochschule Coburg, erklärt: „Das Ziel 2040 ist ambitioniert – aber machbar, wenn wir es gemeinsam angehen.“ Ein entscheidendes Element des Projekts KlimaCo+ ist deshalb die umfassende Beteiligung aller Gruppen der Hochschule.
Treibhausgasbilanz: Alle Emissionen der Hochschule sind erfasst
Im Zentrum steht die Entwicklung eines Klimaschutzkonzepts, das technische, verhaltensorientierte und wirtschaftliche Ansätze zur Reduktion von Emissionen kombiniert. Basis dafür ist die vollständige Treibhausgasbilanz (THG) der Hochschule Coburg, die jährlich rund 4.700 Tonnen CO₂-Äquivalente ausweist. Berücksichtigt wurden verschiedene Arten von Treibhausgasemissionen: direkt anfallende Emissionen (Scope 1), indirekte Emissionen durch Strom (Scope 2) und alle weiteren indirekten Emissionen durch die Lieferkette oder den Konsum von Gütern und Dienstleistungen (Scope 3). Die Aufschlüsselung ermöglicht eine präzise Berechnung und gezielte Verringerung der Emissionen.
In Workshops erarbeiteten Studierende, Mitarbeitende und Lehrende bereits erste Lösungen für mehr Klimaschutz. In interaktiven Formaten wie World-Café und Klima-Puzzle wurden Ideen zu Themen wie Energie (Strom, Wärme), Mobilität, Beschaffung, Abfall, Wasser und Verhaltensänderungen gesammelt. Geplant sind unter anderem die Prüfung von PV-Anlagen auf Dächern, der Anschluss an Fernwärme sowie energie- und wärmesparendes Verhalten im Arbeitsalltag und organisatorische und wirtschaftliche Maßnahmen zur CO₂-Reduktion. Also zum Beispiel die Einführung eines nachhaltigen Beschaffungssystems. Auch in der Lehre und Forschung sollen planetare Grenzen künftig stärker berücksichtigt werden. Die Klimaschutzmaßnahmen werden langfristig in der Hochschulpolitik verankert. Deshalb wird das umfassende Energie- und Klimamanagementsystem auch Maßnahmencontrolling, eine Verstetigungsstrategie und eine Kommunikationsstrategie umfassen.
Klimaneutral 2040: Die Region als Partner
Außer der internen Beteiligung spielen auch externe Partnerinnen und Partner eine entscheidende Rolle. Die Hochschule steht in intensivem Austausch mit der Stadt Coburg, dem Landkreis, der SÜC, dem CEB, dem Studentenwerk Oberfranken und dem Zentrum Hochschule & Nachhaltigkeit Bayern (BayZeN). „Das Das ist ein wichtiger Bestandteil unseres Projekts“, sagt Hochschul-Klimaschutzmanager Vogt. Als nächstes stehen Gespräche mit den anderen Klimaschutzmanagerinnen und -managern der Region und konkrete Schritte zur Umsetzung in den kommenden Jahren an.
Nationale Klimaschutzinitiative
Gefördert wird das Projekt zwei Jahre lang im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit 153.000 Euro. Die Gesamtprojektkosten belaufen sich auf 204.000 Euro. Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert die Bundesregierung seit 2008 zahlreiche Projekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab – von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.