Angewandte Bioinformatik an der Hochschule Coburg

Mittwoch. 13. Januar 2021 (Pia Dahlem)
Prof. Dr. Michael Sammeth
Prof. Dr. Michael Sammeth / Foto: Hochschule Coburg (Julian Uebe)

Die Fakultät für angewandte Naturwissenschaften hat einen neuen Professor für angewandte Bioinformatik. Michael Sammeths Weg führte von Würzburg über Barcelona nach Rio de Janeiro und wieder zurück.
An einem sonnigen Wintertag kommt Professor Sammeth zum Foto- und Interviewtermin an die Hochschule. Direkt fragt er: „Passt die Jacke, normalerweise trage ich so etwas nicht.“ Die Jacke passt, die Bilder sind schnell im Kasten; charmant und unaufgeregt beginnt er von seiner Arbeit in Brasilien und Spanien zu erzählen. Genau vor einem Jahr hat er seine Professur an der Universität in Rio de Janeiro beendet, um wieder in Deutschland zu leben.

Mix aus Biologie und Informatik

„Ein Bioinformatiker sollte biologische Probleme verstehen und diese im nächsten Schritt mathematisch umsetzen können, also dem Computer verständlich machen.“ So einfach beschreibt Professor Sammeth die angewandte Bioinformatik. Ein Fach, das es in der Form noch nicht gab, als er mit dem Studium begonnen hat. In Würzburg belegte er Biologie im Hauptfach und Informatik im Nebenfach. Danach promovierte er an der Universität Bielefeld im Bereich Genom-Informatik. „Nach dem Doktor hat es mich ins Ausland verschlagen, das war eigentlich nicht so geplant“, verrät er. Durch ein Postdoc-Stipendium ging er als DAAD-Student (DAAD steht für Deutscher Akademischer Austauschdienst) nach Barcelona. „Zu dieser Zeit hat sich Barcelona als Zentrum für Genomik und Biomedizin entwickelt“, erinnert er sich. Es folgte ein weiteres Wissenschafts-Stipendium und eine anschließende Stelle als Gruppenleiter in einem Zentrum für neue Gensequenzier-Technologien in Barcelona. Die nächste Station von Professor Sammeth war ein Supercomputing-Zentrum in Brasilien, in der Nähe von Rio, bevor er dort an der Bundesuniversität zum Professor für angewandte Bioinformatik berufen wurde.  

„Ich liebe Biologie“

„Ich liebe Biologie und Mikrobiologie ist einfach faszinierend“, Informatik und Computer sind für Sammeth hingegen Werkzeuge: „Der Computer ist generell ziemlich doof. Er versteht erst mal gar nichts, aber wenn man es ihm richtig vorformuliert, dann ist er wahnsinnig schnell, das ist der Vorteil.“ Vor allem in Sammeths Forschungsbereichen der Künstlichen Intelligenz für die Genanalyse ist die Rechenleistung von Supercomputern, also Computersystemen mit extrem großer Leistungsfähigkeit, wichtig. Hier forscht er vor allem im Bereich der Transkriptom-Sequenzierung. „Jeder Zelltyp hat sein eigenes Transkriptom, es beschreibt, was jede Zelle aus dem Genom für sich abliest.“ Die Ergebnisse dieser Forschungen können in der Zukunft in der Diagnostik und bei der Prävention von Krankheiten sowie der personalisierten Medizin eingesetzt werden.

An der Hochschule Coburg möchte er den Studierenden, neben den technischen Fähigkeiten, vor allem Eines mitgeben: „Ich lege Wert darauf, dass die Studierenden die Problematik erkennen und die richtigen Fragen stellen.“ Natürlich wird er seine Forschungsfelder weiter ausbauen, denn: „In der Bioinformatik tut sich gerade Einiges, besonders im Hinblick auf Künstliche Intelligenz. Die Transkiptomik ist superspannend und hat viel Potential für die Zukunft.“