Barrierefrei in Coburg leben und arbeiten

Freitag. 05. Februar 2016 (Franziska Pfefferkorn)
Richard Franz mit Studentinnen der Projekts „Selbstbestimmt und Barrierefrei – Wege zur Inklusion“.

Der Selbsthilfeverein „Die Arche“ und Studierende der Hochschule Coburg setzen neue Impulse auf dem Weg zu mehr Inklusion: Mit einer Broschüre zum Thema selbstbestimmtes Wohnen, einem Film über Barrieren und Teilhabemöglichkeiten am Coburger Kultur- und Freizeitleben sowie einer Podiumsdiskussion über Inklusion am Arbeitsmarkt.

Der Weg hin zu einem selbstbestimmten Wohnen ist für Menschen mit Behinderung nicht unbedingt einfach. Wolfgang Stolz vom Verein „Die Arche“ (Selbsthilfeverein Lebensmöglichkeiten für Körperbehinderte und Pflegebedürftige) ist deshalb begeistert über einen neuen Wegweiser, den Studierende der Hochschule Coburg im Rahmen des Seminars „Selbstbestimmt und Barrierefrei – Wege zur Inklusion“ gemeinsam mit dem Verein erstellt haben. Als Stolz vor 15 Jahren selbst beschloss in eine eigene – barrierefreie – Wohnung zu ziehen, hätte ihm ein solcher Wegweiser gute Dienste erwiesen. Bis heute ist das Thema für viele Menschen mit Behinderung hochaktuell, aber noch immer gibt es zu wenig Information und Beratung. Die Broschüre soll diese Lücke nun schließen.

Auch die Vereinsmitglieder Richard Franz und Elli Stolz sind zufrieden. Gemeinsam mit den Studierenden haben sie Coburg auf Barrierefreiheit in den Bereichen Kultur und Freizeit untersucht. Daraus ist eine Dokumentation entstanden, die sowohl die Perspektiven der Rollstuhlfahrer als auch die Sichtweisen von Nicht-Behinderten wiedergibt. Der Film zeigt viel Positives, aber auch „Baustellen“, und er macht deutlich, wie sich öffentliche und private Institutionen mit Barrierefreiheit auseinandersetzen.

Die Studierenden der Sozialen Arbeit, Internationalen Sozialen Arbeit und Entwicklung sowie der Betriebswirtschaft arbeiteten über zwei Semester gemeinsam mit ihrem Projektpartner. Dabei stand vor allem der Lerneffekt im Vordergrund. „Der Blick auf Barrieren, die bislang nie wahrgenommen wurden, hat sich erheblich geschärft. Auf diese Erfahrungen und Ergebnisse gilt es nun aufzubauen“, so Dozentin Rebekka Krauß, die wie ihr Kollege Dr. Thomas Kriza die Zusammenarbeit zwischen Studierenden und Projektpartnern als sehr erfolgreich wertet.

Die Projektgruppe veranstaltete auch eine Podiumsdiskussion bei der Vertreter der beruflichen Praxis über Teilhabemöglichkeiten und die Herausforderungen, die mit dem Abbau bestehender Barrieren auf dem Arbeitsmarkt verbunden sind, debattierten. Insgesamt, so sind sich alle Beteiligten einig, gibt es noch viele Barrieren in den Köpfen. Daher ist es wichtig, diese Themen in die Mitte der Gesellschaft zu bringen und auch regionale Arbeitgeber für das Thema zu sensibilisieren. Dankenswerterweise stellte die Heilig-Kreuz-Gemeinde dem Projekt das Gemeindezentrum Elia&Co zu Verfügung. Die Arbeit im Praxisfeld trug maßgeblich zum Erfolg des Projekts bei.

Die kostenlose Broschüre „Wohnen wie es mir gefällt“ liegt in allen zuständigen Beratungsstellen und Behörden aus. Alle Informationen sind auch in leichter Sprache verfügbar. Die Broschüre klärt auf über Rechte, Fragen zu Wohnraum und Finanzierung und beschreibt Modelle des assistierten Wohnens.

Der Filmbeitrag „Barrierefrei in Coburg – ein Film aus zwei Sichtweisen“ ist in leichter Sprache untertitelt und kann über das Stadtbüro der Diakonie „Dialog“ oder der Offenen Behindertenarbeit Oberfranken (OBO) ausgeliehen werden.