Coburger Wissenschaftsforscher zu Gast im Berliner Museum für Kommunikation

Montag. 03. November 2014 (Pressestelle)
Stück des „Direct United States Cable“ Siemens Brothers & Co., 1874 © Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Unter dem Titel „In 80 Dingen um die Welt. Der Jules-Verne-Code“ zeigt das Berliner Museum für Kommunikation, wie im 19. Jahrhundert die Vernetzung der Welt mittels Eisenbahn, Postdampfer und Telegrafie begonnen hat. Die Untersuchungen des Coburger Wissenschaftsforschers Prof. Dr. Christian Holtorf sind Teil des Ausstellungskatalogs und des wissenschaftlichen Begleitprogramms.

Der Historiker Holtorf hat den ersten unmittelbaren Nachrichtenaustausch zwischen zwei Kontinenten dokumentiert, der im Jahr 1858 mit Hilfe eines Unterwasserkabels zwischen Europa und Amerika gelungen ist. Die Qualität war schlecht und das Kabel funktionierte nur in einer Richtung. Wenn es einen „Jules-Verne-Code“ gäbe, erklärt Holtorf, müsste er lauten: „Bitte wiederholen.“ So lautete nämlich die erste telegrafische Nachricht, die in Europa eingetroffen ist. Doch was sollte wiederholt werden? Diese Frage führt zu dem, was der neuen Entwicklung vorausgegangen war, nämlich alte spirituelle und technologische Fantasien, die Welt zu umrunden.

Die Telegrafie wurde - wie Holtorf zeigt - eigens als Instrument staatlicher Kontrolle und zur Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen Ordnung entwickelt. Die „Virtualisierung“ der Welt sei deshalb nichts anderes als ein vordergründiger Eindruck. Tatsächlich war das Ziel, so Holtorf, die politische und ökonomische Kontrolle von Raum und Zeit. Das Prinzip „Wiederholung“ wird bis heute von amerikanischen und britischen Abhördiensten angewandt, um den weltweiten Datenverkehr zu kopieren und abzuspeichern.

Ironischerweise lautete das letzte Wort, das das knapp 4000 km lange Kabel während seines dreiwöchigen Bestehens gesendet hat, ausgerechnet „forward“ („weiter“). Es war Teil einer Mitteilung an die amerikanische Regierung, dass das Kabel nun zur Nutzung frei gegeben werde - ein letzter Irrtum, wie sich herausstellte.

Am 25. November 2014 stellt Holtorf sein Buch „Der erste Draht zur neuen Welt.“ im Museum für Kommunikation vor und diskutiert mit der Wirtschaftskorrespondentin der taz, Ulrike Herrmann, über globale Informationsflüsse und die Ökonomie der Kommunikation. Teil der Veranstaltung ist auch eine Lesung aus den ersten transatlantischen Telegrammen der Geschichte. Weitere Informationen dazu gibt es unter: http://www.mfk-berlin.de/kategorie/aktuell/ Eine Übersicht über die ersten telegrafischen Mitteilungen über den Atlantik ist bei Prof. Holtorf abrufbar (Mail: christian.holtorf@hs-coburg.de).