Corona-Lehren: Wie ein Virus das Studium verbessert

Donnerstag. 21. Oktober 2021 (Natalie Schalk)
Prof. Dr. Nicole Hegel - Foto: Julian Uebe/Hochschule Coburg

Knapp 12.000 Studierende und über 2.000 Lehrende wurden im Sommersemester 2021 gefragt, wie sich Studieren und Lehren durch die Pandemie verändert hat. Die Hochschule Coburg war an der wissenschaftlichen Studie „Corona Bilanz 2021“ beteiligt. Jetzt liegen die Ergebnisse vor. Was sie für die Hochschule Coburg bedeuten, erklärt Prof. Dr. Nicole Hegel, Vizepräsidentin für Bildung.

Wie hat sich die Hochschule Coburg an der Studie beteiligt?
Prof. Dr. Nicole Hegel: Die Studie wurde von Mitarbeitenden bayerischer Hochschulen entwickelt. Unser damaliger Vizepräsident für Lehre, Qualitätsentwicklung und Weiterbildung, Prof. Dr. Michael Lichtlein, Felix Merz aus dem Qualitätsmanagement und Prof. Dr. Christiane Alberternst haben die Themen der Hochschule Coburg eingebracht. Als ich Vizepräsidentin für Bildung geworden bin, lagen bereits die Ergebnisse der ersten Studie aus 2020 vor und die Arbeit an dieser Folgestudie war angelaufen – ich bin froh, dass wir jetzt die Ergebnisse nutzen können. Die Studie bietet interessante Erkenntnisse für die Lehrenden.

Welche Erkenntnisse bietet die Studie?
Zum Beispiel, dass die Studierenden weiterhin eine positive Grundhaltung zur digitalen Lehre haben, dass aber eben auch der Wunsch nach physischer Begegnung sehr stark ist. 98 Prozent haben sich den persönlichen Kontakt gewünscht. Jetzt sind wir endlich wieder alle hier an der Hochschule. Damit das möglich ist, müssen wir zwar 3G-Kontrollen durchführen und dokumentieren. Aber insgesamt ist bei mir der Eindruck entstanden, dass alle die persönlichen Begegnungen so schätzen, dass auch diese weniger schönen Begleiterscheinungen in Kauf genommen werden. Schlussendlich möchten alle ihren Beitrag leisten und  wir bekommen es im vertrauensvollen Umgang miteinander auch gut hin. Jetzt spricht nichts dagegen, die gemachten Erfahrungen digitaler Lehre und Prüfungen näher zu bewerten und bewährte Elemente weiter zu nutzen.

Durch Corona gab es einen Digitalisierungsschub in der Lehre. Wir hören jetzt viel von hybrider Lehre und Blended Learning. Was ist der Unterschied?
Hybride Lehre bedeutet, einer Teilgruppe von Studierenden, die nicht vor Ort an der Lehrveranstaltung teilnimmt, dennoch die Teilnahme zu ermöglichen. Dies erfolgt virtuell, entweder synchron oder asynchron. Es reicht also schon, wenn sich Lehrende während der Vorlesung filmen. Blended Learning ist mehr. Es ist ein didaktischer Ansatz, bei dem Einheiten in Präsenz und digitale Elemente einem didaktischen Konzept folgen und sinnvoll verknüpft werden. Zum Beispiel kann ich zu einem Thema in Präsenz einen Impulsvortrag halten, die Studierenden können Inhalte zusätzlich per Video oder einer E-learning-Einheit vertiefen und anschließend darüber eine Hausarbeit schreiben oder ihr Wissen mit einem Quiz überprüfen. Alles baut aufeinander auf.

Und was brauchen wir für die Zukunft?
Durch Corona mussten wir die Lehre erst einmal spontan digital abbilden. Es wurde Infrastruktur aufgebaut und neue Formate ausprobiert. Jetzt müssen wir professionell bewerten, welche Elemente gut und didaktisch sinnvoll sind – und vieles ist ja richtig gut! Zum Beispiel war es früher in Präsenz in der Sozialen Arbeit sehr schwierig, mit 200 Studierenden Kleingruppenarbeit zu machen oder interaktiv zu arbeiten. Wo sollten denn die ganzen Gruppen hingehen? Über Zoom kann ich bis zu 50 Kleingruppen in Breakoutsessions schicken. Das funktioniert im Digitalen wunderbar. Jetzt geht es darum, das Beste aus beiden Welten zusammenzubringen.

Die Ergebnisse der Studie sind hier veröffentlicht.