Design muss den Menschen dienen

Donnerstag. 25. März 2021
Prof. Gerhard Kampe
Prof. Gerhard Kampe

Offenheit, Neugierde und ein unvoreingenommener Blick auf neue Herausforderungen machen für Prof. Gerhard Kampe die Faszination des Berufs „Produktdesigner“ aus. Nach über 22 Jahren als Professor im Studiengang Integriertes Produktdesign an der Hochschule Coburg geht er jetzt in den Ruhestand.

Das Wort „Ruhestand“ hört Prof. Kampe aber nicht gerne. Lieber ist ihm, wenn man von „neuen Chancen“ spricht, die auf ihn warten. Das ist es auch, was er seinen Studierenden mitgegeben und was sie verinnerlicht haben: Veränderungen sind in erster Linie Chancen. Dies wurde auch bei der Online-Verabschiedung deutlich, die seine Studierenden und viele Absolventinnen und Absolventen für ihn organisiert haben.

Neben der Vermittlung des theoretischen Wissens war es dem Hochschullehrer Kampe wichtig, dass seine Studierenden in Projekten sehr früh Kontakte zu Unternehmen in der Praxis bekamen. „In den Projekten lernen die Studierenden, ihre Entwürfe und die dahinterstehenden Ideen so zu präsentieren, dass der Auftraggeber sie versteht;“ erklärt er. „Sie lernen, sich empathisch in die künftigen Nutzer hineinzuversetzen.“ Diese Projekte mit Prof. Kampe und seinen Studierenden waren auch von der Praxis sehr geschätzt. „Mit dem Unternehmen Villeroy und Boch haben wir beispielsweise bereits 2003 das erste Projekt gemacht, und jetzt im Wintersemester 2020/21 das letzte“, erzählt er.

Die „Werkzeugbox der Designer“, wie Kampe das nennt, also die unterschiedlichsten kreativen Methoden, lassen sich seiner Erfahrung nach in vielen Bereichen einsetzen. „Es geht hauptsächlich darum, bekannte Pfade in Frage zu stellen und sich auf Unsicherheiten einzulassen. Nur so können Innovationen entstehen“, fasst er zusammen. Mit dieser „Innovation by Experiment“ hat er sich in einem mehrjährigen Forschungsprojekt auch wissenschaftlich auseinandergesetzt. „Das hat mich persönlich weitergebracht, meine Lehrtätigkeit und meine Projekte mit Studierenden verändert“, stellt er rückblickend fest. Dass sich diese Problemlösungskompetenz auch auf gesellschaftspolitische Prozesse anwenden lässt, zeigte er in dem Projekt „Beyond forgetting 1938/2018“, in dem er und seine Studierenden mit Verfolgung, Vertreibung, Flucht und Exil auseinandersetzten. Das Projekt mündete in einem internationalen Symposium mit Künstlern, Regisseuren, Schriftstellern und Designern.

Und auch andere Themen wie Nachhaltigkeit und der Umweltschutz treiben Gerhard Kampe um: „An vielem, was als Plastikmüll in den Weltmeeren schwimmt, waren Produktdesigner beteiligt. Mir war wichtig den Studierenden klarzumachen, dass sie Verantwortung tragen für das, was sie in die Welt setzen. Design muss den Menschen dienen.“

Dafür will Gerhard Kampe sich auch künftig einsetzen. Denn jetzt hat er endlich mehr Zeit, sich in der Experimentierplattform MakingCulture zu engagieren, die er vor über fünf Jahren mit Gleichgesinnten in Coburg gegründet hat. Die Plattform versteht sich als Kulturzentrum, aber auch als Netzwerk, das in literarischen Lesungen, Veranstaltungen und innovativen Formaten Junge und Alte, Start ups und etablierte Unternehmen, Besorgte und Hoffnungsvolle zusammenbringt und Raum zum Experimentieren bietet.