Deutsch-russisches Beziehungsmanagement

Mittwoch. 29. Juni 2016 (Madelaine Ruska)
In Novosibirsk bereiten sich die Studierenden gemeinsam auf ihre Präsentationen vor.
Auch der deutsche Generalkonsul Viktor Richter bestärkt die Zusammenarbeit.

Ein Coburger Unternehmen lässt Studierende der Hochschule Kontakte zu potentiellen Kunden in Russland ermitteln. Dabei arbeiten sie mit Kommilitonen in Novosibirsk zusammen.

Nein, in so einer Form habe sie vorher noch kein Projekt im Studium erlebt. „Das war anstrengend, aber echt super!“, erzählt Katharina Gassauer. Ein Semester lang war die Betriebswirtschaftsstudentin der organisatorische Kopf einer Gruppe von Studierenden, die für die Werkzeugmaschinenfabrik LASCO Umformtechnik sozusagen Kundenakquise betrieben haben. Sie haben mögliche Kunden ermittelt, kontaktiert und schließlich in Russland besucht, um LASCO dort vorzustellen. Immer in Abstimmung mit Studierenden der Universität für Wirtschaft und Management in Novosibirsk. Diese haben das gleiche Seminar belegt und die Recherche und Kontaktaufnahme in Russland übernommen. Per Skype und WhatsApp tauschen sich die Gruppen regelmäßig aus. Eine Woche haben die Coburger dann in Novosibirsk verbracht. „Wir haben alles selbst organisiert“, erzählt Gassauer. „Den Flug, den Transfer zum Hotel.“ Die Betriebswirtschaftsstudentin ist sichtlich stolz. Nicht nur, dass die Studierenden das Vertrauen ihres Professors hatten, auch, dass am Ende alles so gut geklappt hat.

Prof. Dr. Eduard Gerhardt, Fakultät Wirtschaft, bietet das Seminar Internationales Projektmanagement seit einem Jahr als Wahlpflichtmodul an. Belegen können es Studierende der Betriebs- und der Versicherungswirtschaft. „Die jungen Leute hatten richtig Druck!“, sagt Gerhardt. Es herrscht ein enger Zeitplan, die komplette Kommunikation funktioniert nur auf Englisch – zum Teil mussten die russischen Studenten parallel noch dolmetschen. „So haben sie alles kennen gelernt, was die Arbeit später mit sich bringt.“ LASCO-Geschäftsführer Gernot Losert hat die Gruppe vorab mit allen wichtigen Informationen zum Unternehmen versorgt und wird regelmäßig über den Fortschritt informiert. Am Ende des Semesters werden die Studierenden ihm auch die Ergebnisse ihrer Recherche übergeben.

„Ich würde das Format gerne noch auf andere Länder ausdehnen“, berichtet Gerhardt. Zwei Studentinnen hätten dank des Projekts ein Auslandssemester in Novosibirsk bzw. Coburg absolviert. Für die Studierenden ist es eine erste Gelegenheit, sich mit der anderen Kultur auseinanderzusetzen. Auch Katharina Gassauer hat sich vor allem deshalb für das Seminar entschieden. „Man weiß so wenig über das Land und die Menschen. Ich wollte dadurch einfach mehr über Russland lernen.“

Der deutsche Generalkonsul Viktor Richter bekräftigt die Bestrebungen der beiden Hochschulen in Coburg und Novosibirsk. Ihn haben die Studierenden während ihres einwöchigen Aufenthalts ebenfalls besucht. Denn es gab auch ein kleines Rahmenprogramm – darunter ein Ausflug nach Tomsk und ein Besuch der Oper Novosibirsk. „Viel Zeit zum Ausruhen hatten wir nicht“, lacht Katharina Gassauer.

Für die Studentin und ihre Coburger Kommilitonen ist das Projekt fast abgeschlossen. Jetzt steht nur noch die Nachbereitung für LASCO an. In Novosibirsk arbeiten die Studierenden im nächsten Semester nochmal an einer ähnlichen Aufgabe. Dann mit einem russischen Unternehmen als „Auftraggeber“ und einem Gegenbesuch und neuen Kommilitonen in Deutschland.

Förderer des Projekts waren:

  • die Fakultät Wirtschaft
  • die Gesellschaft für Betriebswirtschaft
  • der Hochschulverein Coburg e.V.
  • das International Office
  • die Lasco Umformtechnik GmbH