Die Formel gegen Wärmebrücken

Freitag. 20. April 2018 (Dr. Margareta Bögelein)
Birge Lückebergfeld hat bereits einen Job als Bauingenieurin in der Tasche.

Birge Lückebergfeld studiert an der Hochschule Coburg im Bachelor-Studiengang Bauingenieurwesen mit dem Schwerpunkt „Energieeffizientes Gebäudedesign“. Ihre Bachelorarbeit schreibt sie in Kooperation mit der Max Frank GmbH, einem Zulieferer von Bautechnologie. Darin geht es um die thermische Trennung von Kragplatten.

Wird bei einem Neubau eine Balkonplatte aus Stahlbeton – die Fachleute sprechen hier von Kragplatten –, an eine Geschossdecke angeschlossen, dann betoniert man heute nicht mehr einfach von innen nach außen in einem Stück durch. Denn dadurch würden Wärmebrücken entstehen, die im Bereich der Kragplatte besonders viel Wärme von innen nach außen ableiten. Neben den erhöhten Wärmeverlusten steigt zudem die Gefahr der Schimmelpilzbildung in den Anschlussbereichen.

Zur Vermeidung dieser Effekte setzen die Maurer und Betonbauer zwischen innen und außen ein statisches Verbindungselement, den sog. wärmedämmenden Kragplattenanschluss. Dieses Bauteil enthält im Kern eine Wärmedämmung, die das Innen- und das Außenbauteil thermisch voneinander trennt. Die statische Verbindungsfunktion übernimmt ein innenliegendes Stabfachwerk aus Edelstahl, das die Bauteile punktuell miteinander verbindet. Bei der Firma Max Frank trägt dieses Bauelement den Namen „Egcobox“.

Wie groß der Wärmedämm-Effekt der „Egcobox“ ist, darum geht es in der Bachelorarbeit von Birge Lückebergfeld. Sie greift dabei auf den sog. Psi-Wert (Ψ-Wert) zurück. So bezeichnen die Fachleute den längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten. Die Bauleute brauchen diese Werte für die eingesetzten Bauteile, um die entstehenden Wärmeverluste berechnen zu können. So kann nachgewiesen werden, dass ein Gebäude die Anforderungen der Energieeinsparverordnung erfüllt.

Da jedes Bauwerk anders aussieht, bietet das Unternehmen Max Frank inzwischen viele verschiedene Formen der „Egcobox“ an. Sie unterscheiden sich u.a. in der Größe und der Anzahl sowie den Abständen der verbindenden Edelstahlstäbe. Zudem wurde die Form der „Egcobox“ geändert. Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit berechnet die Studentin Birge Lückebergfeld nun die Psi-Werte neu und bereitet sie so auf, dass die Mitarbeiter*innen im Vertrieb und im Innendienst schnell und übersichtlich darauf zugreifen können. Zur Ermittlung der Psi-Werte setzt die Studentin eine Software ein, die sie bereits in ihrem Praxissemester kennengelernt hat. Das absolvierte sie auch schon bei der Max Frank GmbH. Die Werte bereitet sie schließlich in Excel-Tabellen auf, mit denen die Mitarbeiter*innen gut umgehen können.

Bei ihrer praxisbezogenen Bachelorarbeit muss Birge Lückebergfeld verschiedene Ansprüche „unter einen Hut bringen“. Da sind zum einen die theoretischen Aspekte, auf die ihr Hochschul-Betreuer Prof. Friedemann Zeitler Wert legt. Zum anderen sollen die Anforderungen der Praxis erfüllt werden. Ihr Ansprechpartner bei dem Unternehmen Max Frank ist der Gruppenleiter für die Anwendungstechnik Lars Wolf. Auch er ist ein Absolvent der Hochschule Coburg; er hat hier 2014 seinen Bachelorabschluss gemacht – ebenfalls im Bauingenieurwesen, Schwerpunkt Energieeffizientes Gebäudedesign. Birge Lückebergfeld stellt fest: „Bei der Kooperation spielt die Kommunikation eine ganz große Rolle. Wir besprechen uns oft und klären ab, ob die Richtung stimmt. Die Zusammenarbeit hat bisher super geklappt.“

Neben dem fachlichen Know-how kommt den Softskills eine große Bedeutung zu: „Man arbeitet immer im Team“, erklärt die junge Frau. Und sie ergänzt: „Ich habe im Praxissemester und bei der Bachelorarbeit im Unternehmen richtig viel gelernt.“ Einen weiteren Vorteil ihrer Kombination aus Theorie und Praxis sieht Birge Lückebergfeld darin, dass sie so langsam in das Arbeitsleben eingestiegen ist und nicht „nach viel Theorie ins kalte Wasser geworfen wird“. „Auch das Unternehmen profitiert von der Zusammenarbeit“, ergänzt die Studentin selbstbewusst: „Die Firma kennt mich, sie weiß, wie ich bin und was sie mir zutrauen können“. Nach dem Abschluss ihres Studiums wird sie als Bauingenieurin bei der Max Frank GmbH arbeiten. Das steht jetzt schon fest. Sie ist aber auch weiterhin an der Forschung interessiert: „Im Bereich des energieeffizienten Bauens wird zur Zeit viel geforscht und es werden neue Produkte entwickelt. Das finde ich ebenfalls spannend.“

 

Dieser Artikel erschien erstmals in der Ausgabe 01/2018 des Hochschulmagazins mit dem Schwerpunktthema "Praxis im Studium". Die Onlineversion des Magazins gibt es hier.