Digitale Reise durch den Paragrafendschungel

Donnerstag. 21. Januar 2021 (Natalie Schalk )
Foto: Achtung, Aufnahme! Antje Vondran nutzt Kameras und technische Möglichkeiten des „Studios“ der Fakultät Angewandte Naturwissenschaften. Manchmal lehrt sie online aber auch einfach von Zuhause aus. Foto: Julian Uebe / Hochschule Coburg

Die Coburger Bioanalytikerin Antje Vondran hat eine besondere Veranstaltung zu einem wichtigen, aber etwas sperrigem Thema entwickelt, das alle betrifft, nämlich dem Recht. Das Lehrformat „Regulatory Affairs“ wurde vom Innovationsfonds der Hochschule Coburg prämiert.

Gestaltet eine Innenarchitektin beispielsweise einen Kreißsaal oder eine Intensivstation, geht es darum, dass die Patienten sich wohlfühlen. „Aber nicht nur“, sagt Antje Vondran. „Oberflächen müssen desinfizierbar sein, Hygienevorschriften und Brandschutz müssen eingehalten werden“, erklärt die Dozentin der Hochschule Coburg. Ihr Fachgebiet ist die Bioanalytik, trotzdem hat sie sich auch mit anderen Disziplinen beschäftigt: „In der Sozialen Arbeit ist das Ziel, Menschen zu helfen. Wer in einer Beratungsstelle arbeitet, unterliegt dabei beispielsweise auch Datenschutz und Schweigepflicht. Es gibt überall Berührungspunkte zu Recht und Gesetz.“ Genau das ist Thema von Vondrans neuem Lehrformat „Regulatory Affairs“. Dieser Begriff ist üblich für den gesetzlich geregelten Prozess der Zulassung von Arzneimitteln und chemischen Produkten. „Meine Veranstaltung heißt so, weil sie geprägt ist von meinen Erfahrungen in der Bioanalytik. Aber wir wollen das Thema für andere Studiengänge öffnen. Die Zeit ist reif dafür.“

Die Bioanalytikerin hat ein interdisziplinäres Online-Format entwickelt, um das Thema beispielsweise über Videotutorials verschiedenen Fachrichtungen zugänglich zu machen. „Wir wollen unsere Absolventinnen und Absolventen ja auch darauf vorbereiten, später eine Führungsaufgabe zu übernehmen – dafür brauchen sie solche Kompetenzen.“ Das Projekt wurde vom Innovationsfonds der Hochschule Coburg mit 15.000 Euro gefördert. Der Fonds des Ende 2020 ausgelaufenen Programms „Der Coburger Weg“ hat in der letzten Förderrunde mit insgesamt 80.000 Euro Projekte unterstützt, die didaktische Innovationen in der Lehre vorantreiben.

Der Lernfortschritt wird immer wieder überprüft

„Regulatory Affairs“ wählte die Jury in der Sonderkategorie für interdisziplinäre Formate mit „Blended Learning“-Elementen. Das sind Lehrveranstaltungen, die Präsenz und E-Learning kombinieren. „Als besonders innovativ würdigt die Jury die kontinuierlichen Leistungsstandtests während des gesamten Semesters“, erklärt Jury-Vorsitzende Sonja Lehmann.

Vondran ermittelt mit den Leistungsstandtests in ihrem digitalen Kursraum regelmäßig die Lernfortschritte zu „Regulatory Affairs“. So weiß sie, ob Sachverhalte noch unklar sind. „Dann können wir sie vertiefend bearbeiten.“ Die Dozentin schätzt die Online-Lehre, weil sie den Studierenden zum Beispiel Wiederholungen und ein individuelles Lerntempo ermöglicht. Sie lässt die Studierenden online in Gruppen arbeiten, damit sie einander kennen lernen. „Es sind viele – nicht alle – Kompetenzen in den digitalen Raum übertragbar.“ Sogar eine elektronische Fernprüfung ist möglich. Dazu hat sich die Bioanalytikerin didaktisch-methodisch und juristisch informiert. „Corona hat uns da in die Hände gespielt – vorher war so etwas rechtssicher nicht eingehend möglich.“

Die Idee zu einem voll digitalen Kurs hatte Vondran bereits vor eineinhalb Jahren. „Dann kam Corona, und ich wurde mit voller Geschwindigkeit in das Thema hinein katapultiert.“ Unter Pandemie-Bedingungen fand eine Art Probelauf statt. Für Bioanalytik-Studierende, die in diesem Wintersemester begonnen haben, wird „Regulatory Affairs“ nun im siebten Semester, also ab dem Wintersemester 2023/24, als Pflichtmodul stattfinden. „Weitere Studiengänge können es als Wahlfach belegen und dabei die zum Studiengang passenden Rechtsthemen wählen oder gezielt anpassen.“ Erstmals wird die Veranstaltung im kommenden Sommersemester regulär angeboten.