Ein neues Herzstück für die Hochschul-IT

Donnerstag. 27. Januar 2022 (Natalie Schalk)
Unter der unscheinbaren Oberfläche flirren Daten, Informationen – das Wissen der gesamten Hochschule: IT-Leiter Horst Wilbald und sein Mitarbeiter Jens Brückner zeigen das neue Datacenter im ITMZ der Hochschule Coburg. In diesem Jahr wird das Herzstück der Hochschul-IT erneuert. Foto: Natalie Schalk / Hochschule Coburg

Manchmal bleiben große Veränderungen nahezu unbemerkt. „Wenn alles reibungslos läuft“, sagt Horst Wilbald, „werden die Nutzerinnen und Nutzer nichts mitbekommen. Aber der Gewinn für die gesamte Hochschulfamilie ist enorm.“ Der Leiter des IT-Zentrums berichtet, wie sich die IT-Infrastruktur der Hochschule im Lauf dieses Jahres verändern wird.

Das zentrale Storage- und Virtualisierungscluster wird ausgetauscht. Dieses System ist die Basis für alle Serveranwendungen der Hochschule: Es ist das Herz der IT. Nach sieben Jahren werden die Komponenten erneuert, um die Leistungs- und Speicherkapazität der Server an die aktuellen Anforderungen anzupassen. Gut eine Million Euro benötigt die Hochschule für diese Investition. Finanziert wird sie über das Programm „Großgeräte der Länder“; der Antrag dafür wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG positiv begutachtet. „Wir sind dem Wissenschaftsministerium sehr dankbar für die Unterstützung“, sagt Wilbald. Knapp 600.000 Euro stellt der Freistaat Bayern zur Verfügung.

Der zentrale Speicher

Forschung und Entwicklung brauchen Platz – Speicherplatz. Ob 3D-Scans im Bauingenieurwesen oder Forschung zur „Multimodalen Mixed Reality Eingabe für mobile Wissensarbeiter“, ob künstliche Intelligenz in der Versicherungswissenschaft oder Sensoren, die zur Materialanalytik kontinuierlich Daten erfassen: Irgendwo müssen die Daten hin. Mit immer neuen technischen Möglichkeiten steigt der Speicherbedarf. „Und jede Dokumentation, jeder Entwurf, auch die Lehr-Videos und E-Mails landen auf unserem zentralen Storage“, erklärt Wilbald. Zu bisher 300 Terabyte Speicherkapazität kommen bei der Erneuerung weitere 225 Terabyte hinzu.

Die virtuellen Maschinen

Außerdem muss das sogenannte „Virtualisierungscluster“ angepasst werden, denn es gibt immer mehr IT-Dienste und Server, die Ressourcen benötigen. „Webserver, Exchange-Server, aber auch Online-Dienste und E-Learning-Angebote über Moodle“, zählt Wilbald auf, „das sind keine physischen Maschinen mehr. Alles läuft virtuell.“ Die Dienste laufen auf acht physischen Maschinen, die zu einem Verbund zusammengeschaltet wurden. Etwa 180 virtuelle Maschinen betreibt das IT-Zentrum aktuell auf diesem System. Dadurch können die virtuellen Server leicht an die Anforderungen angepasst werden und es ist auch kein Problem, neue zu erstellen. „Wir haben keine Grenzen durch Hardwaremaschinen und können das sehr individuell, sehr flexibel für die Coburger Bedürfnisse gestalten.“

Das Hochschulnetz

Die Anforderungen an das zentrale Storage- und Virtualisierungscluster haben sich auch dadurch verändert, dass neue Standorte, Mitarbeiter:innen, Projekte eingebunden werden müssen. In der strategischen Ausrichtung der Hochschule hat das Innovationsdreieck Coburg – Kronach – Lichtenfels große Bedeutung; dementsprechend wichtig ist auch die reibungslose Anbindung an die Hochschul-IT. „5G-gestützte Modellstadt für autonomes Fahren in Kronach, Hebammenkunde in Bamberg und die Bündelung fakultätsübergreifender Kompetenzen im KI-Kompetenzzentrum im neuen Modulbau durch den Freistaat am Schlachthofgelände: An jedem Standort, der neu dazukommt, soll alles laufen, als sei es immer so gewesen.“ Das gilt auch fürs mobile Arbeiten: Seit der Pandemie gehört zum Arbeitsalltag, dass Beschäftigte sich von irgendwo außerhalb ins Hochschnulnetz einklinken.

Umsetzung: neue Systeme nach den Sommerferien

Wenn in einer EU-weiten Ausschreibung ein passender IT-Dienstleister für alle Anforderungen gefunden wurde, soll die Hardware schnell bestellt werden, damit sie – trotz Chipkrise – rechtzeitig einsatzbereit ist. Installation, Test, Konfiguration, Datenübernahme: Die Hauptarbeit erfolgt in den Sommer-Semesterferien, wenn kein Lehrbetrieb ist. „Das ist eine Operation am offenen Herzen“, sagt Wilbald. Er und sein Team aus dem IT-Zentrum wollen dann direkt zu Beginn des Wintersemesters 2022/23 den neuen Speicher und die Virtualisierungsumgebung bereitstellen. Sie sind die Basis für die Digitalisierung der Zukunft. Eine große Veränderung. Eine von der Art, die für Nutzerinnen und Nutzer unsichtbar bleibt.