KL besucht KK: „Es fühlt sich an wie Heimkommen“

Dienstag. 10. Oktober 2023 (Franziska Hoffmann)
Eine Frau und ein Mann lächeln in die Kamera. An der Wand hinter Ihnen steht CO - Hochschule Coburg.
Maria Knott-Lutze und Dr. Matthias J. Kaiser. Franziska Hoffmann / Hochschule Coburg

Sie war die erste Frau, die in Bayern Kanzlerin einer Hochschule wurde: 20 Jahre lang prägte Maria Knott-Lutze das Geschehen an der Hochschule Coburg aktiv mit. Im Jahr 2020 hieß es Abschied nehmen: von ihrem geschätzten Kollegium, den vielfältigen Aufgabenbereichen und einem Arbeitsplatz, den sie jahrzehntelang gern aufgesucht hat. Auch jetzt, drei Jahre später, kehrt sie immer wieder mit Freude an die Hochschule zurück: „Aber nur noch, weil es Spaß macht“, sagt sie mit einem Schmunzeln.

Obgleich sie sich jetzt schon seit 36 Monaten im Ruhestand befindet, kommt bei „KL“, wie sie intern noch immer liebevoll genannt wird, keine Langeweile auf. Als sie ging, war Enkeltochter Anna grade unterwegs. Vor kurzem folgte Enkelchen Nummer zwei und der Sohnemann feierte Hochzeit: „Die Familie wächst. Man könnte sich gar nicht glücklicher preisen.“

Für ihren Ruhestand hatte sich Knott-Lutze zwei wesentliche Ziele vorgenommen: „Abnehmen und die Wohnung renovieren. Beides habe ich erfolgreich erledigt“, sagt sie lachend. Überhaupt versetzt einen der Terminplan der 68-Jährigen ins Staunen: von Morgensport, Verwaltungsaufgaben daheim, in der Neustädter Kantorei sowie innerhalb ihrer Kirche über Besuche im Fitnessstudio, radeln und wandern bis hin zum wöchentlichen Stammtisch und die Chorproben – Maria Knott-Lutze ist so engagiert und agil wie eh und je. Doch zwischendurch genießt sie es, keinen Zeitdruck zu haben. „Manchmal gehe ich in die Bäckerei und setze mich mit meinem Espresso in aller Ruhe hin, um das Geschehen zu beobachten.“

„Es wurde einfach ans große Ganze gedacht.“

Solche Momente waren selten, als sie im Dienste der Hochschule stand. „20 Jahre, das bedeutete ein Auf und Ab in der Hochschulpolitik. Die politischen Rahmenbedingungen änderten sich regelmäßig und man musste sich immer wieder anpassen und auf das Geschehen reagieren. Doch man konnte jede neue Hürde gemeinsam mit beziehungsweise dank der vielen tollen Menschen an der Hochschule Coburg meistern. Selbst wenn man dachte: Wie geht es jetzt bloß weiter?“ Sie lächelt und schwelgt in der Erinnerung. „Die Hochschule war vor allem in der Krise stark. Über die Jahre standen immer wieder ein anderer Dekan oder eine Dekanin auf und erklärte, dass man bereit sei, den anderen zu helfen oder sie mitzuziehen. Vor allem die Fakultäten haben gerade in der Krise einander geholfen und dabei einfach ans große Ganze gedacht.“

Jetzt ist Knott-Lutze drei Jahre im Ruhestand – und der neue Kanzler bereits drei Jahre in Amt und Würden: Dr. Matthias J. Kaiser – auch bekannt als „KK“ – nahm den Jahrestag zum Anlass, seine Vorgängerin nach Coburg einzuladen. „Dass, was KL aus 20 Dienstjahren so erfrischend beschreibt, habe ich auch in den ersten drei Jahren als Kanzler überwiegend genauso erlebt“ resümiert er. „Jeder Tag ist zwar professionell durchgeplant, aber durch stetige Prioritätsverschiebungen wird es niemals langweilig“ scherzt der Kanzler. Es ist zu spüren, dass er und seine Vorgängerin sich blendend verstehen, dass sie viele Ansichten und eine ordentliche Portion Humor teilen.

 

Als die Fakultät Design noch jung war

Die wichtigsten und größten Meilensteine ihrer Laufbahn an der Hochschule waren für Knott-Lutze die Gründung der Fakultät Design und in Verbindung damit der Neubau auf dem Campus Design: „Etwas ganz Neues für uns, gestalterische und technische Studiengänge unter einem Dach, in einer Fakultät“. Auch die Gründung des Wissenschafts- und Kulturzentrums (Wiku) lag ihr sehr am Herzen. „Das war ein Traum von mir – nicht allein eine Ausbildungsstätte zu sein, sondern einem weiterreichenden Bildungsanspruch gerecht zu werden“.

Die ehemalige Kanzlerin denkt auch gerne an die Zusammenarbeit mit den Studierenden zurück. „Es ist doch einfach hoch befriedigend, mit gut gebildeten beziehungsweise gut ausgebildeten jungen Menschen zu arbeiten und dann später wieder von ihnen zu hören. Was aus ihnen geworden ist und was sie so machen. Allgemein ist das charakteristisch für diese Hochschule: Man erfährt hier einen sehr offenen Austausch und eine unkomplizierte Kommunikation. Das hat mir immer viel Freude bereitet.“

 

Augen auf! Und auch das Herz öffnen …

Wenn es nach „KL“ geht, kann man an der HS Coburg viel erreichen, egal ob als Studi oder Mitarbeiter:in. „Man muss einfach offenen Auges und Herzens mitmachen und sich einbringen, der Rest kommt von selbst.“ Das spiegelt sich auch in den Worten ihres Nachfolgers Kaiser wider: „Mein Ziel ist es, unsere Hochschule als Entwicklungsplattform auszubauen, damit jede Person hier individuelle Entwicklungsmöglichkeiten erhält. Natürlich gibt es Leitplanken“, sagt KK. „Aber im Kern dann die eben große Freiheit!“

Die Altkanzlerin selbst startet in Kürze schon wieder ihr nächstes Herzensprojekt – und auch das hat viel mit Freiheit zu tun: Es geht auf Wanderschaft nach Italien.