Forschung: Gesundheitsförderung im Reich der Mitte

Freitag. 24. März 2023 (Pressestelle)
Bewegungsförderung in einer Kita in Hongkong. Foto: Hochschule Coburg
Solche Spiele werden in Hongkong also zum kognitiven Training genutzt: Prof. Dr. Holger Hassel und Doktorandin Christina Müller besuchten hier auch eine Sozialeinrichtung für ältere Menschen ... Foto: Hochschule Coburg
... und das YMCA of Hong Kong, das einen intensiven Austausch mit Deutschland pflegt - koordiniert vom YMCA Bayern in Nürnberg.
Internationaler Austausch unter Wissenschaftler:innen. Foto: Hochschule Coburg

Wie wird in Hongkong Gesundheit gefördert? Vor Ort machte sich eine Abordnung des Instituts für angewandte Gesundheitsförderung IaG der Hochschule Coburg ein Bild und vertiefte den internationalen Forschungsaustausch.

Können Ältere ihre geistige Fitness in Hongkong spielerisch in sozialen Einrichtungen trainieren? Werden Mitmachprojekte für Familien in den Stadtteilen organisiert? Und kann den Kindern auch in einer Umgebung mit wenig Grünfläche Spaß an der Bewegung vermittelt werden? Antwort auf diese Fragen fanden Prof. Dr. Holger Hassel, Leiter des IaG und Christina Müller, Doktorandin an der Universität Würzburg und ehemalige Mitarbeiterin des IaG beim Besuch der Hongkong Baptist University (HKBU): Hier tauschten sie sich mit dem „Dr. Stephen Hui Research Centre for Physical Recreation and Wellness“ unter der Leitung von Prof. Bik Chu Chow aus.

Es ging unter anderem um die Coburger Forschungsprojekte zur Bewegungsförderung bei Kindern (QueB) und zur Gesundheitskompetenz bei Älteren (AOK-Gewinn), und vor allem stand der wissenschaftliche Austausch zur partizipativen Interventionsentwicklung und die Sport- und Bewegungsförderung in Kommunen im Mittelpunkt. „In meiner Promotion beschäftige ich mich unter anderem mit den Bedingungen eines bewegungsfördernden kommunalen Umfeldes“, erklärt Müller. „Neben dem klassischen Austausch mit den Kolleg:innen in der Uni war deshalb vor allem das umfangreiche Besuchsprogramm in Hongkong für mich lehrreich.“

Wie funktioniert Bewegungsförderung zwischen Hochhausschluchten?

Die besuchte Kita lag nicht in einem Vorzeigestadtteil mit Park, sondern war eingezwängt zwischen Hochhäusern ohne Grünfläche in der Nachbarschaft. Wie sollte hier Bewegungsförderung für 250 Kinder mit medizinischen Masken machbar sein? Systematisch wurde nach und nach in allen Gruppen das gleiche mit Musik unterlegte Programm angeleitet – auf spielerische Weise. Es wurde gelacht, ausprobiert und getobt. Die Anleitung ermöglichte allen Kindern die gleichen Chancen. In einem Gruppenraum stimmten Plakate von Mozart, Beethoven und anderen Komponisten bereits auf die Musikförderung am nächsten Tag ein. Die Abordnung aus Coburg erkundete die Einrichtung selbständig und empfand das Klima überall als angenehm ruhig und entspannt.

In einer kommunalen Sozialeinrichtung für ältere Menschen erfuhren Müller und Hassel, wie diese Einrichtung mit der HKBU zusammenarbeitet. Hier wurden speziell für ältere Menschen entwickelte Spiele zum kognitiven Training erprobt – und der Besuch aus Deutschland musste alle Spiele mitausprobieren. In einer Art Olympiazentrum für ausgewählte Sportdisziplinen standen die umfangreichen Diagnose- und Monitoring-Programme im Mittelpunkt. Zusätzlich gab es einen Einblick in die Lehrküche für Sportler:innen. Hier können die Nutzer:innen ihre Ernährungskompetenz je nach Disziplinen spezifisch ausbauen.

Fränkische Spuren in Hongkong: Anknüpfungspunkt für Praktikant:innen

Der Leiter des Chinese YMCA of Hongkong, Li Kai Hung, zeigte die Arbeit der Organisation. Seit 2010 besteht bereits ein intensiver Austausch zwischen YMCA China und Deutschland. Die Koordination liegt bei YMCA Bayern in Nürnberg. Li war selbst schon im Nürnberger Umland und warb für weitere Zusammenarbeit. Das YMCA in Hongkong ist eine Art Ferienlager mit klassischen Sportplätzen und Wassersport. Neben dem Freizeit- und Sportangebot für Gruppen wird eine kommunale Gesundheitsförderung für die rund 20.000 Anwohner:innen in der Nachbarschaft organisiert. Hassel sieht das auch als interessante Chance für Coburger Studierende: „ein Praktikumsplatz mit Auslandserfahrung für Gesundheitsförderer und Sozialarbeitende“.

Dem Coburger Professor geht es vor allem darum, dass der Austausch mit der HKBU die Wissenschaftsbeziehung der Hochschule zu Partner:innen im Ausland fördert. „Das bietet die Chance, in enger Zusammenarbeit mit internationalen Wissenschaftler:innen evidenzbasierte Gesundheitsförderung nachhaltig zu transferieren.“ Hassel zeigte sich beeindruckt von der präzisen Vorbereitung: „Die Kolleg:innen in Hongkong haben mit uns das Arbeitsprogramm abgestimmt und nach unseren Wünschen die Einrichtungen ausgewählt.“ Der Austausch mit den Gastegber:innen sei sehr offen gewesen. Der Coburger Professor Hassel ist jetzt „Honorable Fellow“ des „Dr. Stephen Hui Research Centre for Physical Recreation and Wellness“. Hassel erklärt: „Für die Entwicklung und Umsetzung weiterer gemeinsamer Projekte mit der HKBU wird ein Advisory Board gegründet, das eine flexible Zusammenarbeit ermöglicht.“ Das nächste Treffen per Zoom ist bereits geplant.