Gemeinsam aktiv älter werden

Mittwoch. 14. Juni 2017 (Mareike de Raaf)
Gesundheit! Die diskutieren die Senior*innen in Rödental.
Wie kann ich in der Kommune aktiv werden? Darüber tauschen sich die Teilnehmer*innen aus.

Ausgewogen essen, spazieren gehen und Freunde treffen: Die kleinen Dinge sind wichtig, um gesund zu bleiben. Dafür treffen sich regelmäßig zehn Senior*innen in Rödental im Landkreis Coburg. Anlass bietet ein Forschungsprojekt des Instituts für angewandte Gesundheitswissenschaften der Hochschule Coburg.

Wie kann ich meine Gesundheit in die eigenen Hände nehmen? Das lernt momentan eine Gruppe von Senior*innen in Rödental. Sie wollen ihren Alltag gesünder gestalten. Ausgangspunkt ist das Forschungsprojekt „Gesund älter werden mit Wirkung“ des Instituts für angewandte Gesundheitswissenschaften der Hochschule Coburg. Prof. Dr. Holger Hassel entwickelte mit seinem Team ein Gruppenprogramm, um die Gesundheitskompetenz von Menschen ab 60 Jahren zu fördern. Gesundheitskompetenz bedeutet dabei, das eigene Leben gesundheitsförderlich gestalten zu können. Dafür ist es notwendig, passende Informationen zu finden, richtig einzuschätzen und im Alltag umzusetzen.

Kompetent für die Gesundheit

Monika Stommel leitet ehrenamtlich die Gruppe in Rödental. „Das Thema betrifft mich selbst ja auch“ sagt sie. Die Seniorin gestaltet das Treffen mit den Teilnehmer*innen entlang eines Modulhandbuchs, das vom Projektteam in Zusammenarbeit mit den Senior*innen entwickelt wurde. Sie ist eine von insgesamt 36 Gruppenleiter*innen des Programms. In einer Schulung lernte sie vorher, wie sie eine Stunde aufbauen und eine Diskussion leiten kann.

Die Atmosphäre ist locker in Rödental. Es wird viel gelacht, während sich die Teilnehmer*innen darüber austauschen, wie man sich mehr bewegen könnte. „Die Treppe anstatt den Aufzug nehmen oder das Auto auch mal stehenlassen, sind da erste Schritte“ sagt eine Teilnehmerin.
Auch Übungen gegen einen steifen Nacken oder schmerzenden Rücken probieren die Teilnehmer*innen aus. Gemeinsam ziehen sie Gummiringe auseinander, balancieren auf einem Bein und lassen die Schultern kreisen. Diese kleinen Übungen bringen den Kreislauf in Schwung und erhöhen die Konzentration.
In Gruppenarbeit sammeln die Senior*innen anschließend Bewegungsangebote der Kommune und überlegen, welche Anlaufstellen es für Interessierte gibt.

Für die Teilnehmer*innen ist das Programm eine Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Es bietet Anlass, zusammenzukommen. Schon längst treffen sich die Teilnehmer*innen auch im privaten Rahmen. Sandra Nold, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für angewandte Gesundheitswissenschaften, freut sich darüber besonders. „Wir möchten nicht nur die Gesundheitskompetenz fördern, sondern auch einen Anstoß zur Begegnung bieten, der sich auch nach dem Abschluss des Programms fortsetzt“. Soziale Beziehungen sind immerhin ein wichtiger Eckpfeiler für ein gesundes Leben. 

Umgang mit neuen Medien üben

Neben gesunder Ernährung, Bewegung und Entspannung steht in Rödental auch der Umgang mit Tablet und Smartphone auf dem Programm. Die Teilnehmer*innen suchen Gesundheitsinformationen im Internet und trainieren, die Vertrauenswürdigkeit der Seiten einzuschätzen. Zum Projekt gehört auch die „GeWinn-App“, die in Zusammenarbeit mit einer Softwareentwicklungsfirma entstanden ist. Als „Gesundheitsnavi“ hilft die App, sich zu informieren und in der Kommune zurechtzufinden. Die Senior*innen markieren relevante Orte in der Gemeinde, beschreiben und bewerten sie. Die App wird im Laufe des Programms gefüllt und im Anschluss der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Das Gruppenprogramm  „Das tut mir gut! Gemeinsam aktiv und gesund älter werden“ ist Teil des Verbundprojekts „Gesund älter werden mit Wirkung“ (GeWinn) der Hochschulen Coburg und Magdeburg-Stendal sowie der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Im Rahmen des Projektes kooperiert die Hochschule Coburg mit den vier bayerischen Landkreisen Ansbach, Coburg, Passau und Würzburg. In diesen wird das Programm umgesetzt. Die Hochschule Magdeburg-Stendal führt das Programm im Raum Magdeburg durch. 300 Senior*innen in 26 Gruppen nehmen an dem Programm teil.
Das Programm läuft noch bis März 2018. Im Anschluss werten die Hochschulen das Programm aus. Sie erforschen: Gehen die Personen nun anders mit ihrer Gesundheit oder ihren chronischen Erkrankungen um? Fühlen sie sich nun wohler und gesünder als vorher? Hat sich das gesellschaftliche Leben verändert? Wie hat sich die Lebensqualität verbessert? Und: Ist die Nutzung von Tablet und Smartphone und das Interesse daran gestiegen? Weitere Informationen über das Projekt gibt es auf der Homepage von „Gesund älter werden mit Wirkung“.