Gemeinsam und gut gelaunt von A nach B

Mittwoch. 16. Mai 2018 (Anke Hempfling)
Die Studenten Tim Hellwig, Franz Liebermann und Valentin Eiber (v.l.).

Drei Studenten der Hochschule Coburg sagen überfüllten Straßen und verschmutzter Luft den Kampf an. Sie entwickeln eine App, die Autofahrer miteinander vernetzt und Fahrten so auf ein Minimum reduzieren könnte. Vor allem geht es bei „uee“ aber um die Mitfahrer.

Jeden Morgen dasselbe: Stau auf dem Weg zur Arbeit und je später man dort ankommt, desto schwieriger wird es, noch einen Parkplatz zu ergattern. Es sind schlichtweg zu viele Autos unterwegs. Selten ist ein Wagen voll besetzt – durchschnittlich bleiben mindestens zwei Sitzplätze leer. Viele Fahrzeuge bedeuten in der Regel auch einen höheren CO2-Ausstoß. So hat die Luftverschmutzung weltweit in den letzten fünf Jahren um acht Prozent zugenommen. Wäre es da nicht gut, die Menge der Autos zu reduzieren? 

Genau hier setzen Franz Liebermann, Tim Hellwig und Valentin Eiber an. Ihr Ziel: das Zusammenlegen von Autofahrten. „Wenn jeder die Kapazität in seinem Fahrzeug besser ausschöpfen würde, also alle Plätze besetzt, könnten anstelle von zehn nur noch sechs Autos zur gleichen Zeit unterwegs sein“, erklärt Tim Hellwig. 

Möglich machen wollen die drei Automobiltechnologie-Studenten das mit ihrer App „uee“. Dabei entscheidet der Nutzer, auf welche im Smartphone gespeicherten Daten die Anwendung zugreifen darf. Hat man zum Beispiel bereits ein Facebook-Profil, kann man „uee“ darauf Zugriff gewähren, um Mitfahrgelegenheiten zu finden. Interessieren sich zwei oder mehr Leute aus einer Freundesliste für dieselbe Veranstaltung, zeigt „uee“ das an. Die Nutzer können sich zusammenschließen und gemeinsam dorthin fahren. Das gilt für das nächste Fußballspiel gleich um die Ecke genauso wie für Großveranstaltungen, wie beispielsweise Festivals, die weiter weg stattfinden. Das Ganze muss sich dabei nicht nur auf die Freunde oder Familie beschränken. „Je weiter ich mein Netzwerk ausbaue, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass ich eine passende Fahrt angeboten bekomme. Das geht natürlich nicht nur in Verbindung mit Facebook, sondern auch mit Instagram, Spotify, dem eigenen Kalender auf dem Handy oder meinen Emails“, erklärt Franz Liebermann. Die Ergebnisse werden angezeigt, ohne dass aktiv danach gesucht werden muss. So soll eine Brücke geschlagen werden zwischen der analogen und der digitalen Welt.

Es gibt bereits diverse Plattformen, die Mitfahrgelegenheiten vermitteln. Aber bei „uee“ steht nicht nur die Fahrt im Mittelpunkt, sondern vielmehr die Leute, die mitfahren. „Bisher ist Mobilität ziemlich anonym. Buche ich zum Beispiel eine Fahrt nach Berlin, dann bekomme ich nicht viele Informationen über den Fahrer oder warum er überhaupt dorthin fährt. Läuft es schlecht, sitzt man stundenlang mit jemandem im Auto, mit dem man sich gar nicht versteht. Wir möchten, dass Menschen zusammenkommen, die sich sympathisch sind und gleiche Interessen teilen. So finden zum Beispiel auch Leute, die neu in einer Stadt sind, schnell Anschluss“, sagt Valentin Eiber. „Fahrzeit ist Zeit, die man zum Kommunizieren nutzen kann oder um sich wieder mit früheren Freunden zu verbinden – oder neue kennenzulernen“, pflichtet ihm Tim Hellwig bei.

„uee“ könnte vor allem für Unternehmen interessant sein. Viele Berufstätige pendeln täglich. „Wenn alle einzeln mit ihrem Auto ins Büro fahren, produziere ich als Firma Emissionen, die vermeidbar wären. Wenn sich genügend Fahrgemeinschaften bilden, können die Schadstoffe reduziert werden und außerdem müsste sich niemand mehr Gedanken machen, wir er zur Arbeit kommt. Ein Unternehmen direkt in der Stadt hätte diesbezüglich dann keinen Vorteil mehr gegenüber eines Unternehmens auf dem Land“, meint Valentin Eiber. Mit ihrer Idee konnten die drei Jungunternehmer bereits die Jury eines Startup-Wettbewerbs in Coburg beeindrucken und gewannen dort sogar den Publikumspreis.

Die größte Herausforderung besteht für die drei Studenten jetzt darin, die richtige Software zu programmieren. „Dafür suchen wir noch nach Gleichgesinnten, die Spaß an einer neuen Idee haben. Wir würde gerne mit einem Entwickler unser Team vervollständigen“, sagt Franz Liebermann. Bis Ende des Jahres soll dann der erste Prototyp ihrer App fertig sein.

 

Kontakt zu UEE:

Wer daran interessiert ist, die Jungunternehmer zu unterstützen, kann sich direkt bei ihnen melden unter: uee.contact[at]gmail.com