Internationale Soziale Arbeit auf Exkursion in Berlin

Donnerstag. 21. Juni 2018 (Pressestelle)
Studierenden der Internationalen Sozialen Arbeit auf Exkursion in Berlin
Die Studierenden der Internationalen Sozialen Arbeit waren mit Professorin Andrea Schmelz auf Exkursion in Berlin.

Neue Einblicke in die Praxis und Theorie ihres Fachgebietes erhielten 32 Studierende des Studiengangs Internationale Soziale Arbeit und Entwicklung bei einer viertägigen Exkursion zu Menschenrechtsorganisationen in Berlin. 

Unter Leitung von Prof. Dr. Andrea Schmelz konnten die Student*innen bei der internationalen Tagung „Emanzipation“ der Menschenrechtsorganisation Medico International e.V. Einblicke in die aktuellen globalisierungskritischen Debatten bekommen. Sie hörten Vorträge und folgten den Diskussionen u.a. von weltbekannten Wissenschaftler*innen wie Nancy Fraser, Seyla Benhabib und Didier Eribon.

Um die Theorie aus Perspektive der internationalen Sozialen Arbeit vom Kopf auf die Füße zu stellen, besuchten die Studierenden ausgewählte Praxisorganisationen wie den Weltfriedensdienst und das Entwicklungspolitische Informations- und Bildungszentrum (EPIZ), sie diskutierten konkrete Praxismodelle des Globalen Lernens und lernten mögliche Einsatzfelder ihrer zukünftigen beruflichen Praxis kennen.

Die Menschenrechtsorganisation Medico International e.V., die gemeinsam mit der Humboldt Universität, der Technischen Universität Berlin und dem Haus der Kulturen der Welt die internationale Tagung ausrichtete, feierte zugleich ihr 50-jähriges unermüdlichen Engagement in Projekten der humanitären Hilfe und der Menschenrechtsarbeit rund um den Globus.

Angesichts von wachsenden Ungleichheiten, zunehmenden gesellschaftlichen Spaltungen und gewaltvollen Konflikten weltweit stellte die Tagung die für Geschichte und Selbstverständnis der internationalen Sozialen Arbeit wichtigen emanzipatorischen Ansätze auf den Prüfstand. Eindrücklich diskutierten der Münchner Soziologieprofessor Stefan Lessenich und die Berliner Politikwissenschaftlerin Prof. Gesine Schwan das Spannungsverhältnis zwischen der Analyse sozialer Probleme und tragfähigen praktischen Lösungsansätzen – ein Dilemma, das von jeher die internationale Soziale Arbeit herausfordert. Prof. Schwan machte sich für Lösungsperspektiven in reformerischer Praxis stark und skizzierte den Vorschlag eines EU-Fonds, aus dem Städte in Europa kommunale Angelegenheiten finanzieren können, wenn sie Geflüchtete aufnehmen.

„Die Tagung hat mich persönlich sehr zum Nachdenken darüber angeregt, wie Wissen und Lernen selbst emanzipatorisch sein können, anstatt sich Emanzipation nur zum Gegenstand zu nehmen“, resümiert die Studentin Franka Rauch

Ganz praktische Lösungsansätze von unten durch Bildungs- und Menschenrechtsprojekte im In- und Ausland konnten die Studierenden während der Besuche bei renommierten Organisationen erfragen. Der Weltfriedensdienst  e. V. (WFD), eine 1959 gegründete entwicklungs- und friedenspolitische Organisation, arbeitet mit Partnerorganisationen in 23 Ländern, vor allem in Subsahara Afrika, Südostasien, Lateinamerika und Palästina zusammen, u.a. zu Frauenförderung, Ausbildung und Ressourcenschutz.

Das entwicklungspolitische Informations- und Bildungszentrum (EPIZ), ein bundesweit bekanntes Zentrum für Globales Lernen des Berliner Senats, gestaltet seit mehr als 30 Jahren innovative Bildungsangebote zu Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika sowie den Beziehungen zwischen Norden und Süden.

Die Basisarbeit der besuchten Institutionen setzt gleichermaßen am Umdenken und am Tun vor Ort an. In der Überzeugung, dass Entwicklung vor der eigenen Haustüre beginnen muss und sich die Konsum-, Wirtschafts- und Lebensweisen vor allem in den reichen Ländern ändern müssen, setzt das EPIZ beispielsweise am Alltagshandeln in der beruflicher Bildung an (u.a. Sozial- und Erziehungswesen, Bank- und Finanzwesen, Gastronomie, Bauen und Holz).

Die Exkursion setzte vielfältige neue Impulse für praktische und theoretische Perspektiven in der internationalen Sozialen Arbeit und verdeutlichte, dass die interkulturelle Öffnung in der Entwicklungs- und Bildungsarbeit im In- und Ausland ein herausforderndes und weites Feld für die Soziale Arbeit darstellt. Insbesondere auf der internationalen Tagung fehlten weitgehend – wie die Studierenden in der Auswertung feststellen - die Stimmen von Denker*innen und Praktiker*innen aus Ländern des Globalen Südens.