Klinische Sozialarbeit: So sieht der Arbeitsalltag aus

Montag. 02. März 2020 (Natalie Schalk)
Gebäude der REGIOMED-KLINIKEN GmbH
Eine Exkursion führte die Studentinnen und Studenten im Februar in die geriatrische Station des Klinikums Coburg. Foto: „REGIOMED-KLINIKEN GmbH“.

Zwei Exkursionen, zwei völlig verschiedene Themen – ein Arbeitsfeld: Was Studierende der Hochschule Coburg bei einem Abstecher in die Praxis der Klinischen Sozialarbeit lernten.

Was tun, wenn Kinder und Jugendliche andere gefährden? Oder sich selbst verletzen? Und wie kann alten Menschen geholfen werden, damit sie noch lange Zeit eine möglichst hohe Lebensqualität haben? Sehr unterschiedliche Fragen – die eines gemeinsam haben: Sie sind Thema in der Klinischen Sozialarbeit. Einblick in die Praxis gewannen Studierende der beiden Coburger Masterstudiengänge Klinische Sozialarbeit und Soziale Arbeit im Februar auf zwei Exkursionen mit Prof. Dr. Michael Vogt und Prof. Dr. Christine Kröger.

Um Kinder und Jugendliche mit schweren emotionalen Störungen und Verhaltensauffälligkeiten ging es in Würzburg. Dr. Norbert Beck, der Leiter des Therapeutischen Heims Sankt Joseph, erklärte, wie die Einrichtung ihre Arbeit evaluiert, wie sie die Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie und die Elternarbeit gestaltet. Außerdem sprach er darüber, was wichtig ist, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesund bleiben. Die intensive stationäre Einrichtung setzt auf eine multiprofessionelle Behandlung: Sie verbindet heil- und sozialpädagogische, psychotherapeutische, medizinische (vor allem kinder- und jugendpsychiatrische) und sonderpädagogische Elemente. Knapp 60 Plätze hat das Haus, das zum Kinder- und Jugendhilfeverbund Überregionales Beratungs- und Behandlungszentrum (ÜBBZ) Würzburg gehört.

„Die Kinder- und Jugendhilfe ist ein wichtiges Arbeitsfeld für unsere Absolventinnen und Absolventen, daher ist die Kooperation mit dem ÜBBZ für uns sehr bereichernd“, sagt Prof. Dr. Christine Kröger. „Gerade in stationären Einrichtungen haben wir einen hohen Anteil an Kindern und Jugendlichen mit gravierenden psychiatrischen Erkrankungen – das ist eine anspruchsvolle Arbeit, die Fachkräften viel Kompetenz und ausgeprägte Sensibilität abverlangt.“ 

„Arbeitsgebiet der Zukunft“

Aus Sicht der Studierenden haben die Exkursionen das zweite Mastersemester „wunderbar abgerundet“, wie Rebekka Kuchenbrod es formuliert. Sie studiert Soziale Arbeit. „Wir haben einen sehr fundierten Einblick in die Konzepte, die konkrete Arbeit und die Bedeutung der Klinischen Sozialarbeit in den beiden Einrichtungen bekommen“. Als besonders lehrreich empfand sie die Exkursion in die geriatrische Station, die sich mit der Medizin alternder Menschen beschäftigt. „Das Thema Alter hatte in meinem Bachelorstudium nur wenig Raum“, sagt sie.

Doch dieses Thema wird immer wichtiger. Professor Dr. Michael Vogt bringt es auf den Punkt: „Bei einer weiter steigenden Lebenserwartung ist die Arbeit mit Menschen über 60 Jahre das Arbeitsgebiet der Zukunft“. Vogt vertritt innerhalb der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit das Feld der Gerontologie, der Wissenschaft des Alterns. Er beschäftigt sich auch mit bio-psycho-sozialen Bedarfs- und Lebenslagen und den Lebensverläufen und Herausforderungen in der Arbeit mit Seniorinnen und Senioren. 

Bei der Exkursion ins Klinikum Coburg erklärte Chefarzt Prof. Dr. med. Johannes Kraft den Studierenden das innovative Rehabilitationskonzept für die Arbeit mit Menschen im höheren Alter. Sie klinisch-sozialarbeiterisch zu begleiten, kann dazu beitragen, möglichst lange eine möglichst hohe Lebensqualität zu erhalten – also das, was jeder sich fürs Alter wünscht.