"Macht Eindruck"

Montag. 19. März 2018 (Anke Hempfling)
Prof. Dr. Peter Schwarz im Labor. Foto: Frank Wunderatsch

44 Semester an derselben Hochschule, darauf kann Prof. Dr. Peter Schwarz bisher zurückblicken. Genug Erfahrung hat er in dieser Zeit in ganz unterschiedlichen Bereichen gesammelt. Als Professor unterrichtet er Automatisierungstechnik und die Grundlagenfächer der Elektrotechnik. Als Praxisbeauftragter weiß er aber auch, wie eine gute Bewerbung aussieht und warum es für den ersten Eindruck keine zweite Chance gibt.

 

Herr Prof. Dr. Schwarz, Sie sind Professor und Praxisbeauftragter in der Fakultät Elektrotechnik und Informatik. Wie wichtig ist die Verbindung von Studium und Praxis?

Prof. Dr. Peter Schwarz: Sehr wichtig! Es ist ja immer noch so, dass in den Bachelorstudiengängen an den Universitäten kein Praxissemester vorgeschrieben ist, an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften - den früheren FHs - hingegen schon. Genau deswegen habe ich mich für die Arbeit hier entschieden. Gerade im technischen Bereich hat mich die enge Verzahnung von wissenschaftlicher und gleichzeitig auch praxisnaher Lehre überzeugt. Auch aus meiner eigenen beruflichen Erfahrung weiß ich, dass Unternehmen großen Wert auf eine anwendungsbezogene Ausbildung legen.

Jeder Bachelorstudiengang der Hochschule Coburg hat einen eigenen Praxisbeauftragten. Warum eigentlich?

Prof. Dr. Peter Schwarz: Bevor die Studierenden ins Praxissemester gehen, haben sie viele Fragen. Der Praxisbeauftragte ist ihr erster Ansprechpartner. Er bereitet sie auf ihre Aufgaben in den Unternehmen vor und betreut sie auch darüber hinaus. Ich selbst bin seit 15 Jahren für einen Teil unserer Studiengänge Praxisbeauftragter. Das war früher nur die Elektrotechnik, inzwischen sind daraus die drei Bachelorstudiengänge Erneuerbare Energien, Automatisierungstechnik und Robotik sowie Elektro- und Informationstechnik hervorgegangen.

Wie unterstützen Sie die Studierenden bei der Suche nach einer geeigneten Praktikumsstelle?

Prof. Dr. Peter Schwarz: Die Studierenden suchen sich ihre Stelle grundsätzlich selbst. Aber manche möchten ein Auslandspraktikum machen oder unsere ausländischen Studierenden wissen nicht, wo sie sich bewerben sollen. Wir führen eine Liste, in welchen Unternehmen bereits Studierende von uns tätig waren. Da kann ich einige Tipps geben.

Ein Betrieb möchte einen Studierenden beschäftigen. Worauf achten Sie?

Prof. Dr. Peter Schwarz: Ich schaue mir den Vertrag zwischen den Studierenden und den Ausbildungsstellen genau an und prüfe, ob ein plausibler Zusammenhang zwischen Studiengang und Tätigkeit im Unternehmen besteht. Ausnahmeregelungen sind möglich, haben aber stets Klärungsbedarf. Schließlich schicken wir unsere Studierenden nicht zum Kaffeekochen ins Praxissemester. Gelegentlich besuche ich auch Firmen, um den Ausbildern zu erläutern, worum es uns geht und worauf wir Wert legen.

Wie geht es weiter, wenn sich ein Praktikumsplatz ergeben hat?

Prof. Dr. Peter Schwarz: Auch dann ist der Praxisbeauftragte gefragt. Im praxisbegleitenden Unterricht geben wir den Studierenden Fertigkeiten mit, die häufig in den Firmen gebraucht werden. Wieder zurück an der Hochschule halten sie im Praxisseminar dann einen Vortrag über ihre Tätigkeiten in den Unternehmen. Außerdem müssen sie darüber einen Report schreiben, der von meinen Kollegen und mir kommentiert wird. Das sehen wir auch als Vorbereitung für die Bachelorarbeit. Seit einigen Jahren gibt es die Schreibwerkstatt. Dort leiten wir die Studierenden zum Verfassen des Praxisberichts an.

Welche Erfahrungen nehmen Studierende aus dem Praxissemester mit?

Prof. Dr. Peter Schwarz: Wie wichtig Praxiserfahrung für die berufliche Orientierung ist. Wir erleben regelmäßig, dass Studierende aus den Unternehmen zurückkommen und aufgrund ihrer dortigen Erfahrungen dann innerhalb unserer Fakultät den Studiengang wechseln. Das beweist, dass in der Praxis eine ganze Menge neue Erkenntnisse dazukommen. Sie arbeiten an verschiedensten Themenfeldern und lernen so die ganze Berufsbreite kennen. Häufig stellt das Praxissemester auch den ersten Kontakt mit dem späteren Arbeitgeber her. Es kommt oft vor, dass Studierende erst ihr Praktikum in einem Unternehmen absolvieren, später ihre Bachelorarbeit dort anfertigen und schlussendlich auch eingestellt werden.

Berufsvielfalt ist das Stichwort, da fällt es manchmal schwer, sich zu entscheiden. Welche Praktika raten Sie Ihren Studierenden und denen aus anderen Fakultäten?

Prof. Dr. Peter Schwarz: Ich würde da ganz nach meiner persönlichen Neigung gehen. Man muss sich fragen: Wo will ich hin und was will ich dort lernen? Am besten sucht man sich eine Firma, die ein großes Spektrum an Aufgabenbereichen anbietet. Das heißt nicht automatisch, dass man dafür in einen Großkonzern muss. Wir haben auch kleinere und mittelständische Firmen hier in der Umgebung, die sehr anspruchsvolle Themen und eine große Bandbreite bieten.

Welche Resonanz erhalten Sie aus den Unternehmen? Sind sie zufrieden mit den Studierenden?

Prof. Dr. Peter Schwarz: Die Rückmeldungen sind weitestgehend sehr positiv. Die allermeisten Betriebe beschäftigen immer wieder gerne Praktikanten von uns. Oft werde ich von den Unternehmen auch gezielt angerufen, wenn Bedarf an neuen Mitarbeitern besteht. Diese Tatsache zeigt, dass unsere Absolventen gefragt sind. Viele Firmen haben erkannt, dass sie die Studierenden frühzeitig rekrutieren müssen. Sie versuchen deshalb, schon während des Praxissemesters mit ihnen in Kontakt zu treten und Brücken zu bauen, die tragfähig sind.

Mit welchen Unternehmen pflegen Sie Kontakte und wie kann das den Studierenden helfen?

Prof. Dr. Peter Schwarz: Ich lehre nun schon seit über 20 Jahren an der Hochschule Coburg. Viele meiner Absolventen sitzen mittlerweile auf Verantwortungspositionen in regionalen und überregionalen Firmen. Ich kann deshalb zwischen ihnen und meinen jetzigen Studierenden vermitteln. Einige absolvieren ihr Praxissemester aber auch bei Großunternehmen wie Bosch, Siemens oder BMW. Dort wäre es dann schon Zufall, wenn ich die Betreuer persönlich kennen würde.

Worauf legen Arbeitgeber bei Bewerbungen von Studierenden Wert?

Prof. Dr. Peter Schwarz: Der erste Eindruck ist entscheidend. Personaler achten darauf, ob der Bewerber sich im Vorfeld über die Stelle, das Unternehmen und dessen Produkte informiert hat. Ein vernünftiges Anschreiben ohne Rechtschreibfehler ist ebenfalls unumgänglich. Gerade Studierende, die keinen Einser- oder Zweier-Schnitt haben, müssen versuchen, ihre sonstigen Qualitäten hervorzuheben. Das können ehrenamtliche Tätigkeiten oder auch etwas ausgefallenere Hobbies sein. Auch um Praktikumsstellen gibt es einen Wettbewerb und je ernster man an die Sache herangeht, desto größer ist die Chance auf Erfolg. Man sollte das als Generalprobe für die Bewerbung um eine Festanstellung behandeln.

Hand aufs Herz: Welche Rolle spielen gute Noten bei der Bewerberauswahl?

Prof. Dr. Peter Schwarz: Sie sind wichtig, das kann man nicht wegdiskutieren. Anhand von Noten machen sich die Unternehmen ein Bild, wie der Bewerber mit Leistungsanforderungen zurechtkommt. Abgesehen davon sollte man aber auch zeigen, dass man nicht nur von morgens bis abends hinter Fachbüchern sitzt. Hobbies sind deshalb auch wichtig. Schlussendlich muss die Persönlichkeit überzeugen.

 

Das Interview führte Anke Hempfling.

 

Kurzvita Prof. Dr. Peter Schwarz

Peter Schwarz studierte Elektrotechnik an der Technischen Universität Darmstadt und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Sein Diplom erhielt er im Jahr 1979, bevor er im Jahr 1987 in Elektrischer Antriebstechnik promovierte. Danach war er acht Jahre lang bei der Siemens AG in Erlangen beschäftigt, zuletzt als Fachgruppenleiter für fertigungsintegrierte Prüfanlagen. 1995 kam er an die Hochschule Coburg als Professor für Automatisierungstechnik und die Grundlagenfächer der Elektrotechnik. Seit 2003 ist er Praxisbeauftragter der Fakultät Elektrotechnik und Informatik und dabei für die Studiengänge Automatisierungstechnik und Robotik, Erneuerbare Energien sowie Elektro- und Informationstechnik zuständig.

Dieser Artikel erschien erstmals in der Ausgabe 01/2018 des Hochschulmagazins mit dem Schwerpunktthema "Praxis im Studium". Die Onlineversion des Magazins gibt es hier.