Typisierungsaktion: Marlas Kampf gegen den Blutkrebs

Donnerstag. 23. März 2023 (Natalie Schalk)
Marla, sieben Jahre alt, hat eine seltene Form von Leukämie. Die Hochschule veranstaltet für sie eine Typisierungsaktion. Foto: Marcus Dassler / Bildfeuer
Marla bei der Einschulung. Foto: privat

Ein Mädchen aus der Region sucht dringend eine:n Stammzellenspender:in. Marla bleibt nicht mehr viel Zeit. Die Hochschule Coburg hilft: Am Donnerstag, 30. März, können sich hier alle gesunden Menschen zwischen 17 und 55 Jahren als potenzielle Spender:innen kostenlos registrieren. Für die Typisierung ist nur eine Speichelprobe nötig. Wird jemand Passendes gefunden, ist heute meist auch keine Spende von Knochenmark erforderlich. In der Regel werden Stammzellen über den Blutweg  entnommen und transplantiert.

Etwa 13.000 Menschen erkranken jährlich an bösartigen Blutkrankheiten wie Leukämie. Bei Marla kam die Diagnose kurz nach dem ersten Schultag. Es folgten Chemotherapien, doch schnell wurde klar: Sie braucht eine Stammzellen-Spende. Jetzt. Marla kommt aus Schmiedefeld, einem thüringischen Örtchen mit gut 1600 Einwohnerinnen und Einwohnern in der Nähe von Saalfeld. In der Umgebung haben in den vergangenen Wochen bereits mehrere Typisierungsaktionen stattgefunden: in der Polizeischule Meiningen, bei Feuerwehrverbänden und Sportvereinen – ein passender Spender oder eine Spenderin war bisher nicht dabei. Die Zeit drängt. Marla ist sieben Jahre alt. Und sie gehört zur Hochrisikogruppe.

Caroline Schreier wurde in der Kita ihres Sohnes auf Marlas Geschichte aufmerksam. Die Sonnebergerin arbeitet an der Hochschule Coburg in der Abteilung Finanzen und Controlling und hatte die Idee, hier einen weiteren Aufruf zu starten: „An der Hochschule haben wir so viele engagierte Studierende, Mitarbeitende, Menschen, die für eine Spende in Frage kommen.“ Hochschul-Kanzler Dr. Matthias J. Kaiser unterstützte die Idee sofort, hinzu kamen Monika Faaß aus dem Familienbüro, Betriebssanitäter und weitere Freiwillige. Schnell wurde ein Aktionstag für Stammzellenspende an der Hochschule Coburg auf die Beine gestellt: Am Donnerstag, 30. März, findet eine Registrierung potenzieller Spender:innen statt. Interessierte können zwischen 9 und 13 Uhr ohne Anmeldung im Raum 110 im IT- und Medienzentrum (Gebäude 4) nach einer kurzen Einführung eine Probe abgeben: Den Wangenabstrich nehmen sie mithilfe eines Wattestäbchens selbst vor. Ein Ausweisdokument ist nicht erforderlich.

Lebensretter:in werden

Durchgeführt und finanziert wird die Aktion von der Deutschen Stammzellspenderdatei (DSD), einem von gut zwei Dutzend Registern, in die sich potentielle Stammzellspender:innen in Deutschland aufnehmen lassen können, um vielleicht eines Tages Lebensretter:in zu werden. Im zentralen Knochenmarkregister Deutschland (ZKRD) mit Sitz in Ulm laufen alle für die Suche nach passenden Spenden relevanten Daten aus allen Registern zusammen. Täglich werden hier die Gewebemerkmale der Patient:innen mit denen der vorliegenden Spender:innen verglichen, um so geeignete Stammzellen für Patientinnen und Patienten in der ganzen Welt zu finden. Viele von ihnen sind Kinder und Jugendliche. Leukämie ist in dieser Altersgruppe die häufigste Krebsart.

Keine Angst: Meist wird nur Blut entnommen

Für die Spender:innen sind Risiken viel seltener als oft angenommen wird. Wenn eine Spende aus dem Knochenmark entnommen wird, erfolgt dies aus dem Becken unter Vollnarkose. Das Rückenmark wird nicht punktiert. „Bei etwa 90 Prozent der Spenden werden die Stammzellen aber ohnehin über den Blutweg entnommen“, sagt Christina Fischer. Die examinierte medizinisch-technische Assistentin arbeitet seit vielen Jahren für die Deutsche Stammzellspenderdatei und wird beim Aktionstag der Hochschule auch vor Ort sein und Fragen beantworten. Sie weiß, dass mit dem Thema viele unbegründete Ängste verbunden sind.

Bei einem Match werden die potenziellen Spender:innen sehr genau über die Abläufe informiert – und können dann entscheiden, ob sie spenden wollen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwann dazu kommt, liegt deutlich unter einem Prozent – denn nur wenn die so genannten HLA-Merkmale (humane Leukozytenantigene) möglichst genau übereinstimmen, werden die fremden Stammzellen vom Immunsystem nicht abgestoßen. Es gibt Millionen unterschiedlicher Kombinationen der HLA-Merkmale. Je größer und vielfältiger die Stammzellspenderdaten sind, desto wahrscheinlicher ist, dass die Suche erfolgreich verläuft. Und desto größer wird die Chance, den Lebensretter oder die Lebensretterin für Patient:innen wie die kleine Marla aus Schmiedefeld zu finden.