Menschenrechtsfilmpreis geht an "Hayat springt"

Montag. 12. Dezember 2022 (Pressestelle)
Szene aus "Hayat springt", © Miriam Goeze
Claudia Lohrenscheit
Prof. Dr. Claudia Lohrenscheit - Foto: Danny Wiegand / Hochschule Coburg

Am Samstag wurde der deutsche Menschenrechtsfilmpreis vergeben. Die Coburger Professorin Prof. Dr. Claudia Lohrenscheit sprach für die Jury in der Kategorie „Bildung“. Der Kurzfilm „Hayat springt“ überzeugte mit offenen und auch gegensätzlichen Bildern.

Die neunjährige Hayat lebt mit ihrem Vater in einer Geflüchtetenunterkunft. Sie hat Spaß mit ihren Freund:innen – und ist genervt von ihrem Vater, der immer seine Ruhe haben will. „Hayat springt“ erzählt die Geschichte eines Sommertages, an dem sich Hayat mehr traut, als sich nur heimlich durchs Fenster zu schleichen. „Der Kurzfilm von Miriam Goeze steigt ein mit einer Situation, die viele geflüchtete Kinder kennen: Die neunjährige Hayat übersetzt für ihren Vater in der Behörde“, erzählte Lohrenscheit bei der Preisverleihung in der Nürnberger Tafelhalle.

Ausgezeichnet wird ein Film, der sich besonders für die Bildungsarbeit eignet. „Die Bilder bieten Anlässe, Flucht- und Migrationsgeschichten sowie ihre Hintergründe zu erzählen, und damit Kindern den Raum zu geben, Fragen zu stellen, die in den meisten Schulen heute ihre Relevanz haben.“ Gleichzeitig zeigt der Film universale Bilder von Kindheit, Kindern und ihrer Sehnsucht nach Familie, Freundschaft und einem ganz normalen Leben: Brausepulver, das so schön blubbert, wenn es in den Softdrink gekippt wird. „Das ungezwungene Spiel der Kinder und die traurige Stummheit der Erwachsenen, die Tristesse der Unterkunft und die im wahrsten Sinne des Wortes überschäumende Freude am Leben“, solche gegensätzlichen Bilder überzeugten die Jury, wie die Coburger Professorin erklärte.

An der Hochschule Coburg ist Lohrenscheit Professorin für Internationale Soziale Arbeit und Menschenrechte. Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Menschenrechtsbildung, Diskriminierungsschutz, Inklusion, Kinderrechte, Gender- und Frauenrechte. Den knapp 13-Minuten lange Gewinnerfilm des Jahres 2022 findet sie auch deshalb so gut, weil er vieles offen lässt: Warum spricht Hayat so gut Deutsch, aber ihr Vater nicht? Warum ist der Vater so traurig? Woher kommen die beiden, und warum leben sie bewacht und so beengt in dieser heruntergekommenen Unterkunft? Wie sieht wohl ihre Zukunft aus? „Anhand dieser Fragen lassen sich nicht nur aktuelle asyl- und integrationspolitische Themen erklären, sondern auch Kinder- und Menschenrechte wie beispielsweise das Menschenrecht auf Bildung oder das Kinderrecht auf Spiel.“

Der Film von Regisseurin Miriam Goeze von der Hochschule für Fernsehen und Film München wird voraussichtlich ab dem Frühjahr 2023 über das Medienportal der konfessionellen Medienzentralen als Download zur Verfügung stehen. Das Preisgeld wird vom FWU − Institut für Film und Bild gestiftet, außerdem wird der Preisträgerfilm vom FWU als didaktisches Medium veröffentlicht.