Neue Wege für den Einzelhandel

Donnerstag. 10. Juli 2014 (Pressestelle)

Gehen in Coburgs Innenstadt die Läden pleite, weil sie sich nicht mehr gegen den Handel im Internet behaupten können? Studierende der Hochschule Coburg haben die Auswirkungen des Onlinehandels untersucht und festgestellt: Er bietet auch Chancen für Ladenbesitzer.

Ob Schuhe, Bücher oder die Kamera für den Strandurlaub – beinahe alles kann man heute im Internet kaufen. Mit ein paar Klicks sind die Waren bestellt und werden bequem vor die eigene Haustür geliefert. Sogar Brillen lassen sich virtuell anprobieren und testen, ob das Lieblingsmodell zur eigenen Gesichtsform passt.

Eva Wiesner vom gleichnamigen Fotoladen im Steinweg beobachtet auch bei ihren Kunden die Veränderung. „Wir merken immer wieder, dass die Leute sich schon online informiert haben.“ Dann zu erreichen, dass sie die Kamera nicht auch im Internet bestellen, sei eine große Herausforderung.

„Der Online-Handel wird die Einzelhandelslandschaft umpflügen“, sagt Prof. Dr. Roland Hertrich. Der Experte für Marketing und Verbraucherverhalten an der Fakultät Wirtschaft der Hochschule Coburg hat mit seinen Studierenden verschiedene Theorien zum Online-Handel untersucht. Die Ergebnisse bestätigen, dass sich Einzelhändler anpassen müssen, wenn sie überleben wollen. Denn Internet-Unternehmen entwickeln immer bessere Modelle, um ihre Defizite auszugleichen.

Schwarzmalen will Hertrich aber nicht. Im Gegenteil: Einzelhändler können die Vorteile des Internets auch für sich nutzen, Kooperationen mit Online-Partnern eingehen und sich dem Markt anpassen. Eva Wiesner berichtet zum Beispiel von ihrer Facebook-Seite. Hier können Kunden sich auch untereinander austauschen und erleben, welchen Service der Laden bietet. „Einer Kundin konnten wir schon weiterhelfen, als sie gerade im Ausland unterwegs war.“

Oder das Coburger Weinhaus Oertel. Das verbindet online mit offline – bietet einen virtuellen Rundgang durch den Laden auf seiner Homepage an, gleichzeitig kann man dort auch seinen Wein bestellen.

„Es geht letztendlich darum, Kundenbindung zu schaffen“, fasst Hertrich zusammen. Das könne auf ganz unterschiedliche Wege gelingen. Erlebnisstrategie ist das Stichwort für Student Patrick Büsch. „Sie müssen einen Service bieten, den der Online-Handel nicht bieten kann“, erklärt er. „Zum Beispiel, indem sie Ihre Kunden etwas sehen, fühlen oder riechen lassen.“ Zurück bleibt ein gutes Gefühl beim Interessenten. Und die Gefahr sinkt, dass dieser sich nur im Laden beraten lässt, um später dann im Internet zu bestellen.  

Die moderne Technik können sich auch stationäre Händler zu Nutze machen. Zum Beispiel gibt es Apps, die beim Stadtbummel erkennen, wenn ein Kunde in Ladennähe ist und dann die neuesten Angebote aufs Handy schicken. In diesem sogenannten „location based marketing“ sieht Hertrich generell eine große Chance für den Einzelhandel.

Wer Interesse hat, mehr über die Arbeiten der Studierenden zu erfahren, kann sich an Prof. Hertrich, Tel.: 09561 – 317 261 oder roland.hertrich(at)hs-coburg.de wenden.