Post von Rufzeichen 50HSC

Mittwoch. 22. Dezember 2021 (Natalie Schalk)
Schunk beim Funk: Der Elektrotechnik-Ingenieur ist an der Hochschule Coburg für den Amateurfunk zuständig – und damit auch für die Antennen auf dem Dach. Foto: Julian Uebe / Hochschule Coburg
Maximilian Schunk hat von der Hochschule Coburg aus per Funk Kontakt bis ans andere Ende der Welt: Über die Ionosphäre der Erdatmosphäre ist eine direkte Verbindung nach Australien möglich. Foto: Julian Uebe / Hochschule Coburg
Um eine Funkverbindung zu bestätigen, werden so genannte QSL-Karten verschickt, die teils begehrte Sammlerobjekte sind. Zum Jubiläum gibt die Hochschule ein Sonderedition heraus. Eine Auswahl der empfangenen Karten wird in einer Vitrine in Gebäude 2 gezeigt. Foto: Julian Uebe / Hochschule Coburg

Die Hochschule Coburg hat 2021 Jubiläum gefeiert – unter anderem mit einer Sonderpostkarte, die noch bis Ende des Jahres über Amateurfunk angefordert werden kann. Elektrotechnik-Ingenieur Maximilan Schunk erklärt, warum Funk im Internet-Zeitalter fasziniert.

Maximilian Schunk zeigt durch ein Fenster des Mitarbeitercafés über den Innenhof aufs gegenüberliegende Dach der Hochschule Coburg. „Die Antennen da oben nutzen wir, um über Amateurfunkdienste weltweit Kontakte herzustellen.“ Begonnen wurde damit bereits zu Zeiten des Staatlichen Polytechnikums, aus dem 1971 die Fachhochschule entstand und 2008 die heutige Hochschule für angewandte Wissenschaften. Mittlerweile kann sich jeder weltweit übers Internet verbinden. „Amateurfunk klingt vielleicht erst mal altbacken“, sagt Schunk, „aber wir nutzen modernste Technik. Mit dieser runden Antenne dort können wir zum Beispiel eine WLAN-Strecke über 30 Kilometer aufziehen.“ Es gibt eine Art Internet der Funkamateurinnen und -amateure.

Faszinierende Physik

Schunk betreut die Funkstation an der Hochschule mit dem weltweit einzigartigen Rufzeichen DL0FHC. Zum 50. Jubiläum hat er eine Sonderkennung beantragt: Wer bis 31. Dezember die Distrikts-Ortsverbands-Kennung (DOK) 50HSC ruft, bekommt über das Netzwerk der Funkverbände eine Sonder-Postkarte, die die Hochschule eigens dafür druckt. Schunk ist Laboringenieur in der Fakultät Elektrotechnik und Informatik, und auch wenn der Amateurfunk nur einen Bruchteil seiner Arbeit ausmacht, ist es ein Bereich, den er liebt. Der 41-Jährige erzählt angeregt über den Sonnenwind, der hauptsächlich aus Elektronen und positiven Ionen besteht und in etwa 80 bis 300 Kilometer Höhe weht. In dieser so genannten Ionosphäre können Funkwellen weite Entfernungen überbrücken. Je nach Ausmaß der Ionisierung werden die Wellen unterschiedlich auf die Erdoberfläche zurückgeworfen, hier wiederum vom Wasser reflektiert und so wieder zurück in die obere Schicht der Erdatmosphäre geschickt.

„Weil die Ionenkonzentration vom Sonnenstand abhängt, geht nicht jede Frequenz zu jeder Tageszeit gleich gut“, erklärt Schunk. „Amateurfunk ist eine Möglichkeit, das gelernte Wissen aus Physik und Elektrotechnik praktisch anzuwenden.“ Die Technik dient auch heute noch experimentellen und technisch-wissenschaftlichen Studien, der Weiterbildung, der Völkerverständigung und der Unterstützung von Hilfsaktionen in Not- und Katastrophenfällen. „Um Amateurfunk betreiben zu dürfen, braucht man eine staatliche Lizenz.“ An der Hochschule werden theoretische Inhalte des Studiums mit Funk-Vorführungen vermittelt, außerdem können die Studierenden mit dem Ausbildungsrufzeichen hineinschnuppern. „Es geht um den Spaß an der Technik“, Schunk überlegt kurz, „und um den Kontakt.“ Zum Beispiel kürzlich mit einem Funkamateur der Ruhr-Uni Bochum: „Das war nett. Der hat gerade seiner neuen Freundin das Hobby Amateurfunk vorgestellt.“

Eine Welle geht um die Welt

Manchmal verabreden sich die Funker über Internetplattformen oder Messenger wie WhatsApp. In der Regel weiß Schunk nicht, wen er erreicht, wenn er „CQ“ hinaus in die Welt ruft. Die beiden Buchstaben kürzen im Englischen „Seek you“ ab. Also „Suche dich“. Mit der klassischen Sprechfunktion kann Schunk Mitteleuropa abdecken – mit dem digitalen Funkmodus die ganze Welt. Dann erscheint die Nachricht als Text auf einem Bildschirm bei einem Funkamateur oder einer Funkamateurin in Puerto Rico, an der Ostküste der Vereinigten Staaten oder auch mal in Melbourne, Australien. „Funkverbindungen sind immer ein direkter Kontakt von einem Punkt zum anderen“, sagt Schunk. „Anders als bei Handy oder Internet gibt es keine Infrastruktur dazwischen. Am anderen Ende sitzt jemand, der auch etwas Aufwand betreibt, um das Signal zu empfangen.“ Der Elektrotechniker lächelt. „Das ist irgendwie schön.“