Roboter schlägt Rollator

Montag. 01. Juni 2015 (Pressestelle)
Entspannt zum Einkauf mit dem autonomen Begleiter - oder selber fahren mit dem Rollator?
Probleme macht der Rollator vor allem bei der Stufe vor dem Glascontainer.
Heidemarie Heisler gibt den Weg vor. Student Simon Keller (rechts) und Doktorand Johannes Schmölz (links) steuern den Roboter.

Studenten der Hochschule Coburg untersuchen die Akzeptanz von Robotern in der Gesellschaft. Mit einer Gruppe des AWO-Mehr Generationen Haus in Coburg haben sie einen Testlauf gestartet: Einkaufsroboter gegen Rollator.

Heidemarie Heisler ist fit, was neue Technologien angeht. Mit ihrem Smartphone schickt die Anfang 70-Jährige regelmäßig WhatsApp-Nachrichten. „Das ist ganz einfach“, versichert Heisler. „Ich mache sogar Videos mit meinem Handy.“ Die Seniorin ist eine von elf Teilnehmern, die das Projekt von Elektrotechnik- und Informatik-Studierenden der Hochschule Coburg unterstützen. Die fünf Studierenden wollen herausfinden, ob Roboter als Helfer im Alltag akzeptiert werden und welche Bedingungen diese Geräte erfüllen müssen. Konkret geht es um einen Einkaufsroboter, der selbständig in den Laden fahren und einen Einkauf erledigen kann. Vor allem für ältere oder körperlich eingeschränkte Menschen könnte das eine große Erleichterung sein. Johanna Thomack, Leiterin der Fachstelle für pflegende Angehörige am AWO Mehr Generationen Haus, hat eine Gruppe mit Testpersonen zusammengestellt. „Es sind Senioren dabei, die zum Beispiel eine Seh- oder Gehbehinderung haben. Aber wir haben auch pflegende Angehörige eingeladen oder Helfer, die Patienten stundenweise betreuen. So bekommen die Studenten ein umfassendes Bild, welche Bedürfnisse der Roboter erfüllen muss.“

Die Probanden füllen zunächst einen Fragebogen aus, bevor sie den Praxistest starten. Es gilt eine festgelegte Strecke zurückzulegen - einmal mit dem Roboter, dann mit dem Rollator. Anschließend beantworten die Senioren wieder einen Fragebogen. Als erstes haben die elf Teilnehmer aber vor allem Fragen an die Studierenden: Wie erkennt ein Roboter, ob die Milch abgelaufen ist? Findet er auch das günstigste Produkt? Woher weiß er überhaupt, wo die Ware im Laden steht? Wie viel wird so ein Gerät einmal kosten? Anregungen, die Doktorand Johannes Schmölz bei seiner Arbeit aufnehmen kann. Schmölz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule und hilft der Gruppe bei dem Projekt. Er wird in den kommenden Jahren seine Promotion zu dem Thema schreiben. Günstig seien solche Geräte nicht, bestätigt Schmölz. Aber mehrere Personen zusammen können sich einen Roboter teilen. Studentin Maria Simmler ergänzt: „Abhängig von der Pflegestufe kann hier auch die Krankenkasse einen Betrag zahlen.“ Preisvergleiche stellt der Roboter natürlich über die entsprechenden Barcodes auf den Produkten an. Und die Ware finden? „Da muss er, wie auch wir Menschen, einfach suchen“, sagt Schmölz.

Vor dem Treff am Bürglaßschlößchen starten die ersten Senioren mit dem Roboter. Er besteht aus einem fahrbaren Untersatz mit vier Rädern und einer Plastikbox, die als Transportkorb dient. Noch müssen die Studenten das Gerät per Funk steuern, in einem nächsten Schritt soll es aber selbstständig fahren. Heidemarie Heisler ist als zweite an der Reihe. An ihrer Seite soll der Roboter zwei Flaschen durch den Prinzengarten zu den Glascontainern vor der Mauer fahren. Dort kann sie das Leergut abgeben, einen Sechserpack Wasserflaschen in die Plastikbox laden und wieder zurückfahren. Danach muss sie die selbe Strecke mit dem Rollator zurücklegen. Ihr Fazit: „Der Roboter ist eindeutig eine Erleichterung. So ein Rollator ist insgesamt ziemlich sperrig und man hat ja nie die Hände frei.“ Für Menschen, die nicht mehr selbständig einkaufen können, sei das sicher eine gute Unterstützung.

Die Studenten werden jetzt noch einen zweiten Testlauf mit neuen Probanden durchführen. Mit der Auswertung der Ergebnisse ist ihre Arbeit dann erledigt. Im nächsten Semester geht das Projekt mit einer anderen Gruppe weiter. Die Technik des Roboters muss noch verfeinert und eventuell auf die entsprechenden Bedürfnisse der Senioren abgestimmt werden. Angeleitet und betreut werden sie von Prof. Dr. Kolja Kühnlenz, Fakultät Elektrotechnik und Informatik und seinem Doktoranden Johannes Schmölz. Kühnlenz hat sich bereits an der TU München mit der Integration von Robotern in der Gesellschaft beschäftigt.

Die beteiligten Studenten:

  • Martin Busse, Automatisierung und Robotik, 4. Semester
  • Lukas Gottschalk, Elektrotechnik, 6. Semester
  • Nina Gunzelmann, Elektrotechnik, 6. Semester
  • Simon Keller, Elektrotechnik, 6. Semester
  • Maria Simmler, Informatik, 8. Semester