Seniorenarbeit im Lockdown

Montag. 23. November 2020 (Natalie Schalk)
Fünf Menschen blicken in die Kamera. Sie sind Gruppenleiter und Gruppenleiterinnen im Projekt GUSTO.
Ob Wasser, Rezepte, gesunde Grünkohlchips oder Gartenkräuter – alle haben etwas aus ihren GUSTO-Gruppen mitgebracht: Barbara Degner, Bernd Carl, Ingrid Heidepriem, Dietmar und Ingrid Vetter (von links). Foto: Julian Uebe / Hochschule Coburg

Gesundes Essen genießen, zusammen sein: Das ist der Kern des Projekts GUSTO der Hochschule Coburg. Normalerweise. Gruppenleitungen aus der Region berichten, wie sie den Lockdown überbrücken.

„Die Frauen“, sagt Bernd Carl, „die haben mit dem Kochen viel Arbeit.“ Ein Dutzend Augen sind auf ihn gerichtet, neugierig, was jetzt kommt. „Naja und wir Männer schaufeln‘s halt schnell rein.“ Sogar mit Mund-Nasen-Schutz ist zu sehen, dass die Gesichter sich zu einem Grinsen verziehen: Heute treffen sich Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter des Projekts GUSTO im Institut für angewandte Gesundheitswissenschaften (IaG) der Hochschule Coburg – und wie bei allen GUSTO-Treffen geht es dabei nicht die ganze Zeit hochwissenschaftlich und ernst zu.

„Es soll Spaß machen“, sagt Prof. Dr. Holger Hassel. Der Leiter des IaG hat mit seinem Team ein Konzept entwickelt, um die Ernährungs- und Gesundheitskompetenz älterer Menschen zu analysieren und zu fördern. Das ist in Coronazeiten gar nicht so einfach. Bei „GUSTO – Gemeinsam gesund älter werden mit Genuss“ kommen Seniorinnen und Senioren normalerweise alle zwei Wochen in sozialen Einrichtungen ihrer Kommune zusammen. Ein oder zwei von ihnen leiten die Gruppe und bringen das Material der Hochschule ein. „Ignoranz nehmen, mehr genießen! Das ist unser Motto“, erklärt Bernd Carl. Er leitet die Ebersdorfer Genießer-Gruppe und möchte heute vor allem wissen, wie die anderen mit dem Lockdown umgehen. „Wir entwickeln miteinander Strategien, um während der Pandemie Kontakte zu halten“, erklärt Projektmanagerin Carola Pentner vom IaG. Sie hat den Erfahrungsaustausch vor Ort organisiert. Auch, damit die Gruppenleitungen sich die Schwierigkeiten von der Seele reden können.

Bernd Carl zum Beispiel bedauert: „Unsere Gruppe ist seit gut drei Wochen außer Gefecht.“ Auch Ingrid und Dietmar Vetter aus Hirschaid, die den ersten Lockdown per WhatsApp, Telefon- und Videokonferenzen überbrückt haben, vermissen die GUSTO-Treffen. In Großheirath gab‘s im Sommer eine Pause und gerade als Barbara Degners Gruppe wieder durchstarten wollte, stiegen die Coronazahlen. „Im Moment haben wir abgebrochen“, sagt sie. „Wir warten.“ Die Rödentaler GUSTO-Leiterin Ingrid Heidepriem hingegen erzählt, dass sie sich im ersten Lockdown viel über Mail und Telefon ausgetauscht haben. „Und recht viel Post. Unsere Gruppe hat sich privat sehr gut zusammengefunden, dadurch funktioniert es.“

Menschen helfen einander – gerade in Krisenzeiten ist das soziale Netzwerk wichtig. Und GUSTO erweitert dieses Netzwerk. Es wird durch die Initiative Gesund.Leben.Bayern. des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege gefördert und war von vorneherein als soziales Projekt mit viel Interaktion angelegt. Die Hochschule zeigt den Gruppenleitern nun Möglichkeiten, um die Lockdown-Zeit zu überbrücken. Heute gibt es unter anderem technische Unterstützung für Videokonferenzen. Immer häufiger nutzen auch Senioren diese Kommunikationsmöglichkeit. So wie in diesem Moment Renate Schweiger: Sie berichtet gerade vom Kräuterhandbuch, das ihre Genießergruppe erstellt. Dabei ist sie aber nur auf einem Bildschirm in die Veranstaltung zugeschaltet. Technik hilft, die Lockdown-Zeit zu überbrücken. Und sie überbrückt Entfernungen. Renate Schweiger, die Leiterin der Ingolstadter GUSTO-Gruppe, findet das gar nicht schlecht.