Soziales Design

Freitag. 18. März 2016 (Mareike de Raaf)
Take a part - Die Studierenden präsentieren ihre Designideen (Foto: iF Universal Design)
Die Studierenden diskutieren über ihre Projekte (Foto: iF Universal Design)

Borderline ist auf dem ersten Blick kein Thema, mit dem Produktdesigner im Studium in Kontakt kommen. Dennoch haben sich aktuell Studierende der Hochschule Coburg in einem Workshop damit beschäftigt. Die Hochschule hebt so die starren fachlichen Grenzen zwischen den Fächern auf und bildet die Studierenden interdisziplinär aus.

Design entsteht von Menschen für Menschen. Die Produkte der Designer bevölkern unser Leben als Nutzgegenstände und Dekoration. Gute Designer brauchen vielfältige soziale Kompetenzen, nicht nur bei der Arbeit im Team und im Umgang mit Kunden, sondern auch bei ihrer Tätigkeit als Designer. Sie müssen Bedürfnisse erkennen können und darauf reagieren, damit ein gutes Produkt entstehen kann.

Die Fakultät Design der Hochschule Coburg erreicht dies über eine interdisziplinäre und anwendungsorientierte Ausrichtung ihrer Studiengänge. Wie das in der Praxis aussieht, zeigt ein aktueller studentischer Workshop zum Thema Borderline. Die Studierenden finden in ihrer Auseinandersetzung mit der Aufgabe einen neuen Ansatz, indem sie Borderline nicht nur als psychische Erkrankung definieren, sondern vielmehr als generelle Grenzerfahrung beschreiben.

Boarderlines – das sind auch räumliche Grenzen zwischen Stadt und Land, Ausland und Inland, gedankliche Grenzen zwischen mein und dein, fremd und bekannt – sie alle spielen eine Rolle im Gedankenexperiment der Studierenden. Die gesellschaftliche Debatte über Grenzen wird dabei immer lauter. Der Einzelne kann sie nicht ignorieren, sondern muss sich auf die eine oder andere Weise dazu positionieren. Die Studierenden lösen den Konflikt, indem sie eine Mauer aus Kartons mit der doppeldeutigen Botschaft „Take-a-part“ bauen. An die Stelle des weit verbreitenden Stacheldrahts rücken die Geschenke aus Karton. Die Wand schrumpft und verschwindet, je mehr Menschen das Begrüßungsgeschenk annehmen. Die Studierenden zeigen dadurch, wie Grenzen überwunden und Menschen einander willkommen heißen können.

Die Ideen der Studierenden nehmen in einem Prozess des Ausprobierens Gestalt an. Dies ist Teil einer Experimentierkultur, die an der Hochschule Coburg praktiziert wird. Wissen soll nicht mehr rein durch Autoritäten vermittelt werden. Stattdessen bauen die Studierenden in anwendungsorientierten Übungen ihr Potenzial aus.  

Die studentischen Konzepte regen zum Nachdenken über die Welt an, in der wir leben. Der Ausblick über den Designkosmos hinaus zeigt, dass in der Gesellschaft vielfältige Grenzen existieren. Designer können sie auf besondere Weise visualisieren, weshalb die Beschäftigung mit sozialen und gesellschaftlichen Themen ein so wichtiger Bestandteil des Produktdesign-Studiums ist.  

Der Workshop fand im Rahmen der Designwoche „Munich Creative Business Week“ statt. Die Studierenden arbeiteten in internationalen Teams mit Kommilitonen aus Österreich und Dänemark zusammen. Die Hochschulen Aarhus und Graz sind Partner der Hochschule im Forschungsprojekt „Innovation by Experiment“ von Prof. Gerhard Kampe und Pelin Celik. Sie haben die Workshops gemeinsam mit iF Universal Design und Design Austria angestoßen.