Studierende als Berater

Montag. 25. Januar 2016 (Madelaine Ruska)
Die Studenten Marco Topic, Fabian Dürr und Alexander Mandlmeier (von links) besprechen mit Personalreferentin Linda Halb (2.v.r.) und Betriebsratsvorsitzenden Patrick Jahn (rechts) den Projektzwischenstand.

Beim Kampf gegen den Fachkräftemangel ist Einfallsreichtum gefragt. Die Coburger Firma Dietze + Schell will ihr Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) weiter ausbauen, um Mitarbeiter fit zu halten und einen Anreiz für Bewerber zu bieten. Masterstudierende der Hochschule Coburg haben gemeinsam mit dem Unternehmen Ideen erarbeitet.

Es ist geschafft. Ein Semester konzentrierte Arbeit liegen gebündelt als dicke Projektberichte auf dem Tisch vor Linda Halb und Timo Geldner. Die Personalreferentin und der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende von Dietze + Schell können diese jetzt nutzen, um das schon bestehende BGM zu erweitern. Ein ganzheitliches Konzept sollten die angehenden Betriebswirtschaftler erstellen – gelungene Beispiele anderer Firmen suchen, den Bedarf von Betrieblichen Gesundheitsmanagement verdeutlichen, konkrete Projekte und Maßnahmen für Mitarbeiter erarbeiten und die Umsetzbarkeit des Ganzen prüfen. Vor allem Letzteres sei gar keine so leichte Aufgabe gewesen, stellt Student Alexander Mandlmeier fest. „Wir waren die Miesmacher, die die Ideen der anderen manchmal wieder zu Nichte gemacht haben.“

Regelmäßig lässt Prof. Dr. Hedwig Schmid die Studierenden im Master Betriebswirtschaft mit Unternehmen aus der Region – aber auch darüber hinaus – zusammenarbeiten. Den Startschuss bildet ein Besuch im Unternehmen. Am Schluss stellen die Gruppen ihre Arbeit den Unternehmensvertretern in der Hochschule vor. Heute sind Linda Halb und Timo Geldner also zu Gast im Hörsaal, um die Vorschläge der Studierenden zu konkreten Maßnahmen und deren Umsetzbarkeit kennenzulernen. Sabrina Förtsch, Lena Lenhardt, Michél Vogl, Kira Marquardt und Alena Cervenka haben eine Übersicht erstellt, die zeigt, wie viel Aufwand mit der jeweiligen Aktivität verbunden ist und ob sich der Erfolg kurz- oder längerfristig einstellt.

Am besten kommen Quick-Wins an. Das sind Übungen, die jeder Mitarbeiter schnell umsetzen kann und die nichts bis wenig kosten. Zum Beispiel das Augen-Yoga: Handflächen aneinander reiben, Augen schließen, Hände darüber legen und für ein paar Minuten entspannen. Gut für alle, die lange vor dem Computerbildschirm sitzen und dadurch die Augen belasten.

Ein BGM umfasst aber deutlich mehr Aspekte. Betriebssport, bei dem ein ganzes Angebot zusammengestellt werden muss. Schulungen zur Arbeitssicherheit oder sogar Leasingmodelle für Fahrräder. Um mehr Mitarbeiter zu motivieren, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, könnte Dietze + Schell entsprechende Leasingverträge anbieten. Rad und Kleidung ließen sich im Übrigen gleich mit entsprechender Firmenwerbung versehen, merkt Student Michél Vogl an.

Der Vorschlag fällt bei der Gruppe um Alexander Mandlmeier deshalb auch in die Kategorie der machbaren Ansätze. Allerdings müssten dafür mehr Fahrradstellplätze geschaffen werden. Was gar nicht geht, ist dagegen die eigene Betriebskantine. „Das wäre einfach zu viel Aufwand. Zu umfangreich. Zu teuer. Und die sanitären Einrichtungen fehlen“, attestiert Mandlmeier. Spannend war die Arbeit an diesem Projekt für die Studierenden auf jeden Fall. Fabian Dürr, der vorher in Heilbronn studiert hat, findet: „Ein praxisnahes Thema, bei dem wir für das Unternehmen quasi als Berater fungierten.“

Das Feedback der Projektpartner gibt es unmittelbar. „Sie haben uns schon eine Menge Arbeit abgenommen“, freut sich Linda Halb. „Einige der Punkte haben wir auch auf unserer Liste und man merkt, dass Sie sich wirklich mit dem Unternehmen auseinander gesetzt haben.“