Ungleichheit im Einkommen fördert Fremdenfeindlichkeit

Donnerstag. 15. September 2016 (Mareike de Raaf)
Prof. Dr. Lutz Schneider

Eine Studie der Hochschule Coburg und des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zeigt: Ein Verdienstrückstand verstärkt fremdenfeindliche Einstellungen.

Prof. Dr. Lutz Schneider, Volkswirt und Forschungsprofessor an der Hochschule Coburg, untersucht in Kooperation mit dem Leibniz-Institut Halle die Ursachen für fremdenfeindliches Denken. Und er stellt sich die Frage, welchen Einfluss das Einkommen hat.
Die Forscher zeigen: Nicht die absolute Höhe des Einkommens ist entscheidend, sondern der Verdienst im Vergleich zu Bekannten und Verwandten. Ist das Einkommen deutlich niedriger, steigt die Tendenz zu fremdenfeindlichen Einstellungen. Die Antipathien richten sich dabei besonders gegen Migranten aus Niedriglohnländern.

Fremdenfeindliche Aktionen werden in Deutschland immer häufiger. Im Osten Deutschlands sind sie weit häufiger als im Westen. Was sind die Ursachen dafür?
Lutz Schneider und Walter Hyll vom Leibniz-Institut erforschen die Rolle des Einkommens. Dafür analysierten sie Daten, die im September 1990 in der DDR vom Zentralinstitut für Jugendforschung Leipzig erhoben wurden.
Schneider und Hyll konzentrierten sich auf Ostdeutsche, die während der Teilung Freunde und Verwandte im Westen hatten. Mit dem Fall der Mauer und der gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsunion teilen sie sich einen Arbeitsmarkt und können ihr Einkommen vergleichen. Diejenigen, die deutlich weniger als ihre westdeutschen Bekannten verdienten, neigten zu negativeren Einstellungen gegenüber Ausländern. Die Forscher führen das auf die Furcht vor zusätzlicher Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt durch Migranten zurück. Die Studie zeigt, dass sich soziale Abstiegsängste in Fremdenfeindlichkeit äußern können. Die Ängste sind im Osten Deutschlands größer, da die Wohlstandsdifferenz zwischen Ost und West auch 26 Jahre nach der Wende noch existiert.