Viele Brücken in Oberfranken sind sanierungsbedürftig

Mittwoch. 13. April 2016 (Mareike de Raaf)

Wie ist der Zustand der kommunalen Brücken in Oberfranken? Bauingenieure der Hochschule Coburg erforschen die Beschaffenheit oberfränkischer Brücken in kommunaler Hand mithilfe eines Brückenscreenings. Das Projekt wird von der Stiftung Bayerisches Baugewerbe unterstützt. Nun liegen die Ergebnisse der Studie vor.

Hält die Brücke, hält sie nicht? Die Frage sollte sich kein Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer beim Überqueren einer Brücke stellen müssen. Dennoch ist der Zustand von Deutschlands Brücken nicht der Beste und wird immer wieder diskutiert. Ein Brückenscreening kann den Zustand der Brücke feststellen und zeigen, wo eventuell Reparaturen notwendig sind. Die Hochschule Coburg hat die Brücken der Stadt Lichtenfels und des Landkreises Bayreuth analysiert.

Ein Jahr lang haben Professor Egbert Keßler und sein Team Brücken der Region besucht, Daten gesammelt und ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen: Es herrscht Handlungsbedarf.

Der Landkreis Bayreuth zählt etwa 400 Brücken. Die Forscher selbst sind von der hohen Zahl überrascht. Kleine Fußstege, Radwege und Brücken für den Autoverkehr sind untersucht worden. Jede Brücke ist individuell. Nicht nur Größe und Länge sind verschieden, auch die Bausubstanz variiert je nach Brücke zwischen Stahl, Holz und Beton. All das haben die Forscher katalogisiert. Für die Bewertung der Brücken ist insbesondere die Altersstruktur wichtig. Baujahr und Zeitpunkt einer eventuellen Sanierung müssen dafür bekannt sein. Die Datenlage in den Gemeinden ist allerdings häufig prekär. Es fehlen wichtige Angaben zu den Brücken, was die Analyse ihres Zustands erschwert. Zudem werden Inspektionen von den Gemeinden meist nicht in einem regelmäßigen Turnus vorgenommen. Die Kommunen können das aufgrund von Personalmangel und Haushaltsdefiziten nicht leisten. Das Risiko für Schadensfälle wächst. Die Forscher sehen hier Handlungsbedarf.

Die Begehung der Brücken hat ergeben, dass viele von ihnen sanierungsbedürftig sind. 72 Prozent der Brücken sind älter als 25 Jahre, 33 Prozent sogar älter als 50 Jahre. Zahlreiche Brücken mit unbekanntem Baujahr sind ebenfalls älteren Datums. „Aufgrund der Überalterung der Brücken ist der technische Zustand der Bauwerke häufig mangelhaft. Über kurz oder lang werden Baumaßnahmen nötig, deren Umfang praktisch nicht abzuschätzen ist“ stellt Projektleiter Professor Egbert Keßler fest.

Die Bindlacher Brücke ist eine der Brücken, die im Rahmen des Projekts untersucht wurde. Standhaftigkeit, Verkehrssicherheit, Dauerhaftigkeit und ihr Gesamtzustand wurden von den Forschern bewertet. Einige Schäden an dieser Brücke sind auch für Laien gut erkennbar. Ähnlich wie ein Auto, das zur Inspektion muss, müssen auch Bauwerke regelmäßig inspiziert und gepflegt werden. Erfolgt dies nicht und werden kleinere Schäden nicht umgehend behoben, bilden sich teure Folgeschäden.

Trotz des regionalen Fokus des Projekts, gibt die Studie Aufschluss über ein generelles Problem beim Brückenunterhalt. Viele Brücken müssen dringend saniert werden. Den Kommunen fehlen die notwendigen Ressourcen. Hier muss angesetzt werden – das zeigen die Forscher in ihrem Ergebnisbericht.