Vom Studenten zum Professor

Montag. 02. März 2020 (Pia Dahlem)
Portrait Prof. Dr. Christopher Romanowski-Kirchner
Prof. Dr. Christopher Romanowski-Kirchner

Was mit dem Bachelorstudium an der Hochschule Coburg begann, findet mit einer Professur in Heidenheim einen erfolgreichen Abschluss und ist Neuanfang zugleich. Für Christopher Romanowski-Kirchner beginnt nun eine akademische Karriere, die für ihn vor wenigen Jahren noch nicht greifbar war.

„Dass ich jetzt eine Professur bekomme, hätte ich mir vor sechs Jahren überhaupt nicht vorstellen können,“ lächelt Christopher Romanowski-Kirchner. In wenigen Tagen startet er seine neue Karriere in Heidenheim. Der Ruf an die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHWB) kam sehr schnell. Dort wird der 36-jährige Professor für Soziale Arbeit mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendhilfe.

Der gebürtige Niederbayer hat sein gesamtes Studium in Coburg absolviert: Bachelor – Master und jetzt eine Doktorarbeit. Im Rahmen einer Kooperation mit der Universität Bamberg legte er eine Promotion im Bereich der Klinischen Sozialarbeit vor. Schon während des Bachelorstudiums absolvierte er am Institut für Psychosoziale Gesundheit in Coburg ein Praktikum und wurde dort direkt übernommen. Während des Masterstudiums arbeitete er dort in Teilzeit. „Nach dem Master wollte ich entweder Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut werden oder promovieren.“ Ausschlaggebend dafür, eine Doktorarbeit zu schreiben, war sicher die große Unterstützung seitens der Hochschule und aus seinem Umfeld. Die Erfahrungen aus der Praxis brachten ihn schließlich auf das Thema für die Doktorarbeit. Er untersuchte wie Jugendliche und deren Familien, die von Jugendhilfe und Jugendpsychiatrie gemeinsam betreut werden, diese Hilfe erleben.

„Michael Vogt hat mich sehr unterstützt und den Kontakt zur zuständigen Professorin an der Universität Bamberg hergestellt“, erzählt Romanowski-Kirchner. So betreute Professorin Dr. Rita Braches-Chyrek vom Lehrstuhl für Sozialpädagogik an der Universität Bamberg die Arbeit gemeinsam mit Professor Dr. Vogt. In seiner Funktion als Promotionsbeauftragter für die Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit weiß Vogt, wie Studierende diesen Weg erfolgreich gehen können. „Bei einer Promotion handelt es sich ja um ein langfristiges Projekt. Wenn man, wie Herr Romanowski-Kirchner auch in dem Bereich arbeitet, verlässt einen das Interesse an dem Thema nicht so schnell.“ Die Vorteile für die kooperativ Promovierenden liegen für Professor Dr. Vogt auf der Hand, können sie doch auf die Expertise von zwei Hochschulen zurückgreifen. „Der Austausch mit den verschiedenen Stellen führt zu größerer Diversität in der Arbeit. So bekommt man Anstöße und auch Einwände, wenn man sich vergaloppiert.“

Christopher Romanowski-Kirchner fühlte sich von Beginn an gut aufgehoben: „Ich hatte ganz großes Glück, sowohl mit Michael Vogt als auch mit Rita Braches-Chyrek, die sehr unterstützend waren und mich auch haben arbeiten lassen.“ In den Kolloquien der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit hat er außerdem viel Unterstützung für den akademischen Weg erfahren. Professor Dr. Vogt lobt die Arbeit als „sehr exzellent, mit viel qualitativer Forschung aus dem Bereich der Klinischen Sozialarbeit“. Auch logistisch funktioniert die Zusammenarbeit mit der Universität Bamberg ausgezeichnet, wie er betont. „Es werden gerade drei weitere Promotionen als Nachfolgeprojekte betreut.“ In den letzten Jahren hat Vogt ein steigendes Interesse an Promotionen in der Fakultät beobachtet. „Im letzten Jahr hat es 23 Anfragen gegeben. Davon wird nicht jedes Projekt realisiert, doch steigt der Wunsch bei den Studierenden an, später einmal selbst als Professor oder Professorin an einer Hochschule sein Wissen weiter zu geben.“

Was ist eine kooperative Promotion?

Das Promotionsrecht liegt in Bayern bei den Universitäten. Wer an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften promovieren will, kann das aber in Kooperation mit einer Universität machen. Neben einem/einer Betreuer*in an der Hochschule gibt es dann auch eine*n Betreuer*in von der Universität. Wer eine kooperative Promotion anstrebt, sollte sich rechtzeitig über Formalia und Auflagen informieren. Zudem gibt es Möglichkeiten, Betreuung und finanzielle Unterstützung über das Bayerische Wissenschaftsforum (BayWiss) zu beantragen. Hochschulen und Universitäten haben sich darin zu verschiedenen Themen zusammengeschlossen z.B. „Sozialer Wandel“ oder „Gesundheit“. Die Hochschule Coburg ist in mehreren Verbundkollegen aktives Mitglied.

Über die Doktorarbeit:

In der 500 Seiten starken Arbeit beleuchtet der Autor die Sicht von Jugendlichen und Familien, die sowohl von Sozialpädagogen der Jugendhilfe, als auch von Psychotherapeuten und Psychiatern betreut werden. Aus der Forschung ist bekannt, dass das ein schwieriges Kooperationsfeld ist und es auf der professionellen Seite zu ziemlichen Reibungen kommt. Romanowski-Kirchner untersuchte, ob den Betroffenen diese Doppelhilfe (Sozialpädagogik – Psychiatrie) überhaupt nützt. Es zeigt sich, dass es für die Jugendlichen wichtig ist, stabile Beziehungen zu erleben, die Halt geben und auch immer wiederkehrende Krisensituationen aushalten. Für die jungen Menschen ist es sehr entmutigend, wenn sie in Krisenzeiten immer wieder an andere Einrichtungen und Programme weiter gereicht werden. Das erschwert das Vertrauen in die Helferinnen und Helfer und die Hilfsangebote werden nicht angenommen. Die professionelle Bezugsperson wird im positiven Fall als jemand erlebt, der mit den Problemsituationen und psychischen Krisen im Alltag umgehen kann. Eine wesentliche Aussage der Arbeit ist: Gelingt der Übergang zwischen den Hilfesystemen, erleben die Betroffenen das auch positiv und fühlen sich mitgenommen. Darüber hinaus sollten die Hilfebeziehungen möglichst stabil bleiben und die Betreuer sich flexibel an die erwartbaren Fort- und Rückschritte im Hilfeprozess anpassen.