Wie geht ressourcenschonendes Bauen?

Donnerstag. 11. Februar 2021
Prof. Dr. Frank Lang
Prof. Dr. Frank Lang
Prof. Dr. Markus Weber
Prof. Dr. Markus Weber

„Wir planen und bauen unsere Gebäude so, als würden sie ewig stehen“ stellt der Coburger Architekturprofessor Frank Lang bei der Veranstaltung „Innovation durch Dialog“ fest, die sich in ihrer zweiten Ausgabe mit dem Thema „Ressourcenschonendes Bauen“ auseinandersetzte. Und er ergänzt: „Die Architektur ist per se ressourcenintensiv und nicht ressourceneffizient“. Dennoch könne Architektur sehr wohl auch auf Zeit und Sparsamkeit ausgelegt sein, so sein Credo.

Professor Dr. Frank Lang sieht hier auch die Hochschulen in der Pflicht, die die Architektinnen und Architekten von morgen ausbilden. Und sie seien auf einem guten Weg: „Wir bilden unsere Architektur-Studierenden als Problemlöser aus. Sie sollen den Mut haben, zu hinterfragen, ob neu bauen immer die beste Lösung ist“, sagte Frank Lang. Doch dafür brauche es neben Mut und einer Kultur des Experimentierens vor allem die Expertise, Baukonzepte ganzheitlich zu verstehen und sie in einem größeren ökonomischen, ökologischen und sozialen Rahmen zu denken. So schlägt Frank Lang vor, zwischen zwei Bautypen zu differenzieren. Zum einen fixe Bauten, die auf eine dauerhafte Nutzung angelegt sind und einen hohen Ressourceneinsatz rechtfertigen. Und zum anderen Bauten mit einer begrenzten Lebensdauer. Sie sollten mit minimalem Ressourceneinsatz und der Möglichkeit zum Rückbau und zum Recycling realisiert werden.

Die Bau-Ressourcen werden knapp

„„Das Baugewerbe hat eine hohe Verantwortung“, davon ist auch Professor Dr. Markus Weber überzeugt. Er leitet den Masterstudiengang Ressourceneffizientes Planen und Bauen an der Hochschule Coburg. Die Baubranche sei einer der größten Abfallproduzenten mit jährlich über 200 Mio. t in Deutschland. Die Verwertungsquote der Bauabfälle liegt mit 92 Masseprozent sehr hoch und ist vergleichbar mit den Verwertungsquoten von Glas und Papier. Allerdings machen die rezyklierten Gesteinskörnungen nur ca. 13 Masseprozent des Bedarfes an allen Gesteinskörnungen in Deutschland aus, resümierte Markus Weber. Hier bestehe Handlungsbedarf, z.B. durch geringeren Materialeinsatz und Verwendung von Baustoffen mit niedrigem Schadstoffgehalt. Markus Weber erläuterte, erschwerend käme hinzu, dass die rezyklierten Gesteinskörnungen zwar die heutigen technischen Anforderungen und umweltrelevanten Maßgaben erfüllen, aber nur eine geringe Akzeptanz bei den Abnehmern haben. „Das führt zu einem untergeordneten Einsatz im Erd- und Straßenbau“, so Markus Weber.

Ein Nussknacker zerkleinert Bauschutt

Diese Problematik kennt auch Max Schultheiß, der bei Angermüller Bau, Untersiemau, die Oberbauleitung innehat. Die mangelnde Akzeptanz habe das Unternehmen allerdings nicht davor zurückschrecken lassen, innovative Möglichkeiten zu suchen, um Bauschutt wieder zu verwenden. In dem Zerkleinerer seines Unternehmens, der wie ein riesiger Nussknacker funktioniert, wird Bauschutt wie Betonteile, Stahlbetonbruch, Ziegeln oder Keramik eingefüllt. Je nach Ausgangsmaterial und gewünschtem Endprodukt zermalmt die Maschine das Material stärker oder schwächer. Das Ergebnis reiche von Sand bis zu gröberem Material, das als Schotter-Ersatz verwendet wird. Das Material finde zahlreiche Einsatzmöglichkeiten im Tiefbau. Den Einsatz im Hochbau erprobe Angermüller Bau in einer kooperativen Bachelorarbeit mit der Hochschule Coburg. Max Schultheiß ist stolz auf die vielversprechenden Ergebnisse: „Die Verwendung des rezyklierten Bauschutts ist günstig, weil eine teure Entsorgung entfällt und ist gleichzeitig nachhaltig, weil Ressourcen geschont werden.“

Die zweite Ausgabe der Veranstaltungsreihe „Innovation durch Dialog“ wurde als Online-Event vom Innovations-Zentrum Region Kronach e.V. in Kooperation mit dem Coburger Designforum Oberfranken und CREAPOLIS, der Innovations- und Vernetzungsplattform der Hochschule Coburg, organisiert. Gut dreißig Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung tauschten sich an dem Abend zum Ressourcen schonenden Bauen aus und nahmen Anregungen für ihr Praxis mit.