Wie unser Gehirn funktioniert – die Bedeutung neuro-wissenschaftlicher Erkenntnisse

Montag. 11. Juli 2016 (Franziska Pfefferkorn)
Prof. Giordano (oben links) mit den Studierenden seines Seminars.

Himmelblau gefärbte Äpfel oder stark gesalzene Schokolade - die meisten Menschen überlegen mindestens zweimal, ob sie bei diesen experimentellen Lebensmitteln zugreifen sollen. Schuld daran ist unser Gehirn, es sendet evolutionsbedingt Warnsignale aus, die uns auf mögliche Gefahren aufmerksam machen. Ein Seminar mit Prof. James Giordano im Projekt „Der Coburger Weg“ beschäftigte sich intensiv mit dem Thema Gehirn und stellte die Bedeutung neurowissenschaftlicher Erkenntnisse für Kunst, Design und Sozialwissenschaften dar.

Der Vortrag mit dem Titel „How far can we go?“ war einer von insgesamt vier studentischen Abschlusspräsentationen im Seminar „Creating Neuro-ecologies“ von Prof. Dr. James Giordano. Er leitet das Neuroethics Studies Program am Pellegrino Center for Clinical Bioethics, ist Professor der Fakultäten Neurologie und Biochemie am Georgetown University Medical Center in Washington, DC, sowie Gastprofessor für Hirnforschung, Technologie und Ethik an der Hochschule Coburg. Studierende aus den Studiengängen Soziale Arbeit, Integrative Gesundheitsförderung und Innenarchitektur erläuterten ihren Kommilitonen das Komfortzonen-Modell unseres Gehirns und bereiteten dafür ein etwas anderes Picknick vor: Verfärbte Lebensmittel wie Eier und Obst sowie Coca Cola, die stark nach Essig riecht. Nur ein Teil der Anwesenden traute sich, die in Geschmack und Aussehen veränderten Produkte zu probieren. Die Prozesse, die dabei in unserem Gehirn ablaufen, sind geprägt von unseren Erfahrungen und es gilt immer: Sicherheit zuerst! Doch um zu lernen und unser Wissen zu erweitern ist es wichtig, regelmäßig unsere Komfortzone zu verlassen, so die Studierenden. Sie erklärten eindrucksvoll, wie sich Künstler, Architekten und Designer diese Erkenntnisse der Gehirnforschung für ihre Arbeit zunutze machen.

Im Laufe des Semesters nahm Prof. Giordano die Studierenden mit auf eine Reise: Hirnmechanismen, die Rolle von Farben, Formen und Gerüchen, hochaktuelle Einblicke in Einsichten der Gehirnforschung. Auch ethische Fragestellungen spielten eine wichtige Rolle, vor allem mit Blick auf zukünftige Entwicklungen. Die studentischen Präsentationen bildeten nun den Abschluss des Seminars. Professor Giordano ließ seinen Studierenden dabei völlig freie Hand, sowohl Themenwahl als auch Präsentationsform und Literatur, alles konnten sie selbst bestimmen. Einzig das Thema Gehirn bildete das thematische Dach und die Vorträge wurden in englischer Sprache gehalten, wie auch das gesamte Seminar.

Giordano war von den teilweise sehr kreativen Präsentationen seiner Studierenden begeistert: „Drei verschiedene Disziplinen, die international und interdisziplinär zusammenarbeiten, ein jeder nimmt eine eigene Perspektive ein und teilt sie mit den anderen. Darum geht es im Projekt „Der Coburger Weg“ und das ist in diesem Seminar hervorragend gelungen“. Auch nach Ende des Semesters lädt Giordano die Studierenden ein, mit ihm Kontakt zu halten. „Wer einmal mein Student war, bleibt für immer ein Kollege“, so der Neurowissenschaftler. Für Sommer 2017 erhalten alle Seminarteilnehmer die Möglichkeit, ein bis drei Monate zu ihm an die Georgetown University zu kommen, ein eigenes kleines Forschungsprojekt zu entwickeln und anschließend darüber in einer Fachzeitschrift zu publizieren. Die ersten Studierenden haben ihr Interesse bereits bekundet.