„100 Schritte mehr in einer Stunde“

Freitag. 04. Mai 2018 (Anke Hempfling)
Christina Müller betreut das Projekt QueB von Anfang an.

Mittags in der Kindertagesstätte. Während die einen ruhig sitzen und essen, zappeln die anderen unruhig am Tisch. Müssen Erzieher*innen den Bewegungsdrang der Kleinen dann stoppen? Christina Müller sagt nein. Im Rahmen des Forschungsprojekts QueB sucht sie nach Kitas, die mehr Bewegung in ihren Alltag bringen möchten.

Frau Müller, was bedeutet QueB eigentlich?

QueB ist die Kurzform für Qualität entwickeln mit und durch Bewegung. Denn Bewegung ist wichtig und gesund. Das wollen wir schon den Kleinsten in den Kitas auf spielerische Art vermitteln. Dort soll Bewegung ein selbstverständlicher Bestandteil werden. Dabei setzen wir sowohl bei den Kindern als auch bei den Eltern und Erzieher*innen an. Am Ende zeichnen wir die Kitas mit einem Zertifikat aus.

Haben Sie dieses Konzept schon einmal in Kitas umgesetzt?

QueB gibt es schon seit 2015. Das Projekt wird an der Hochschule Coburg unter Leitung von Prof. Dr. Holger Hassel vom Institut für angewandte Gesundheitswissenschaften durchgeführt. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. In der ersten Projektlaufzeit haben sieben Kitas aus dem Raum Coburg und eine aus dem Landkreis Lichtenfels daran teilgenommen. Alle konnten als „Bewegte Kita“ zertifiziert werden. Aufgrund des großen Erfolgs gehen wir ab sofort in die zweite Runde.

Wie genau sah dieser Erfolg aus?

In den Kitas wird jetzt mehr für ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Ruhe und Bewegung getan. Das zeigt sich an den Schrittzahlen, die wir gemessen haben. Die Kinder machen durchschnittlich 100 Schritte mehr in einer Stunde. Auch bei den Erzieher*innen hat sich diese Rate erhöht. Sie sind offener geworden und trauen den Kindern mehr zu. Die gewinnen so mehr Freiheiten und können sich selbständiger entwickeln.

Welche Maßnahmen haben die Kitas umgesetzt?

Jede Kita entwickelt ihre individuellen Maßnahmen und setzt diese mit uns um. Bei den Campuszwergen ist so zum Beispiel eine Bewegungsinsel entstanden, mit viel Platz zum Spielen und Herumtollen für die Kinder. Auch ein paar Regeln wurden gelockert. Verspürt ein Kind den Drang sich zu bewegen, dann muss es nach dem Essen nicht sitzen bleiben, bis alle aufgegessen haben. Andere Kitas haben einen wöchentlichen Turntag eingeführt oder arbeiten mit Sportvereinen zusammen, damit die Kinder neue Bewegungsformen kennenlernen.

Machen Sie in der Fortsetzung des Projekts etwas anders als zuvor?

Der größte Unterschied ist, dass wir jetzt auch die Eltern miteinbeziehen. Die Erfolge durch QueB sollen so auch in das Zuhause der Kinder getragen werden. Außerdem entwickeln wir die Kompetenzen der Erzieher*innen weiter, sodass sie ein Bewusstsein für die individuellen Bedürfnisse der Kinder bekommen. Wir wollen die teilnehmenden Kitas auch untereinander besser vernetzen. Und die Kinder selbst werden stärker in Entscheidungen einbezogen.

Wie unterstützen Sie die Kitas dabei, bewegter zu werden?

Zu Beginn setzen sich die Einrichtungen drei Ziele, die sie innerhalb eines Jahres erreichen möchten. Mit unserer Kita-Check-App finden sie schnell heraus, wo genau Handlungsbedarf besteht. Professor Hassel und ich begleiten sie auf dem Weg dahin. Wir treten dabei aber nicht lehrerhaft auf, sondern regen die Erzieher*innen dazu an, selbst Lösungen zu finden. Dazu bieten wir zum Beispiel themenbezogene, kitaübergreifende Workshops an.

Welche Voraussetzungen müssen die Einrichtungen erfüllen, um bei QueB mitzumachen?

Sie sollten interessiert und offen sein. Und es ist wichtig, dass das gesamte Team mitzieht. Prinzipiell können alle Kindertagesstätten mitmachen, die im Großraum Coburg sowie in den umliegenden Landkreisen angesiedelt sind.

Wann startet das Projekt denn genau?

Gerade stecken wir noch mitten in den Vorbereitungen. Im Oktober legen wir dann mit den Kitas richtig los. Interessierte Einrichtungen können sich jederzeit bei mir melden!

 

Weitere Informationen und Anmeldung:

Interessierte Kindertagesstätten können sich direkt bei Christina Müller melden:

Telefon: 01578 8646086 oder via Email: christina.mueller[at]hs-coburg.de