Berufseinstieg in Zeiten der Pandemie

Donnerstag. 15. April 2021 (Pressestelle)
Symbolbild IGF
Projektarbeit im Team wird bei der Integrativen Gesundheitsförderung groß geschrieben

Wie klappt der Berufseinstieg nach dem Studium in Zeiten von Corona? Über die aktuelle Situation der Absolvent*innen konnte die Hochschule Coburg bislang nur spekulieren. Nun gibt ein studentisches Transferprojekt darüber Auskunft.
Durch die Transfer- und Vernetzungsplattform CREAPOLIS fanden Akteure der Hochschule Coburg zusammen und starteten ein gemeinsames Projekt um herauszufinden, wie der Übergang in den Arbeitsmarkt in der aktuellen Situation funktioniert. Unter der Leitung von Dr. Eberhard Nöfer, Professor für Integrative Gesundheitsförderung, sollten acht Studierende bedarfsorientierte Maßnahmen erarbeiten, die Absolvent*innen der Hochschule Coburg beim Übergang in den Arbeitsmarkt unterstützen. Neben einer Literaturrecherche führten die Studierenden eine Onlinebefragung von rund 240 Personen durch. Davon waren zirka je die Hälfte Studierende im Abschlusssemester und Absolvent*innen, die ihr Studium seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 abgeschlossen hatten. Zusätzlich fragten sie bei Kommiliton*innen ihres eigenen Studiengangs detailliert nach deren Erfahrungen mit der Jobsuche und ihrem Unterstützungsbedarf.

Interessante Befragungsergebnisse

Rund zwei Drittel der Befragten befürchten aufgrund der Pandemie Probleme bei der Arbeitsplatzsuche zu bekommen. Die am häufigsten genannte Herausforderung ist, die fehlende Berufserfahrung, die jedoch von den Arbeitgebern erwartet wird. Die Sorge selbst an Covid-19 zu erkranken, spielt eine eher untergeordnete Rolle bei den Befragten. Als belastende Faktoren nennen die meisten, dass die Lebensplanung durch die Corona-Pandemie durcheinandergebracht wird und die Situation deprimierend ist.
Unterstützung benötigen offenbar Bachelorstudierende im Abschlusssemester: rund ein Fünftel der Befragten dieser Gruppe gibt an, mit dem Bewerbungsprozess überfordert zu sein. Noch mehr wissen nicht, wie sie bei Bedarf staatliche Leistungen beantragen können.
Neben den Belastungsfaktoren wurde nach dem Umgang der Absolvent*innen mit den Herausforderungen, nach sogenannten Copingstrategien, gefragt. „Gerade bei der Jobsuche ist es wichtig, Strategien zu kennen, um mit all den Veränderungen, potentiellen Enttäuschungen und auch Unsicherheiten konstruktiv umgehen zu können. Copingstrategien können helfen, Momente der Entspannung zu schaffen und Stress entgegenzuwirken oder abzubauen,“ betont Projektgruppenmitglied Larissa Bauer. Nur knapp die Hälfte der Befragten verfügt über geeignete Strategien zur Stressbewältigung. Daher wünscht sich die Mehrheit gezielte Kurse dazu.

Verbesserung der Beratung

Die Studierenden haben ihr Transferprojekt erfolgreich abgeschlossen. Das Ergebnis der Untersuchung gibt indes Anlass zu handeln, wie Prof. Nöfer erklärt: „Es ist sehr bedrückend zu sehen, wie sich die aktuelle Situation auf die Studierenden und unsere Absolventinnen und Absolventen auswirkt. Umso wichtiger ist es, dass die Hochschule jetzt verstärkt Angebote zur Unterstützung macht. Dies gilt vor allem auch für die Betreuung im psychosozialen Bereich!“ 
Auch die Karriereplanung kann durch gezieltere Angebote noch verbessert werden, wie Christian Erkenbrecher, Leiter des Career Service bestätigt: „Wenngleich die Befragung keinen repräsentativen Querschnitt aller Absolventinnen und Absolventen abbildet, so liefern die Ergebnisse und die entwickelten Empfehlungen dem Career Service wertvolle Anhaltspunkte, wie wir unser Angebot für Studierende bedarfsgerecht weiter ausbauen und optimieren können.“

Ein Projekt mit Praxisbezug

Das didaktische Konzept des Transferprojektes beschreibt Prof. Nöfer folgend: „Wir legen besonderen Wert darauf, dass die Studierenden ihre Fach- und Methodenkenntnisse bereits im Studium an echten Herausforderungen der Praxis testen und erweitern. Daher bearbeiten alle Studierenden in den Schwerpunktmodulen in Kleingruppen Projektaufträge von ganz realen Praxispartnern. Dabei steht ein Projektcoach unterstützend zur Seite, den Weg zur Lösung erarbeiten die Studierenden aber selbst.“ Monika Schnabel hat das Projekt als fachliche Coachin begleitet und sagt: „Die Studierenden haben sich sorgfältig und reflektiert in eine komplexe Aufgabenstellung eingearbeitet und waren mit viel Engagement bei der Sache. Dadurch haben sie selbst viel gelernt und konnten aussagekräftige, praxisrelevante Ergebnisse abliefern.“
Für Senior Coach Axel Lindner war es Ehrensache, als externer Berater im Projektverlauf zur Verfügung zu stehen: „Aufgrund meiner langjährigen Tätigkeit in der Arbeitsvermittlung weiß ich, dass bei der Jobsuche multiple Faktoren auf ganz verschiedenen Ebenen eine Rolle spielen. Und aus meiner eigenen Lebens- und Arbeitserfahrung kann ich sagen, dass die interessantesten Berufswege nicht die sind, die ohne Kurven und Täler verlaufen.“ Er freue sich, als Senior Coach etwas von seiner eigenen Erfahrung an die jüngere Generation weitergeben zu können, und zeigte sich beeindruckt, wie professionell die Studierenden mit dem Projektauftrag umgegangen seien. Auch die Studierenden selbst sehen einen Mehrwert ihrer Projektarbeit. „Aufgrund der aktuellen Situation beenden wir unser Studium quasi von zu Hause aus. Dennoch haben wir durch dieses Projekt einiges dazugelernt. Wir arbeiteten als Team, obwohl wir mehrere hundert Kilometer voneinander entfernt waren. Das zeigt uns, dass Gruppenarbeit dank Digitalisierung auch in der Corona-Pandemie möglich war,“ verrät Verena Halama. In der Projektgruppe arbeiteten Larissa Bauer, Gabi Franke, Verena Halama, Silja Hallermayr, Kilian Heller, Luisa Krapp, Marnie Kronester und Francesca Lundberg.