Den Abwässern auf der Spur

Donnerstag. 19. Juli 2018 (Anke Hempfling)
Video: "Mehr Gas, weniger Kosten"

Immer der Nase nach ging es für Christian Büttner im Rahmen seiner Doktorarbeit. Er möchte die Reststoffe aus Klär- und Biogasanlagen besser nutzbar machen. Seine Erkenntnisse könnten sich schlussendlich auch im Geldbeutel der Verbraucher bemerkbar machen.

Manchmal müssen Wissenschaftler für ihre Forschung ganz stark sein. Für Christian Büttner bedeutete das in letzter Zeit regelmäßig: „Nase zu und durch!“ Mehrmals füllte er Proben aus insgesamt sechzehn Biogas- und zehn Kläranlagen der Region – darunter auch in Rödental – ab. Diese durchaus geruchsintensive Arbeit verrichtete der angehende Doktor im Institut für Bioanalytik natürlich nicht zum Spaß: „In den Laboren an der Hochschule Coburg habe ich ganz genau analysiert, welche Mikroorganismen am Abbau der Reststoffe beteiligt sind. Außerdem wollte ich wissen, ob beispielsweise Anlagenparameter wie der pH-Wert oder die Temperatur einen Einfluss darauf haben. Wenn ich diese mikrobiellen Vorgänge in den beiden Anlagetypen besser verstehe, lässt sich der Abbauprozess beschleunigen und auch aus Klärschlamm schneller und eventuell sogar mehr Biogas gewinnen.“ In seinen Untersuchungen konnte Büttner schließlich Schlüsselorganismen ausmachen, die von großer Bedeutung für den Gärungsprozess sind. Dieses Verständnis ist für die Weiterentwicklung der Biogasproduktion grundlegend relevant. Denn Biogas gehört zur Energiewende wie Windräder oder Solaranlagen.

Alles Bio – oder Gas?

Im Gegensatz zu den erneuerbaren Energien aus Wind- und Sonnenkraft ist die Biogasproduktion unabhängig von witterungsbedingten Schwankungen. Aber um Biogas zu einem wettbewerbsfähigen Energieträger zu machen, muss sowohl der Produktionsprozess als auch der Einsatz der Reststoffe flexibler gestaltet werden. Christian Büttners Forschungen sind dazu erste, wichtige Ansatzpunkte. Gelingt es, den Biogasertrag zu erweitern, sparen die Anlagenbetreiber Kosten ein, die schlussendlich auf die Verbraucher umgelegt werden könnten. Abwasser würde so billiger werden. „Bis es soweit ist, bedarf es aber noch einiges an weiterer Forschungsarbeit“, so Büttner. Damit die wissenschaftlichen Erkenntnisse für die regionalen Anlagen umsetzbar sind, werden sie im Forschungsprozess unmittelbar vor Ort getestet. Durch Forschungsprojekte wie diese unterstreicht die Hochschule Coburg ihre Funktion als ein wichtiger Innovationstreiber in allen Bereichen der Region. "In den letzten Jahren hat sich eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen der Hochschule Coburg und den Stadtwerken Rödental entwickelt. Die Doktorarbeit von Christian Büttner bringt uns Unterstützung von der Wissenschaft direkt in die Praxis!" freut sich Michael Eckardt, der Werkleiter der Stadtwerke Rödental.

Interesse geweckt?

Wer genauso innovativ an zukunftsträchtigen Themen forschen möchte, wie es Christian Büttner bereits tut, sollte einen Blick auf das Profil des Studiengangs Bioanalytik werfen. Dort befassen sich die Studierenden nicht nur mit Biogas, sondern erhalten ein umfassendes biologisches, physikalisch-chemisches und analytisches Wissen. Sowohl das Bachelor- als auch das Master-Studium bereiten optimal auf die vielfältige berufliche Praxis vor. Auch international zählt die Bioanalytik zu den großen Wachstumsbranchen. Mehr Informationen zu den Studieninhalten, Bewerbungsvoraussetzungen und –fristen gibt es hier. Weiterführende Informationen zu Forschungsprojekten der Coburger Bioanalytik finden sich unter www.bioanalytik.co.