Energieproduktion wie in der Sonne

Freitag. 28. Februar 2020 (Natalie Schalk)
Prof. Dr. Martin Prechtl
Prof. Dr. Martin Prechtl

Kernfusion ist Thema eines halbtägigen Kolloquiums, das am Donnerstag, 5. März, an der Fakultät für Maschinenbau und Automobiltechnik stattfindet.

Energie, Atom, Kern: Da denken viele erst einmal an Kernspaltung, die damit verbundenen Gefahren und das ewige Endlagerproblem – aber es gibt noch eine andere Möglichkeit, mit Atomen Energie zu erzeugen. „Statt Atomkerne zu spalten, verschmelzen wir sie“, sagt Prof. Dr. Martin Prechtl. „Etwa so wie in der Sonne entsteht dabei Energie.“ Als Professor für Technische Mechanik und Mechatronik an der Fakultät Maschinenbau und Automobiltechnik der Hochschule Coburg hat er ein „kleines Kolloquium“ zur Kernfusions-Technologie ins Leben gerufen: Am Donnerstag, 5. März, beleuchten Wissenschaftler des Garchinger Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik (IPP) und Coburger Studenten, die dort tätig sind, verschiedene Aspekte des Themas.

Zwar wird auch bei der Kernfusion mit radioaktiven Materialien gearbeitet, aber mit den Risiken der Kernspaltung sei diese Technologie nicht vergleichbar: „Die Gefahr, dass ein Reaktor explodiert und Landstriche verseucht, gibt es nicht. Und es gibt kein Endlagerproblem.“ Gesundheitliche Aspekte müssten noch untersucht und die Technologie so weiterentwickelt werden, dass sie wirtschaftlich betrieben werden kann, aber Prechtl sieht sie als große Chance: „Mit der Kernfusions-Technologie könnten wir unsere ganzen Energieprobleme lösen“, sagt er.

Am effektivsten ist die Fusion von Deuterium- und Tritium-Kernen. Sie habe noch einen weiteren Vorteil: „Wenn wir diese Technologie ergänzend zu den alternativen Energien nutzen, würden wir dabei mit Rohstoffen arbeiten, die eine Milliarde Jahre reichen.“ Basisrohstoff des Deuteriums ist Wasser, Tritium wird aus Lithium gewonnen, das auch für Lithium-Ionen-Batterien verwendet wird. „Tritium ist zwar radioaktiv, aber es hat eine Halbwertszeit von zwölf Jahren und wird im Reaktor selber erbrütet.“ Der Professor wirbt für die Technologie. Nach aktuellem Stand sei vorstellbar, dass ab etwa 2030 ein Kernfusions-Reaktor ans Netz gehe.

Prechtl beschäftigt sich schon lange mit dem Thema. Er forscht und lehrt seit zehn Jahren in Coburg; vorher war er am Max-Planck-Institut in Garching und hat den Kontakt seitdem gehalten. Ihm geht es bei dem Kolloquium auch darum, die Zusammenarbeit der Hochschule Coburg mit dem Institut zu intensiveren und weitere Verbindungen herzustellen, die Coburger Studentinnen und Studenten dort beispielsweise für ihre künftigen Projekt-, Bachelor- und Masterarbeiten nutzen können.

Das Kolloquium findet statt am Donnerstag, 5. März, zwischen 9 und ca. 12.30 Uhr im Hörsaal 2_216. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, die Teilnahme ist kostenlos.

Coburg, 28. Februar 2020