Glücklich und gesund – aber wie?

Freitag. 18. Januar 2019 (Anke Hempfling)
Dr. Jana Rosenbusch am Rednerpult während ihres Vortrags
Dr. Jana Rosenbusch empfiehlt den Ärzten und Pflegekräften, Patienten öfters mit einem Lächeln zu begegnen.

Das Essen im Krankenhaus schmeckt nicht! Eine Aussage, die man öfters hört. Aber muss es das überhaupt, damit der Patient zufrieden nach Hause geht? Oder kommt es auf ganz andere Dinge an? Das untersuchte Dr. Jana Rosenbusch in ihrer Doktorarbeit.

In den 1990er Jahren gab es gut 2.400 Krankenhäuser in Deutschland. 500 davon fielen in den letzten Jahren dem steigenden Wettbewerb untereinander zum Opfer. Von den übriggebliebenen 1.951 befinden sich 30 Prozent in privater Trägerschaft. Sie sind zu Wirtschaftsunternehmen geworden, die um ihre „Kunden“ – also Patienten – ringen. Deren Anspruchshaltung hat sich jedoch gewaltig verändert. Von den 20 Millionen stationären Patienten pro Jahr ist mittlerweile mehr als die Hälfte 65 Jahre und älter. Und die sind heutzutage sehr informiert und mobil. Sie wissen genau, dass sie die Wahl haben, in welches Krankenhaus sie gehen möchten. Die Chefetagen der Kliniken haben deshalb erkannt, dass der Schlüssel für ihren wirtschaftlichen Erfolg in der Zufriedenheit ihrer Patienten liegt – denn nur die Zufriedenen kommen wieder und empfehlen das Krankenhaus auch ihrer Familie, Freunden und Bekannten weiter.

Wie bekommt ein Krankenhaus aber zufriedene Patienten? Die Entwicklung eines Modells für Faktoren, die sich auf die Patientenzufriedenheit auswirken, war der Kern der Doktorarbeit von Jana Rosenbusch. Sie fand heraus: „Da Patienten die medizinische Qualität ihrer Behandlung oft nicht einschätzen können, weil ihnen schlicht das Fachwissen fehlt, konzentrieren sie sich in Bezug auf ihre Zufriedenheit eher auf emotionale, menschliche Faktoren.“ Dazu zählt, wie freundlich und gut erreichbar die Ärzte und Pflegekräfte sind, wie viel Mitgefühl sie zeigen und wie vertrauenswürdig und kompetent sie auftreten. Patienten machen ihre Gefühle beim Verlassen des Krankenhauses demnach weniger davon abhängig, ob die Behandlung tatsächlich ihre Beschwerden lindern konnte. Vielmehr kommt es darauf an, wie gut betreut sie sich fühlten.

Ob ein Patient zufrieden ist und sich wohlfühlt, hängt also deutlich weniger von Umgebungsfaktoren wie Essen oder Zimmereinrichtung ab. Die Schlussfolgerung: „Krankenhäuser müssen mehr auf ihre Patienten eingehen und darauf achten, Informationen besser und verständlicher weiterzugeben. Zum Beispiel auch einmal erklären, warum es gerade zu längeren Wartezeiten kommt“, sagt Jana Rosenbusch. Ihre Doktorarbeit präsentierte sie vor Studierenden und Professoren der Hochschule Coburg beim interdisziplinären Forschungskolloquium der Studiengänge Versicherungswirtschaft und Gesundheitsförderung. Das Ziel ist die Verknüpfung beider Disziplinen. Die Studierenden blicken so über die eigenen Fächergrenzen hinaus. Jana Rosenbusch verband in ihrem Vortrag die betriebsökonomische Sicht der Krankenhäuser mit der gesundheitsfördernden Wirkung von Zufriedenheit.

Interdisziplinäres Forschungskolloquium

Im Rahmen des interdisziplinären Forschungskolloquiums von Versicherungswirtschaft und Gesundheitsförderung fanden in diesem Wintersemester drei Veranstaltungen statt, an denen Absolvent*innen der Versicherungswirtschaft und Gesundheitsförderung sowie eine Gastrednerin der Edinburgh University ihre Abschluss- oder Promotionsprojekte vorstellten. Die Veranstaltung wurde von Prof. Dr. Mirko Kraft und Prof. Dr. Niko Kohls moderiert. Die wissenschaftlichen CREAPOLIS-Projektmanagerinnen der Fakultäten, Lone Schwaß und Monika Schnabel, organisierten die Termine. Thematisch eröffneten alle Vorträge des Kolloquiums unterschiedliche Perspektiven auf unser Gesundheitssystem. Neue Möglichkeiten durch Digitalisierung spielten ebenso eine Rolle wie die Organisation von Gesundheitsleistungen in verschiedenen Settings.