Keine Angst vorm Scheitern

Dienstag. 21. Februar 2017 (Madelaine Ruska)
Portraitfoto Kerstin Dorst
Kerstin Dorst arbeitet für das Modelabel Tory Sport. Bild: doe

Business mit New Yorker Boho-Chic - das ist das Modelabel der amerikanischen Designerin Tory Burch. 2004 eröffnete sie in New York ihre erste Boutique. Heute sind es weltweit mehr als 160. Seit zwei Jahren hat Burch eine neue Linie: Tory Sport. Verantwortlich fürs Design und die Produktgestaltung ist Kerstin Dorst, eine Absolventin der Hochschule Coburg.

Mehr als Scheitern kann man nicht. Mit dieser Einstellung ist Kerstin Dorst weit gekommen. Sowohl, was die Entfernungen zu ihrer Heimat angeht als auch im Hinblick auf ihre Karriere. Von Kronach über Rosenheim nach Spanien, Indien und Taiwan bis in die USA. Heute lebt und arbeitet die 34-Jährige in New York. „Von der ersten Zeichnung bis zum fertigen Produkt liegt alles in meiner Verantwortung“, erzählt sie über ihren Job bei Tory Sport.

2012 hat Kerstin Dorst ihren Master Design an der Hochschule Coburg abgeschlossen. Ein Jahr hat sie fürs Studium gebraucht, zeitgleich arbeitet sie in Herzogenaurach, entwirft Kleidung und Accessoires für die adidas Fashion Group. „Ich habe damals beide Seiten ein bisschen angeflunkert. Meinen Arbeitgeber, dass die Vorlesungen außerhalb der Arbeitszeiten liegen. Meine Professoren, dass ich nicht extra Urlaub nehmen muss, um in Coburg zu sein.“ Es sei ein anstrengendes Jahr gewesen, aber es habe sehr viel Spaß gemacht. Und Kerstin Dorst wollte unbedingt Design studieren. Denn bis dato war sie eigentlich Wirtschaftsingenieurin.

Kerstin Dorst ist in Kronach aufgewachsen, ihre Großeltern haben Plüschtiere hergestellt, ihre Großmutter mütterlicherseits war Schneiderin. Schon als Kind lernt sie Stoffe kennen und sieht, wie sie verarbeitet werden. Ihre Eltern vermitteln ihr die Liebe zur Architektur und Kunst. Doch im Studium wählt Kerstin Dorst zunächst den sicheren Weg. An der Hochschule Rosenheim lernt sie als Wirtschaftsingenieurin technische Konzepte zu entwickeln. „Das war eine Vernunftentscheidung. Eine Leidenschaft war es nie“, sagt Dorst.

Die Entscheidung führt sie dennoch zum Design. Bei Marc‘ O Polo in Stephanskirchen schreibt die damals 22-Jährige ihre Diplomarbeit. Die Kollegen merken, dass sie Ahnung von Textilien hat. „Hast du nicht Lust in unsere Produktentwicklung zu kommen?“ Seitdem ist Kerstin Dorst der Mode treu geblieben, hat zunächst weitere Erfahrungen im Ausland gesammelt, ist später dann zu adidas gewechselt.

„Ich suche immer wieder neue Herausforderungen“, sagt die junge Frau. So kommt sie auch zum Master Design. Weil sie Coburg von den Designtagen kennt, die Atmosphäre am Hofbrauhaus schon immer toll fand und der Weg nach Herzogenaurach nicht weit ist, liegt die Entscheidung nah, hier zu studieren.

Glück und die richtigen Mentoren macht Kerstin Dorst für ihren Weg nach oben verantwortlich. Sie habe immer wieder Menschen getroffen, die sie weiter gebracht hätten und von denen sie lernen konnte. An der Hochschule war das Professor Gerhard Kampe. „Er hat mich überzeugt nach Coburg zu kommen und mich während des Studiums fachlich aber auch menschlich wahnsinnig bereichert.“ Hier habe sie sich gleich zu Hause gefühlt. „Was ich an Coburg so schätze, ist die Betreuung, die ich dort erfahren habe. Es gab immer ein offenes Ohr. Das ist was ganz Besonderes und das zeichnet das Hofbrauhaus wirklich aus!“

Noch bevor sie ihren Master in der Tasche hat, sei Tory Burch auf sie zugekommen. Ob sie sich vorstellen könne, eine Sportkollektion in den USA aufzubauen. Also zieht sie vor vier Jahren nach New York.

Die Verbindung in die Heimat hält Kerstin Dorst aber immer noch. Zur Hochschule und natürlich zu ihrer Familie. „Ich bin wahnsinnig gern zu Hause.“ Im Moment genießt die 34-Jährige aber auch das Leben mit Reisen nach Tokio, Bangkok, Hongkong, Ho Chi Min City oder Paris. „Wahrscheinlich bin ich noch ein Stück weit rastlos.“ Dass sie das nicht für immer machen wird, ist Kerstin Dorst aber auch klar. Zu hart sei auf Dauer der Konkurrenzkampf und zu wenig Zeit bleibe fürs Privatleben. Angst vorm Scheitern hat Dorst bis heute nicht. Es gehört zum Leben dazu. Daraus lernt man und es macht einen stärker.