Vom Lehrauftrag zur Professur

Mittwoch. 15. September 2021 (Pia Dahlem)
Prof. Dr. Mariam Dopslaf
Prof. Mariam Dopslaf hat als Lehrbeauftragte an der Hochschule Coburg ihre Karriere gestartet. / Foto: Privat

Mehr Frauen sollen an Hochschulen für angewandte Wissenschaften als Professorinnen Karriere machen können. Dafür sorgt das Lehrauftragsprogramm „Rein-in-die-Hörsäle“.   

 „Es ist eine recht gute Bilanz“, freut sich Monika Faaß. Die Gleichstellungsbeauftragte hat in den vergangenen zehn Jahren 64 Frauen über das Förderprogramm der LaKoF Bayern (Landeskonferenz der Frauenbeauftragten an bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften) als Lehrbeauftragte für die Hochschule Coburg gewonnen. „Mittlerweile sind drei an der Hochschule Coburg als Professorinnen tätig und acht an anderen Universitäten oder Hochschulen“, berichtet Faaß. Dennoch: An den Hochschulen für angewandte Wissenschaften sind Frauen in der Lehre immer noch deutlich unterrepräsentiert. In Bayern sind erst rund 20 Prozent der Professuren mit Frauen besetzt. Bund und Länder bemühen sich um eine deutliche Anhebung des Frauenanteils. Und das gelingt durch verschiedene Fördermaßnahmen. Das Lehrauftragsprogramm „Rein-in-die-Hörsäle“ will gezielt Frauen für eine Professur qualifizieren. Das hat schon einige Wege geebnet.

Der Sprung ins kalte Wasser

Auch Dr. Mariam Dopslaf hat auf diese Weise ihre erfolgreiche Karriere gestartet. Seit 2019 ist sie als Professorin für Technisches Dienstleistungsmanagement an der Hochschule Bielefeld tätig. Das berühmte Sprungbrett war ihre Tätigkeit als Lehrbeauftragte in der Fakultät Maschinenbau und Automobiltechnik der Hochschule Coburg. „Während meiner Promotion an der Universität Bamberg habe ich den Lehrauftrag in Coburg angenommen, um noch mehr Lehrerfahrung zu sammeln“, berichtet sie.

Genau das ist das Ziel des Förderprogramms. Voraussetzung für den nebenberuflichen Lehrauftrag an einer Hochschule sind eine mehrjährige Berufserfahrung, ein überdurchschnittlicher Hochschulabschluss und eine abgeschlossene oder angestrebte Promotion. Mariam Dopslaf hat in Münster und Mexiko Stadt Deutsch-Lateinamerikanische BWL studiert. Nach dem Doppelabschluss arbeitete sie einige Jahre im Industriegroßanlagenbau bei der MAN Gruppe. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bamberg und als Lehrbeauftragte in Coburg hat sie schnell erkannt: „Die Lehre muss man selbst erst lernen, oft wird man direkt ins kalte Wasser geworfen.“ An ihre ersten Vorlesungen an der Hochschule Coburg erinnert sie sich amüsiert: „Ich war wahnsinnig aufgeregt und ein Student kam nach der Veranstaltung zu mir und hat gesagt, er hat mitgezählt und ich hätte 120 Mal äh gesagt.“ Dass das heute nicht mehr vorkommt, ist klar und Dopslaf hat genügend Selbstvertrauen und vor allem Humor: „Ich nehme mich selbst ja nicht immer zu ernst und darum komme ich immer gut mit den Studierenden zurecht.“

Bessere Chancen

Monika Faaß ist sicher, dass das vom Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst finanzierte Förderprogramm die Chancengleichheit für Frauen in Forschung und Lehre verbessert. Sie gewinnt darüber jedes Jahr rund 10 neue Lehrbeauftragte. „Als Lehrbeauftragte kann man pädagogische und didaktische Erfahrung sammeln, um die Berufungschance zu erhöhen.“ 
Das hat im Fall von Mariam Dopslaf funktioniert, wenn auch nicht direkt an der Hochschule Coburg: „Leider wurde ich hier nicht für eine vakante Professur ausgewählt, doch das Netzwerk zu meinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen besteht weiterhin.“ Heute bemüht sich die 39-jährige Professorin intensiv um internationale Beziehungen, vor allem mit mexikanischen Hochschulen und ist Internationalisierungsbeauftragte des Fachbereichs Ingenieurwissenschaft und Mathematik. „Mir ist es wichtig, die Neugier der Studierenden zu wecken und ihren Horizont zu erweitern, das gelingt am besten, wenn man die Möglichkeit hat, ins Ausland zu gehen.“
Monika Faaß hofft indes auf noch mehr weibliche Verstärkung für die Hochschule Coburg: „Wir möchten den Anteil an Professorinnen deutlich erhöhen, dazu brauchen wir gerade an den technischen Fakultäten noch viele engagierte Frauen.“