Wenn Fahrzeuge miteinander sprechen

Mittwoch. 21. April 2021 (Pia Dahlem)
Prof. Dr. Lucila Patiño Studencki
Prof. Dr. Lucila Patiño Studencki bei ihrer Vereidigung an der Hochschule / Foto: Hochschule Coburg | Julian Uebe

Die Fakultät Maschinenbau und Automobiltechnik betreibt seit diesem Sommersemester den Masterstudiengang Autonomes Fahren. Hier startete Dr. Lucila Patiño Studencki als neue Professorin für V2X Technologien.

V2X bedeutet „Vehicle to X“ und beschreibt die Kommunikation eines Fahrzeuges mit anderen Fahrzeugen, mit Personen oder mit Infrastruktur, wie beispielsweise Ampeln. Das Ziel dieser Kommunikation ist, eine Umgebungskarte zu erstellen, die mehr Information zur Verfügung stellt, als die Sensoren in dem Fahrzeug. Mit der Karte kann sich das Fahrzeug dann selbständig und sicher bewegen. „Die Kommunikation zwischen den Fahrzeugen spielt beim Autonomen Fahren die wesentliche Rolle. Die Fahrzeuge sollen die Fähigkeiten bekommen, vorausschauend zu fahren“, erklärt Prof. Patiño Studencki. Einer der Knackpunkte bei dieser Kommunikation ist die Reaktionszeit, die nur mit einem latenzarmen Netz klappt: „Es gibt zwar die Technik, doch die Kommunikationsnetze müssen so reif sein, dass sie diese Fähigkeiten auch erlauben“, erläutert die 43-jährige Professorin. “Die Nachrichten müssen zuverlässig und vor allem ohne Zeitverzögerung empfangen werden. Wenn eine Nachricht zu spät ankommt, schafft es das Auto nicht, rechtzeitig zu reagieren.“ Wenn es auch noch einige Zeit dauern wird, bis diese Technik reibungslos funktioniert, Patiño Studencki ist klar vom Konzept des Autonomen Fahrens überzeugt. „Durch Autonomes Fahren gibt es viele Vorteile: Es geht um Komfort, um Sicherheit und Umweltschutz.“

Aus Kolumbien nach Deutschland

„Ich habe in Kolumbien den Bachelor in Elektrotechnik gemacht, sicher ein Fach, das nicht jede Frau studiert. Dort waren wir 63 Studierende, davon drei Frauen,“ erinnert sich Patiño Studencki. Das Fach war für sie immer interessant: „Elektrotechnik ist ein ganz breiter Studiengang. Dieses breite Spektrum hat mich immer fasziniert, man kann sich an jeder Ecke verwirklichen.“ Für den Master kam sie 2001 nach Deutschland. Am Karlsruher Institut für Technologie absolvierte sie das Masterstudium Elektrotechnik mit Schwerpunkt Nachrichtentechnik. „Dort war es noch schlimmer,“ scherzt sie, „Ich war unter 200 Studierenden fast die einzige Frau.“ Ihre Masterarbeit machte sie am Fraunhofer Institut in Erlangen. „Dort habe ich neun Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet.“ Die Promotion erfolgte in einem gemeinsamen Projekt mit der Universität Erlangen-Nürnberg, wo sie als Postdoktorandin mehrere Jahre gearbeitet hat. Um die Praxis der Automobilindustrie kennenzulernen, nahm sie das Angebot eines Automobilzulieferers an, bei dem sie in den letzten Jahren tätig war.

Viele Gestaltungsmöglichkeiten

Dass Patiño Studencki im neuen Masterstudiengang in Kronach von Beginn an dabei ist, freut sie sehr. „Was wir in Kronach machen, wird sehr spannend: der Studiengang ist neu, was uns als Professorinnen und Professoren viele Gestaltungsmöglichkeiten gibt.“ Gerade das praxisnahe Konzept, das sich mit der Erfahrung aus der Industrie gut ergänzen lässt, sei bereichernd. „Das Team in Kronach ist sehr motiviert und ich finde diesen Schwung ganz toll!“ Besonders viel könnten die Studierenden durch die gemeinsamen Projekte lernen: „Das Arbeitsleben ist immer Teamarbeit und deshalb ist das Konzept des Studienganges so wichtig. Die Studierenden führen zusammen ein Projekt durch, implementieren eine oder mehrere Fahrfunktionen, können von anderen lernen und haben Spaß dabei. Das ist das Wichtigste!“