Wie E-Scooter die Versicherungsbranche verändern

Dienstag. 23. März 2021 (Pia Dahlem)
E-Tretroller
Auf der ganzen Welt beliebt: E-Tretroller / Foto: WIND Mobility GmbH
Prof. Dr. Mathias Wilde
Prof. Dr. Mathias Wilde leitet das Projekt DiVers / Foto: Hochschule Coburg

Sie gehören zum neuen Bild vieler Innenstädte: Junge Menschen und Touristen sausen auf E-Tretrollern durch die Straßen, Fahrräder mit Elektro-Unterstützung, sogenannte Pedelecs, sind ohnehin der Renner. Dazu kommen neue Verkehrsdienstleistungen wie Car-, Bike- oder Ridesharing. Wie die Versicherungswirtschaft auf diesen Wandel von Mobilität reagieren kann, wird jetzt an der Hochschule Coburg in einem Forschungsprojekt untersucht.

„Wandel des Mobilitätsverhaltens und Dienstleistungen der Versicherungswirtschaft“, kurz „DiVers“, lautet der Name des neuen Forschungsprojektes der Hochschule Coburg unter der Leitung von Dr. Mathias Wilde. Der Professor der Fakultät Maschinenbau und Automobiltechnik forscht in den Bereichen Verkehrsgestaltung und nachhaltige Mobilität: „Die Menschen nutzen nicht mehr ausschließlich ein Verkehrsmittel. Indem wir die Veränderungen des Mobilitätsgeschehens zusammen mit der Versicherungswirtschaft und Partnern aus dem Verkehrssektor untersuchen, wollen wir gemeinsam Wege aufzeigen, wie sich aus der klassischen Kraftfahrtversicherung eine verkehrsmittelübergreifende Mobilitätsdienstleistung entwickeln kann.“ Das Vorhaben bringt dafür Versicherungsunternehmen, Verkehrsunternehmen und neue Mobilitätsdienstleister zusammen und zeigt darüber neue Kooperationsmöglichkeiten auf.

Nürnberg als Modellregion

Das Forscherteam der Hochschule Coburg wird beispielhaft die Region Nürnberg untersuchen. Einer der vier Projektpartner ist die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft. Diese betreibt das U-Bahn, Stadtbus- und Straßenbahnnetz in der Stadt Nürnberg. Frederik Nöth, Referent für Technik und Innovation bei der VAG, beschreibt die Rolle der VAG bei dem Vorhaben: „Wir bringen unsere Expertise als führender Mobilitätsdienstleister in Nürnberg ein und stellen Daten aus unserer langjährigen und umfangreichen Marktforschung bereit.“  Nöth verweist auf Lärm, Abgase und Platzverbrauch, den der Autoverkehr in den Innenstädten verursacht: „Hier bietet der für alle zugängliche und nutzbare ÖPNV große Chancen, einen Teil der Probleme durch Verkehrsverlagerung zu mindern.“

Mobilität individuell versichern

Ein weiterer Projektpartner ist die HUK-COBURG. Carolin Wachter entwickelt für den Versicherer neue Produkte und betreut das Forschungsprojekt. Sie sagt: „Wir möchten durch die Zusammenarbeit mehr Erkenntnisse über das Mobilitätsverhalten der Menschen, insbesondere im urbanen Raum, losgelöst vom eigenen Auto, sammeln.“ Die Erkenntnisse, die in den drei Jahren Laufzeit gewonnen werden, sollen in neue Produkte einfließen. „Ideen zu einer Mobilitätsversicherung gibt es viele. Gemeinsam mit unseren Projektpartnern wollen wir herausfinden, welche Bedürfnisse es gibt. Wir wollen uns weniger an bestehenden Produkten orientieren, sondern den Menschen völlig offen begegnen“, erklärt Wachter.

DiVers wird im Rahmen des Bayerischen Landesforschungsprogramms mit 250.000 Euro gefördert. Prof. Wilde fügt hinzu: „Es wird spannend sein im Laufe des Projektes herauszufinden, welche Konstellationen von Akteuren sich ergeben und welche neuen Geschäftsmodelle sich entwickeln lassen.“ Durch dieses Projekt könnten nachhaltige Alternativen zum motorisierten Individualverkehr in Ballungszentren noch attraktiver gestaltet werden.