12. August '25
(Janine Koch)
Studierende der Hochschule Coburg zeigen in einem gemeinsamen Projekt mit dem Gärtnerhof Callenberg, wie das traditionsreiche Modell der Genossenschaft zum Motor für soziale, ökologische und ökonomische Innovation werden kann.
Bei modernen Unternehmen denken viele sofort an Aktiengesellschaft und GmbH. Aber Genossenschaften werden oft eher mit der Vergangenheit verbunden. Dabei bietet das Modell der Genossenschaft vielfältige Vorteile – frei nach dem Motto „Was einer alleine nicht schafft, schaffen viele gemeinsam“. So können sich Menschen in Genossenschaften zusammenschließen, um gemeinsam wirtschaftliche, soziale oder kulturelle Ziele zu verfolgen und somit etwas gemeinschaftlich und demokratisch „zu unternehmen“.
Gründungsbezogene Hochschullehre
Im Projekt ERIC der Hochschule Coburg geht es um vielfältige Perspektiven nachhaltigen Unternehmertums, beispielsweise: Wie funktioniert ökonomischer Erfolg vor dem Hintergrund sozialer und ökologischer Zielstellungen? Was motiviert nachhaltige Start-ups und Organisationen, was sind ihre Herausforderungen und wie können sie unterstützt werden? Oder ganz allgemein: Wie können Unterstützer für eine Idee, etwas in der Region zu bewegen, gewonnen werden? Und wie lässt sich das finanzieren?
Moderne Wirtschaft, alternative Unternehmensformen
Kooperationspartner Dietrich Pax ist der Überzeugung, dass moderne Wirtschaftsweisen für die Region auch über alternative Unternehmensformen möglich sind und wurde von der Hochschule eingeladen, seine Idee mit den Studierenden zu teilen: seinen bisher als GbR geführten Gärtnerhof Callenberg mit seiner „Ökokiste“ und der „Grünen Welt“, einem Bio-Verkaufsladen mit Backstube in Coburg-Scheuerfeld, in eine Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft umzuwandeln, um mit vereinten Kräften nicht nur regional-saisonale Produkte anbieten zu können, sondern auch neue Möglichkeiten des sozialen Miteinanders zu schaffen.
Future Skills in der Hochschul-Lehre
Der starke Gemeinwohlgedanke motivierte die Hochschule rund um Janine Koch und Christian Schadt aus dem ERIC-Team, diesem Projekt Raum in der Lehre zu geben. Zwei Semester lang beschäftigten sich mehrere Studierendengruppen unterschiedlicher Studiengänge unter didaktischer Begleitung aus verschiedenen Blickwinkeln mit diesem spannenden Thema. Im Fokus stand dabei immer die Frage: „Wie gewinne ich möglichst viele Unterstützer aus der Breite unserer Gesellschaft, die sich an diesem neuen Unternehmensmodell beteiligen?“
Zuerst startete im Wintersemester eine interdisziplinäre Studierendengruppe aus der Sozialen Arbeit und dem technischen Bereich – mit einer Umfrage unter bisherigen Kunden der Ökokiste und der Grünen Welt. Daraus konnte ein Meinungsbild abgeleitet werden, was die intrinsisch motivierte Kundengruppe dazu bringen könnte, der Genossenschaft beizutreten. Diese Ergebnisse wurden im Sommersemester von Studierenden des Kronacher Masterstudiengangs ZukunftsDesign zu zahlreichen Konzeptideen weiterentwickelt. Mit der „Persona“-Methode aus dem Design Thinking Prozess wurde herausgearbeitet, wie ein stimmiges Marketingkonzept für verschiedene Interessengruppen aussehen kann. Dietrich Pax sagt: „Essen gestaltet Landschaften.“ Und weil es bei der Gestaltung der Region auf eine starke Gemeinschaft ankommt, ist ein Ziel, die „Grüne Welt“ in Scheuerfeld in eine attraktive Begegnungsstätte für eine breite Zielgruppe zu verwandeln.
Wie geht es weiter?
Kaum sind die Abschlusspräsentationen gehalten und die Leistungsnachweise erbracht, fließen die vielen Anregungen der Studierenden direkt in die weitere Arbeit der angehenden Genossenschaft ein. Jetzt laufen die letzten Vorbereitungen für die Genossenschafts-Gründung: Im September soll es soweit sein. Je nachdem, wie viele Genossenschaftsmitglieder akquiriert werden und mit ihren Beiträgen den Handlungsspielraum der Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft Coburg Stadt & Land eG finanzieren, werden unterschiedliche Maßnahmen umgesetzt.
Podcast
Im IMPACT-Talk der Hochschule Coburg war Dietrich Pax auch zu Gast – hier geht’s zum Podcast.