Design für neue und nachhaltige Technologie

Mittwoch. 01. Dezember 2021 (Pia Dahlem)
Entwurf
Der Entwurf von Alicia Madlangbayan und Alexander Selg zeigt eine Anlage zur Klärschlammverwertung.
Entwurf
Fabienne Brückner und Anton Wieland wollen mit ihrer Idee das Problem der Ernterückstände in Kaffeeanbaugebieten lösen.
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Eileen Fuhrmann und Christof Rupprecht haben Wert auf die einfache Bedienbarkeit bei ihrer Anlage gelegt.
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Luca Aidelsburger und Lisa Rossmehl haben eine Upcycling-Station für eine Wohnanlage konzipiert.
Prof. Wolfgang Schabbach
Prof. Wolfgang Schabbach Studiengangsleiter Integriertes Produktdesign. /Fotos: Hochschule Coburg

Wenn Biomasse umgewandelt wird, denkt man nicht automatisch an gutes Design. Dass es durchaus schön aussehen kann, wenn Rest- und Abfallstoffe biologischen Ursprungs in Energieträger umgewandelt werden, beweist ein Designprojekt der Hochschule Coburg.

Zwölf Zweier-Teams des Studiengangs Integriertes Produktdesign haben gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut UMSICHT, Institutsteil Sulzbach-Rosenberg, verfahrenstechnische Anlagen für die Behandlung von Biomasse entworfen. Die Designentwürfe mit den dazugehörigen Anwendungs-Szenarien wurden am Beispiel einer Pilotanlage für thermo-katalytisches-Reforming (TCR-Technologie) ausgearbeitet. Das Ziel war, durch funktionales, smartes Anlagendesign den Weg von der Demonstrations- und Pilotanlage in die industrielle Anwendung zu ebnen.

Studiengangsleiter Prof. Wolfgang Schabbach von der Hochschule Coburg beschreibt die Herausforderung für die Studierenden: „Bei einem technisch so stark definierten Projekt, musste zunächst die Position des Designs gefunden werden.“ Schließlich sei aus Ingenieurssicht Design beim Anlagenbau primär nicht gefragt. Doch, bekräftigt er: „Design ist immer da gefragt, wo Probleme in Bezug auf den Menschen zu lösen sind. Genau hier konnten die Studierenden auch ansetzen.“ Die angehenden Designer:innen entwickelten unterschiedliche Anlagen mit ergonomischen und selbsterklärenden Bedienkonzepten. Die Schwerpunkte lagen auf Modularität, High-Tech-Optik und nachhaltigen Konstruktionsprinzipen. Neben dem Industriedesign nahm das Projekt die Innovationskultur in den Blick und definierte neuartige, interdisziplinäre Entwicklungsmethoden. 

Interdisziplinäres Entwerfen

Mehrere Workshops zwischen den Studierenden und UMSICHT-Mitarbeitenden aus Wissenschaft, Labor, Konstruktion, IT, Werkstatt und mechanischer Fertigung halfen den Studierenden dabei, die Aufgabe interdisziplinär anzugehen. Alle relevanten Aspekte des Produktentwicklungsprozess wurden dabei beleuchtet: Form, Emotion, Funktion, Gebrauch, Produktion, Verkauf, Ökonomie und Nachhaltigkeit. „Innovationsprozesse lassen sich dann verbessern, wenn man interdisziplinär und auch enger mit Designerinnen und Designern zusammenarbeitet“, erklärt Wolfgang Schabbach. Und er fügt an: „Wir denken anders. Das wirkt sich auf die Qualität der Entwicklungen aus.“

Unterschiedliche Design-Konzepte

Die Ergebnisse der Projektarbeit sind ganz unterschiedlich: Ob Verwertung von Klärschlamm oder von Ernterückständen beim Kaffeeanbau: die verschiedenen Anwendungs-Szenarien und passenden Produktlösungen wurden von den Teams genau durchdacht und ausgearbeitet. Professor Schabbach resümiert: „Alle Entwürfe sind so konzipiert, dass sie in der Serie hergestellt werden könnten. Die Umsetzung ist natürlich abhängig von vielen Faktoren, wie Stückzahl, Zielgruppen, den Varianten technischer Komponenten und Baugrößen.“  

Fraunhofer TCR-Technologie

Mit der TCR-Technologie lässt sich ein breites Spektrum biogener Rest- und Abfallstoffe in speicherbare Energieträger wie Öl, Gas und Kohle umwandeln. Diese Produkte sind die Ausgangsbasis für zum Beispiel synthetische und damit CO2-neutrale Kraftstoffe der nächsten Generation oder Grundstoffe der chemischen Industrie. Forschungs- und Pilotanlagen zur TCR-Technologie werden bei Fraunhofer UMSICHT in Sulzbach-Rosenberg für Forschungseinrichtungen, Industriekunden oder im Rahmen von eigenen Projekten entwickelt und vor Ort gebaut.