Digitale Denkmalpflege: Neue Fenster in eine alte Welt

Donnerstag. 02. Juli 2020 (Julian Uebe)
Theorie und Praxis treffen im Modell aufeinander: Detailzeichnungen helfen später bei der Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten
Darius Richter stellt seinen Katalog vor - 120 Experten hören ihm zu

Denkmäler kennen wir als Fenster in die Vergangenheit. Was aber, wenn Baudenkmäler mit erneuerten Fenstern für die Zukunft ausgestattet werden sollen? Dann sollten sie möglichst energieeffizient sein. Wie praxisrelevant das Zusammenbringen von "gestern" und "morgen" schon heute ist, das beweist Darius Richter, der im Rahmen seiner Masterarbeit erfolgreich am eurac-Projekt PLANFenster teilgenommen hat und nun auf großes Interesse aus der Fachwelt trifft.

Sein Studium im Master Digitale Denkmaltechnologie absolvierte Darius Richter an der Hochschule Coburg und der Universität Bamberg. Der Praxistest im Rahmen es PLANFenster-Projektes verschlug ihn dann nach Bozen, Südtirol. Das Projekt PLANFenster zielt darauf ab, gemeinsam mit Fensterbauern und Planern, Standards für verschiedene Einbausituationen zu erarbeiten. Diese Standards, die sowohl für Neubauten als auch für typische Sanierungsfälle Gültigkeit haben sollen, werden auf Grundlage von Simulationen und Messungen – die sowohl im Labor als auch vor Ort stattfinden – entwickelt. Besonders innovativ ist dabei die Entwicklung einer Apparatur zur Messung von Luftdichtigkeit und U-Wert des Fensters direkt vor Ort. Damit werden erstmals empirische Daten zum thermischen Verhalten der eingebauten Fenster zur Verfügung stehen.

Aufwand und Energie im Rahmen halten

Minimalinvasives Vorgehen erinnert die meisten Menschen an Medizin. Im Speziellen an Chirurgie. Doch auch bei der Denkmalpflege ist immer wieder besonderes Fingerspitzengefühl gefordert. Denn ein Bauwerk als Summe seiner Einzelteile wirft die Frage auf: Wie lange behält ein Gegenstand seine Identität, wenn man nacheinander seine einzelnen Bestandteile austauscht? Demgegenüber steht die Anforderung, dass historische Gebäude weiterhin genutzt werden müssen, um nicht dem Verfall ausgeliefert zu sein. Die Zielsetzung ist also, das Erscheinungsbild eines Hauses und seiner historischen Fenster zu erhalten, gleichzeitig aber den modernen Ansprüchen für Wohnkomfort und Energieeinsparung gerecht zu werden.

Verschiedene Ansätze für den richtigen Einsatz

Um hier die richtige Balance zu wahren, hat Darius Richter mit Hilfe von Simulationsmodellen verschiedene Ansätze gegenübergestellt. Die Ergebnisse seiner Arbeit mit dem Titel Dokumentation und Optimierung von Sanierungsansätzen für historische Fenster und Erstellung eines Wärmebrückenkataloges, stellte Darius Richter 120 Teilnehmern in einer Online-Fortbildung für Architekten und Handwerker vor. Das große Interesse an der dreiteilige Online-Reihe des Absolventen zeigt, wie praxisnah die Forschung an der Hochschule Coburg ist und welche Bedeutung die hier entstehenden Ideen und Modelle unmittelbar in der Anwendung haben.